Essen. . Es ist grün, es ist nostalgisch und es ist nie zu sehen - zumindest nicht bei den DFB-Spielern: Nicht einmal hat die deutsche Nationalmannschaft in diesem Turnier bisher das grüne Auswärtstrikot übergestreift. Fans, die extra das grüne EM-Trikot der Deutschen gekauft haben, sind verwundert.

Was wurde im Vorfeld nicht alles über das bedeutungsschwangere grüne Auswärtstrikot der deutschen Nationalmannschaft bei dieser EM geschrieben. Bei allen großen Erfolgen wurde diese Farbkombination als Weiß-Schwarz-Alternative gewählt. Damit wirbt der DFB gerne.

Das beste Beispiel: Das "Wunder von Bern" 1954. Im Halbfinale siegte Deutschland 6:1 gegen Österreich - in grün. Am Ende wurde Deutschland Weltmeister. Bei der EM 1972 trug die Mannschaft es beim 3:1-Sieg gegen England im Wembley-Stadion. Am Ende wurde Deutschland Europameister. Ebenfalls gegen England siegte Deutschland auch im Halbfinale der WM 1990 - erneut in grün. Am Ende wurde Deutschland Weltmeister.

Lässt man nun außer Acht, dass Deutschland das grüne Trikot zuletzt bei dem schmachvollen Vorrunden-Aus bei der EM 2000 im Gepäck hatte, stehen die Vorzeichen für diese Endrunde doch ganz gut.

Verkaufsschlager Nationalmannschafts-Trikot

Angespornt von diesem Aberglauben, modischer Vorliebe oder einem Hang zur Nostalgie gewöhnten sich viele Fans schnell an das farbenfrohe Outfit und kauften ein grünes Trikot. Bis zu 80 Euro war ihnen die Anschaffung wert. Bei einem ersten Testpiel-Schaulauf zeigten die Jungs dann auch auf dem Rasen, wie hübsch und hoffnungsvoll das Grün erstrahlt. Eine Folge: Im Vorfeld der EM war das Auswärtstrikot laut "Media Control" sogar das Fußball-Shirt, das am dritt häufigsten verkauft wurde. Platz eins belegte das klassische, weiße Heim-Trikot.

So stehen nun viele, viele Fans in ihrem Wohnzimmer, beim Public Viewing oder im Stadion in diesen tollen neuen Trikots und freuen sich, mit ihrer Nationalmannschaft Farbe zu bekennen. Jedoch: Das grüne Trikot kam noch nicht einmal zum EM-Einsatz. Für die Fans sicherlich kein Grund zum Verdruss, schön ist das Leibchen ja dennoch, aber komisch ist es schon.

Nun steht Deutschland im Viertelfinale gegen Griechenland und wieder ist nichts Grünes in Sicht. Deutschland hat Heimrecht - anpassen muss sich also der Gegner, in diesem Fall Griechenland. Generell gilt die Regel: Das Auswärtstrikot wird immer dann gewählt, wenn es nicht möglich ist, im weißen Trikot zu spielen.

Erst im Finale könnte Grün Pflicht werden

Auch bei einer möglichen Halbfinal-Qualifkation ist mit einem grünen Aufzug nicht zu rechnen. Spielen wir das mal durch:

Zwar könnte Deutschland im Halbfinale rein theoretisch auf die ebenfalls weiß gekleideten Engländer treffen - Deutschland hätte jedoch Heimrecht und England müsste zur Zweitgardrobe greifen. Bei den anderen potentiellen Halbfinalisten wie beispielweise Spanien, Italien oder Frankreich scheitert es ebenfalls an Deutschlands Heimrecht.

Sollte im Finale - und nun sei mal jede fußballerische Statistik und Wahrscheinlichkeit über Bord geworfen - Deutschland gegen England stehen, dann käme das grüne Trikot doch noch zum Einsatz. Deutschland hat dort nämlich kein Heimrecht und müsste sich den im weißen Heimtrikot auflaufenden Engländern fügen. Käme es jedoch zu einem finalen Kräftemessen mit Spanien oder, sagen wir, der Ukraine, würde Deutschland trotzdem ein Endspiel in weiß bestreiten, da dann die Farben der Heimteams (rot/gelb bzw. blau/gelb) kein Grund für ein Nicht-Tragen des weißen Shirts sind.

Das letzte Wort hätte in dem Fall aber immer noch der DFB, er könnte sich dazu entscheiden, dass in grün gespielt wird, auch wenn dies nicht nötig wäre. Das allerletzte Wort hätte dann aber immer noch der Schiedsrichter. Wird ihm der Auflauf auf dem Rasen zu bunt, kann er die Trikot-Entscheidung noch regelkonform beeinflussen. (we)