Danzig. . Deutschland führt die Gruppe B der Europameisterschaft bisher mit sechs Punkten an. Das Viertelfinale hat sie trotzdem noch nicht sicher. Das sagen die Fakten. Aber was ist das Entscheidende? Ein Kommentar von Frank Lamers.
Außer einer weiteren Kerbe im Stollenschuh, die noch lange davon künden wird, dass Holland, dass dieser ewige Rivale schon wieder in die Knie gezwungen wurde, hat die Nationalmannschaft wenig Handfestes mitgenommen aus der Ukraine. Die tabellarische Konstellation ist nach dem zweiten Vorrundenspieltag verblüffend. Die deutsche Auswahl könnte trotz ihrer Erfolge gegen die bedeutenden Fußballnationen Portugal und die Niederlande tatsächlich noch die Teilnahme am EM-Viertelfinale verpassen.
Das Handfeste muss allerdings wie immer emotionslos in den Ordner mit der Aufschrift „So funktioniert Fußball“ verfrachtet werden. Die Ausgangssituation vor dem Aufeinandertreffen mit den Dänen ist gut. Die Tür zum Viertelglück ist weit geöffnet. Da müssen wir noch durch. Basta. Für das weniger Handfeste dagegen ist ein anderer Ordner vorgesehen.
Ordner zwei ist nicht der, der zählt
Es ist der Ordner, in den die Notizen zum Spiel gehören, die Interpretationen, die Schwärmereien. Ist die Auferstehung des Mario Gomez aus der Mehmet-Scholl-Asche nicht ein Mirakel? Ist die Effizienz dieser so bewusst neu gestalteten Nationalelf nicht, nun, erstaunlich teutonisch? Ist die Umsetzung ihrer Erfahrungen aus den vorherigen Turnieren in Dominanz nicht so sehr erkennbar wie bei, sagen wir: Spanien?
Doch, doch. Was wirklich zählt, steckt allerdings in Ordner eins.