Kiew. Frankreich ist mit Ach und Krach in das EM-Viertelfinale gestolpert und muss sich nun mit Welt- und Europameister Spanien auseinandersetzen. Die „Equipe Tricolore“ verlor zum Abschluss der EM-Vorrunde nach einer indiskutablen Leistung in Kiew mit 0:2 (0:0) gegen Schweden, was aber trotzdem zum Weiterkommen genügte.
Doch als Zweiter der Gruppe D treffen die Franzosen nun in der Runde letzten Acht nicht auf die vermeintlich schwächeren Italiener, sondern am 23. Juni in Donezk auf den Turnierfavoriten Spanien.
Torjäger Zlatan Ibrahimovic (54. Minute) erzielte vor 55.000 Zuschauern den sehenswerten Führungstreffer für die bereits zuvor ausgeschiedenen Schweden, Sebastian Larsson (90.+1) besiegelte die erste Niederlage der Franzosen nach 23 Länderspielen. So hielt sich die Freude der Franzosen, erstmals nach sechs Jahren wieder in ein Viertelfinale bei einem großen Turnier eingezogen zu sein, doch arg in Grenzen.
Denn die Leistung erinnerte fast schon an die der WM vor zwei Jahren in Südafrika, als sich Frankreich mit blamablen Vorstellungen und internen Querelen in der Vorrunde verabschiedet hatte.
Franzosen in der Defensive schwach
Seit 43 Jahren wartete Schweden auf einen Sieg gegen Frankreich. Und wer gedacht hätte, die Skandinavier hätten sich ohnehin schon gedanklich verabschiedet, sah sich getäuscht. Mutig suchten die „Tre Kronors“ ihre Chancen und brachten die äußerst unsicher agierende Hintermannschaft der Franzosen ein ums andere Mal in Bedrängnis.
So besaß die Mannschaft von Trainer Erik Hamren, der die Partie als erstes Vorbereitungsspiel für die anstehende WM-Qualifikation (unter anderem gegen Deutschland) bezeichnet hatte, gleich zwei gute Kopfball-Möglichkeiten durch Ola Toivonen (3.) und Sebastian Larsson (4.). Richtig gefährlich wurde es gar in der zehnten Minute, als sich Abwehrchef Philippe Mexes, der später seine zweite Gelbe Karte sah und im Viertelfinale zuschauen muss, einen kapitalen Stellungsfehler leistete und Toivonen ziehen ließ. Der Angreifer vom PSV Eindhoven umkurvte daraufhin Frankreichs Keeper Hugo Lloris, setzte aber den Ball an den Außenpfosten
Und was war mit dem Geheimfavoriten auf den EM-Titel? Ein Schuss von Franck Ribery aus halblinker Position (8.), dazu einmal Hatem Ben Arfa aus 25 Metern (35.) - mehr hatte die Mannschaft von Coach Laurent Blanc in den ersten 45 Minuten nicht zu bieten. Oftmals wirkten die Offensivaktionen der Franzosen ideenlos, nur selten ging einmal Gefahr von den kreativen Köpfen wie Ribery oder Samir Nasri aus. So hing Torjäger Karim Benzema in der Zentrale quasi in der Luft.
Ibrahimovic trifft per Seitfallzieher
Die Halbzeitansprache von Blanc dürfte laut und kurz ausgefallen sein. Bereits einige Minuten früher erschienen die Franzosen wieder auf dem Platz. Doch die Hoffnung auf Besserung erfüllte sich bei den gut 2.000 französischen Fans kaum. Vielmehr waren es die Schweden, die durch den eingewechselten Christian Wilhelmsson zur nächsten Großchance kamen (53.). Eine Minute später war es dann aber doch passiert, als Ibrahimovic in seinem 80. Länderspiel mit einem sehenswerten Seitfallzieher zur schwedischen Führung traf. Es war der zweite Turniertreffer des Torschützenkönigs der italienischen Serie A. Kurz darauf musste Lloris gegen Wilhelmsson (57.) und Olof Mellberg (59.) zweimal sein ganzes Können aufbieten, um einen weiteren Gegentreffer zu verhindern. Der eingewechselte Olivier Giroud verpasste in der 83. Minute mit einem Kopfball zunächst den Ausgleichstreffer, ehe Larsson zum 2:0 traf. (dapd)