Düsseldorf. Zwei Spiele, zwei Siege – diese Bilanz will Interimstrainer Hermann gegen Union Berlin ausbauen. Adam Bodzek ersetzt Karim Haggui, Julian Koch und Sercan Sararer sind angeschlagen.

Peter Hermann ist schon zu lange im Fußball-Geschäft tätig, als dass man ihm noch etwas vormachen könnte. „Als ich am Donnerstag gesehen habe, dass noch kein neuer Trainer da ist, war mir klar, was das für mich bedeutet“, bekannte Fortunas Interimstrainer. Rachid Azzouzi konnte sich ein kurzes Schmunzeln nicht verkneifen, schließlich musste er wohl nicht viele Worte verlieren, als er Hermann am Donnerstag zu einem Dialog bat. Der 63-Jährige ahnte schon, was ihm da blüht und dass ihn der Manager bitten würde, doch noch zwei weitere Spiele bis zur Winterpause auf dem Cheftrainer-Stuhl auszuhelfen.

Natürlich lehnte Hermann diese Bitte nicht ab, ungeachtet der Tatsache, dass der Job in vorderster Linie ihm noch nie zugesagt hat. „Wenn ich als Cheftrainer hätte arbeiten wollen, dann hätte ich das vor zwanzig Jahren gemacht. Das Thema ist für mich vorbei“, sagt er. Das weiß man auch bei der Fortuna. Zumindest am Samstagmittag (13 Uhr, Arena/live in unserem Ticker) gegen Union Berlin und zum Jahres-Finale in Paderborn wird Hermann für den Verein noch einmal über seinen Schatten springen.

Ein Umstand, den man dem 63-Jährigen einerseits hoch anrechnen muss, der andererseits aber auch nur eine logische Konsequenz sein kann, nachdem er die Mannschaft mit zwei Siegen in Frankfurt (2:1) und gegen Braunschweig (1:0) aus dem Tabellenkeller bis auf Platz 13 geführt hat. Selbst wenn der Verein bei seiner Suche nach einem Nachfolger für den Ende November beurlaubten Frank Kramer schon fündig geworden wäre, würde es wenig Sinn machen, den neuen Mann noch vor der Winterpause loslegen zu lassen. Dazu besteht nach den jüngsten zwei Siegen keine Notwenigkeit, schließlich spricht das Momentum für Hermann. Was im Gegenzug nicht heißen soll, dass er mit der Fortuna keinen langfristigen Erfolg haben könnte. Allein, man wird es wohl nie herausfinden können.

Die Fortuna ist wieder eine Einheit

Was Hermann hingegen in seiner kurzen Amtszeit schon erreicht hat, ist beachtlich. Von der optimalen Punkteausbeute einmal abgesehen, hat er aus einer verunsicherten Mannschaft in kürzester Zeit wieder eine Einheit geformt. Spielerische Wunderdinge darf man in der Kürze der Zeit natürlich nicht erwarten, doch darum geht es zumindest im Moment auch nicht. „Es geht auch gegen Berlin nicht um Zauberfußball“, sagt Hermann, der von seinen Spielern erwartet, dass sie dort anknüpfen, wo sie gegen Braunschweig aufgehört haben. Defensive Stabilität, gepaart mit unbändigem Einsatz- und Zweikampfwillen, waren zuletzt der Schlüssel zum Erfolg. Hinzu kamen die Mechanismen, die ein Trainerwechsel mit sich bringt. „Peter hat gewisse Dinge freisetzen können, so dass wir erfolgreich sind“, sagt Manager Azzouzi, „er hat den Spielern ein neues Selbstwertgefühl gegeben und durch die Siege kam die Lockerheit hinzu.“

Dem Verein gab Hermann durch seine erfolgreiche Arbeit zudem Zeit, die Trainersuche etwas entspannter angehen zu können. „Es ist Zeit, die wir gut gebrauchen können“, sagt Azzouzi.

Hermann muss in der Abwehr umstellen

Hermann wäre jedoch nicht Hermann, wenn er sich von den jüngsten Erfolgen blenden lassen würde: „Nachdem man einmal über den Sieg gegen Braunschweig geschlafen hat, sieht unsere Situation immer noch nicht viel besser aus. Das zeigt einmal mehr, wie schwer es ist, da unten rauszukommen. Ich möchte mir nicht ausmalen wie es ausschauen würde, wenn wir die zwei Spiele verloren hätten. Wir dürfen kein Stück nachlassen. Wenn nun einer meint, er hätte was geleistet, müsste man reagieren, aber das ist nicht der Fall.“

Reagieren muss Hermann dennoch in der Innenverteidigung, wo Adam Bodzek heute den gelb-rot-gesperrten Teamkapitän Karim Haggui ersetzen wird. Fragezeichen stehen noch hinter den angeschlagenen Julian Koch und Sercan Sararer, die vorgestern nur individuell trainieren konnten.