Düsseldorf. . Ihlas Bebou und Didier Ya Konan per Doppelpack schnüren beim 3:0 gegen 1860 den ersten Saisonsieg. Teamarzt Blecker rettet bewusstlosen Okotie.

Wie fühlt sich eigentlich ein Sieg an? Auf die ganze Palette an emotionalen Begleiterscheinungen, die ein Erfolgserlebnis so mit sich bringt, mussten Fortunas Fans in der 2. Fußball-Bundesliga lange warten. Bis gestern. Als Stürmer Didier Ya Konan mit seinem zweiten Treffer des Tages in der 66. Spielminute zum 3:0 (2:0) Endstand gegen zahme Münchener „Löwen“ traf, und klar war, dass der erste Dreier nach zuvor fünf sieglosen Punktspielen so gut wie unter Dach und Fach gebracht war, sprudelte die Anspannung der vergangenen Wochen aus den Spielern heraus. Bestes Beispiel war Torhüter Michael Rensing, der quer über den halben Platz spurtete, um sich auf die Jubeltraube seiner Teamkollegen zu werfen.

Geduld und vor allem den unerschütterlichen Glauben an seine auf den letzten Platz abgerutschte Mannschaft und seine zwar akribische, bislang aber punktetechnisch gesehen nahezu ertraglose Arbeit, benötigte auch Frank Kramer. Das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben und dafür mit einem Dreier belohnt zu werden, konnte Fortunas Cheftrainer zuletzt vor sieben Monaten am 16. Februar auskosten. Damals siegte er mit Greuther Fürth 1:0 auf St. Pauli.

Liendl wurde laut ausgepfiffen

Minuten nach dem Schlusspfiff präsentierte sich der 43-Jährige demütig. „Im Umfeld, aber auch innerhalb des Vereins ist es sachlich und ruhig geblieben. Dafür möchte ich allen ein großes Lob aussprechen“, so Kramer bei der Pressekonferenz.

Auf der Spielmacher-Position vertraute er seinem Neuzugang Kerem Demirbay, der so zu seinem Startelf-Debüt kam und sich mit zunehmender Spieldauer stetig steigerte. Neben Flügelspieler Mathis Bolly musste indes auch Geburtstagskind Joel Pohjanpalo passen, der angeschlagen von der finnischen Nationalmannschaft zurückgekehrt war und seinen 21. Ehrentag auf der Tribüne verbringen musste.

Unter den 24 970 Arena-Gästen drückte auch Andreas „Lumpi“ Lambertz seinen ehemaligen Teamkollegen die Daumen, die nach fünf Minuten gleich eine heikle Situation zu überstehen hatten: Michael Liendl, der einen Monat nach seinem Wechsel an die Isar bei seiner Rückkehr an die ehemalige Wirkungsstätte mehrfach lautstark ausgepfiffen und zur Halbzeit ausgewechselt wurde, bediente Valdet Rama, dessen Kopfball der gestern blendend aufgelegte Michael Rensing reaktionsschnell entschärfte.

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Das erwartete Kampfspiel des Tabellenletzten gegen den Drittletzten war ganz nach dem Geschmack von Axel Bellinghausen, der bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung in der Halbzeit stark auftrumpfte. So war es auch Fortunas Routinier, der Ihlas Bebou nach neun Minuten per Flanke im Strafraum bediente. Mit welcher brachialen Wucht sich der sonst eher leichtfüßige Togolese in die Linkshereingabe warf, zeigte deutlich, dass die stark pressende Fortuna den ersten Sieg erzwingen wollte.

Kramer: „Ich bin einfach nur happy“

Bereits vor Ya Konans Doppelpack, durch den die Fortuna den Tabellenkeller verließ, hatte Rot-Weiß durch Demirbay (49./Latte) und Sararer (58./Pfosten) beste Chancen, vorzeitig alles klar zu machen. Nach dem Ausfall von Stürmer Rubin Okotie (siehe unten) konnte die Fortuna die Schlussviertelstunde in Überzahl agieren, da die Gäste schon dreimal gewechselt hatten. Wie sich nun ein Sieg anfühlt? „Ich bin einfach nur happy“, so Coach Kramer, „dieser Sieg darf aber nur der Anfang sein!“

Okotie: Es war die Schrecksekunde des gestrigen Nachmittags: In der 72. Spielminute brach Münchens Stürmer Rubin Okotie im eigenen Strafraum bewusstlos zusammen. Kurz zuvor war er bei einem Kopfballversuch mit Fortuna-Torhüter Michael Rensing zusammengeprallt, der den Ball vor dem österreichischen Nationalspieler aus der Gefahrenzone gefaustet hatte. Fortunas Mannschaftsarzt Ulf Blecker spurtete auf den Rasen und konnte erfolgreich Erste Hilfe leisten. „Rubin Okotie war zunächst bewusstlos und hatte die Zunge verschluckt. Er schwankte zwischen Bewusstlosigkeit und Klarheit, fing an, unkontrolliert zu erbrechen“, so Blecker. Am Abend gaben die Löwen Entwarnung: In der Düsseldorfer Uniklinik wurden zum Glück keine Schäden festgestellt. Okotie fuhr noch am Abend mit dem Münchener Mannschaftsarzt zurück gen Süden.