Warschau. Nach dem 2:1 (2:0)-Erfolg der Azzurri im EM-Halbfinale über Deutschland spricht der italienische Nationaltrainer Cesare Prandelli über seinen Ruf als Taktikfuchs, die feine Leistung Mario Balotellis und warum er an Spanien noch nicht denken möchte.
Cesare Prandelli, ausgerechnet Ihr Sorgenkind Mario Balotelli war im Halbfinale gegen Deutschland mit zwei Toren der Matchwinner. Wie beurteilen Sie seine Leistung?
Prandelli: Balotelli war hervorragend wie die ganze Mannschaft. Die Mannschaft muss immer eine Strategie verfolgen, und auch Balotelli hat dies vorbildlich getan. Er war immer anspielbar. Das war eine fantastische Leistung. Er hatte Krämpfe, deshalb habe ich ihn ausgewechselt, damit er uns auch am Sonntag im Endspiel wieder zur Verfügung steht. Unsere medizinische Abteilung muss nun sehen, ob jemand angeschlagen ist. Wir werden aber eine fitte italienische Mannschaft am Sonntag erleben.
Wie bewerten Sie diesen Sieg im Vergleich mit anderen in Ihrer Amtszeit?
Prandelli: Das war bislang unser größter Sieg, gemessen an der Bedeutung des Spiels.
Italien hat Deutschland beherrscht, Spanien hatte gegen Portugal größere Probleme. Ist Ihre Mannschaft nun der Favorit auf den EM-Titel?
Prandelli: Ich glaube, dass Spanien nach wie vor der Favorit ist. Aber wir werden die Herausforderung annehmen und Spanien einen großen Kampf bieten.
Woran lag es, dass die deutsche Mannschaft nie zur Entfaltung kam?
Prandelli: Wir waren gut auf die deutsche Mannschaft vorbereitet. Wir wollten den Ball immer im Zentrum halten, und es war unser Vorteil, dass wir immer einen freien Spieler im Zentrum hatten.
Sie haben also Ihrem Ruf als Taktikfuchs wieder mal alle Ehre gemacht...
Prandelli: Ich bin vor allem stolz auf meine Spieler, ich möchte nicht über mich sprechen, sondern über diese starke italienische Mannschaft mit vielen jungen Spielern. Das war nur der Anfang eines Traumes, wir sind nicht abergläubisch. Ich möchte auf dem Boden bleiben. Wir haben noch ein hartes Stück Arbeit vor uns.
Wie wollen Sie nun gegen die Spanier bestehen?
Prandelli: Lassen Sie uns nicht von Spanien sprechen. Wir wollen erst mal den Moment genießen und werden uns jetzt auf Spanien entsprechend vorbereiten.
Wird das Finale Ihr letztes Spiel als Nationaltrainer sein?
Prandelli: Mein Telefon war an, und niemand hat angerufen. Ich habe eine hervorragende Beziehung zum italienischen Verband, mehr möchte ich dazu nicht sagen. (aufgezeichnet von sid)