Donezk. Die Niederlage von Portugal im Halbfinale der EM 2012 gegen Spanien schmerzt Superstar Cristiano Ronaldo. Der Stürmer ist frustriert und hält das Ausscheiden für ungerecht. Beim Elfmeterschießen wäre er für die Portugiesen als letzter Schütze angetreten.

Als Cesc Fabrgas Portugals Titeltraum zerstörte, brach für Cristiano Ronaldo eine Welt zusammen. „Injustica, injustica', murmelte der Superstar der Seleccao immer wieder - „was für eine Ungerechtigkeit!' Dabei hätte es doch seine Bühne werden sollen. Den fünften und letzten, den alles entscheidenden und siegbringenden Elfmeter sollte er schießen. Doch dann traf Bruno Alves die Unterkante der Latte und Fabregas über den Innenpfosten ins Tor - und Ronaldo schüttete vor einem

Millionenpublikum sein Herz aus.

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Ronaldo sollte den finalen Elfmeter versenken

„Ich bin sehr traurig, es ist sehr frustrierend, auf diese Art und Weise zu verlieren“, stammelte Ronaldo nach dem 2:4 im Elfmeterschießen gegen Spanien, das seine „Brüder“ ins EM-Endspiel brachte. „Wir“, hob Ronaldo später im Bauch der Donbass Arena an, und meinte doch vor allem sich selbst, „wir hätten mehr verdient gehabt.“ Mit schwarzen Stützstrümpfen, khakifarbenen Shorts und einem grauen Kapuzenpulli sah der 27-Jährige dabei aus wie ein EM-Urlauber, zu dem er in diesem Moment ja bereits geworden war.

Der fünfte, sein Elfmeter - Ronaldo bereitete dieses Thema mehr Schmerzen als hätte er antreten dürfen und wäre gescheitert. „Ich war dafür vorgesehen“, sagte er, die Brillanten in seinen Ohren überstrahlten die müden Augen, „aber das Schicksal hat anders entschieden. Elfmeter sind immer Glücksspiel, eine Lotterie. Wir hatten kein Glück.“ Injustica! Dabei hatte er sich vor dem Shootout von einem Betreuer eigens noch die Schuhe putzen lassen.

Bento verteidigt seine Strategie

Doch war es wirklich so klug, den vermeintlich sichersten Schützen bis zum Schluss zurückzuhalten? „Das war die Strategie des Trainers, wir müssen das so akzeptieren“, sagte Nani, und es klang, als falle ihm das schwer. Nani selbst spielte in diesem „schrecklichen Finale“, wie er das Elfmeterschießen nannte, ebenfalls eine wichtige Nebenrolle. Beim Stande von 1:2 rief er Teamkollege Bruno Alves zurück, der bereits auf dem Weg zum Punkt war. Nicht Alves, Nani war an der Reihe, das war so abgesprochen worden. Nani traf, doch der nächste Portugiese - Alves - vergab. „Das ist nicht einfach für mich“, sagte der.

Trainer Paulo Bento verteidigte indes seine Strategie. „Wir haben das eben so entschieden, es schien der beste Weg zum Sieg. Hätte es 4:4 gestanden und wir dann Cristiano gehabt, würden wir jetzt anders reden“, sagte er. Doch sie sprachen trotz starker Leistung über 120 Minuten, in denen sie „dicke Eier“ (Hugo Almeida) gezeigt hatten, von Glück und dem kleinen, feinen Unterschied. „Zentimeter fehlten zum Finale“, schrieb A Bola, Jornal Nacional verwies auf die sechs Aluminiumtreffer der Portugiesen bei dieser EURO.

Niemand schoss bei der EM 2012 häufiger aufs Tor als Cristiano Ronaldo

Drei hatte Ronaldo. Er gab die meisten Schüsse aller Spieler bei der EM ab (20), er schoss am häufigsten aufs Tor (15 Mal), er erzielte drei Treffer. Am Mittwochabend vergab er die größte Chance zum Sieg (90.). „Ich habe mein Bestes gegeben, wie immer. Ich bin zufrieden mit dem, was ich geleistet habe und sehr glücklich mit meiner EURO“, sagte er.

Das spanische Blatt Sport dagegen spottete: „Adios, Ronaldo! Der Portugiese verabschiedet sich von der EM - und vom Goldenen Ball!“ Der zweiten Ehrung zum Weltfußballer, dem „Sieg“ über Barcelonas Lionel Messi, wollte „CR7“ mit einer starken EM näher kommen. Obwohl ihm die Krönung in der Ukraine versagt blieb, glaubt Ronaldo an ein Happy End bei der Wahl im Dezember. „Ich bin sehr, sehr zuversichtlich“, sagte er.

Bis dahin wird Portugal das fünfte Halbfinal-Aus bei einem großen Turnier (bei sechs Teilnahmen) und die erste Niederlage in einem Elfmeterschießen (im dritten Duell) weitgehend verdaut haben. Das nächste Ziel, die WM in Brasilien 2014, soll ein fast unveränderter Kader erreichen - mit Trainer Bento, dessen Bleiben Verbandsboss Fernando Gomes bekräftigte. Staatspräsident Anibal Cavaco Silva lobte, Ronaldo und Co. hätten „Portugal stolz gemacht, fußballerisch an Ansehen gewonnen und den nationalen Sport würdig vertreten“.