Düsseldorf. Fortuna Düsseldorf führte gegen Nürnberg, gab die Partie aber binnen zehn Minuten aus der Hand und verlor 1:3. Die Spieler können sich ihren Aussetzer nicht erklären.
„Unerklärlich“ – dieser Ausdruck war am Sonntagnachmittag wohl der mit Abstand am häufigsten verwendete Versuch, die letzten 20 Spielminuten der Fortuna im Duell mit dem 1. FC Nürnberg in passende Worte zu kleiden. Binnen zehn Minuten ließen sich die Düsseldorfer nach ihrem Führungstreffer durch Joel Pohjanpalo (67.) das Momentum, die defensive taktische Grundordnung und letztendlich auch das Spiel von den Franken aus der Zitterhand nehmen.
Nach dem Ausgleichstreffer von Niklas Stark (71.) nur vier Minuten nach Fortunas Führungstor, wurde für die 30.213 Zuschauer in der Stockumer Arena offensichtlich, wie es derzeit um das Nervenkostüm der Mannschaft von Fortuna-Cheftrainer Oliver Reck bestellt ist, die in der Schlussphase völlig auseinanderbrach und durch die folgenden Joker-Tore der eingewechselten Danny Blum (77.) und Sebastian Kerk (88.) mit 1:3 verlor.
Schulte zeigt Trainerfrage die kalte Schulter
Fortunas Sportvorstand Helmut Schulte sah eine „traurige Entwicklung“. „Ich weiß auch nicht, wie so etwas passieren kann“, rätselte der 57-Jährige und musste dabei einräumen, dass sein Team in der Tabelle den Kontakt zu den oberen Regionen und damit dem ausgegebenen Saisonziel „erst einmal verloren hat“. Einer möglichen Trainerfrage zeigte der sonst so rhetorisch gewiefte Sauerländer wortwörtlich die kalte Schulter und verschwand auf dem Absatz umdrehend wortlos in die Kabine. Unerklärlich!?
Sportliche Fakten gegen den unterirdischen Heimtrend, der zuletzt durch die 2:3-Niederlage gegen Kellerkind Aue noch einmal an Intensität zulegte, lieferte die Fortuna zunächst bezeichnender Weise mit jener Kompaktheit, die ihr in den letzten 20 Minuten der Partie abhanden kam. Dafür sorgten zunächst die nach ihren Gelb, bzw. Gelb-Rot-Sperren zurückgekehrten Innenverteidiger Bruno Soares und Jonathan Tah, die Mannschaftskapitän Adam Bodzek flankierten.
Benschop als einzige Sturmspitze
In einem 3-2-4-1-System spielten erstmals der nach seiner Wadenverletzung wiedergenesene Sérgio da Silva Pinto und Oliver Fink Seite an Seite. Der geballten Routine im defensiven Mittelfeld stand Charlison Benschop als einzige Sturmspitze gegenüber. Weshalb der Curaçao-Niederländer weite Wege zu gehen hatte. Der 25-Jährige holte sich die Bälle teils in der eigenen Hälfte ab und legte für Axel Bellinghausen die ersten Düsseldorfer Torchancen (26./36.) auf.
Von den Gästen kam indes wenig. Die Nürnberger haderten angesichts der gut zugestellten Räume mit ihrem Aufbauspiel und verstrickten sich immer wieder in Ballverluste, aus denen die Fortuna zwar Ballbesitz, aber keinen Nutzen ziehen konnte. So entwickelte sich ein „Abnutzungskampf“, wie es Club-Trainer René Weiler treffend formulierte, der erst ab der 67. Spielminute an Fahrt aufnahm.
Joel Pohjanpalo, der bei fünf seiner letzten sechs Einsätze in der Startelf stand und in dieser Zeit ohne Tor blieb, machte es in seiner Paraderolle als Edel-Joker umso besser. In der 55. Minute für Michael Liendl eingewechselt, stocherte er den Ball nach einer Pinto-Ecke zur Führung über die Linie. Es war bereits das vierte Joker-Tor des Finnen. Mit der Führung im Rücken ließ sich die Fortuna tief in die eigene Hälfte zurückdrängen. Einfach unerklärlich.