Krakau/Charkiw. Der niederländische Nationaltrainer Bert van Marwijk steht dieser Tage heftiger denn je in der Kritik. Doch in Bert van Oostveen hat van Marwijk einen Verbündeten: Der Direktor des niederländischen Fußball-Verbandes sprach dem Bondscoach nun eine Jobgarantie aus - auch im Falle des EM-Aus.

Irgendwer scheint immer an ihm herumzumäkeln. Meist ist es die Personalauswahl, oft auch die Taktik. Bert van Marwijk hat es nicht leicht. Er ist Trainer der niederländischen Nationalmannschaft. Der einzig echte Bondscoach, neben den 16,6 Millionen anderen in Hollands Kneipen oder vor den heimischen TV-Geräten. So jemand braucht Verbündete. Einen starken Rückhalt. In Bert van Oostveen hat er so einen Vertrauten. Van Marwijks Namensvetter ist Direktor beim niederländischen Fußball-Verband (KNVB) und gab dem Trainer vor dem Alles-oder-Nichts-Duell mit Deutschland am Mittwoch eine Jobgarantie.

Immer wieder Kritik an van Marwijks Taktik

Auch ein frühes Aus bei der EM hätte „keine Konsequenzen", sagte van Oostveen der niederländischen Tageszeitung „Metro": „Wir planen langfristig und zeigen einen Fußball, bei dem ein eigener Stil und eine eigene Identität erkennbar sind." Für manch einen Experten ist aber genau dies das Problem. Selbst als van Marwijk die Elftal bei der WM vor zwei Jahren in Südafrika bis ins Finale führte, war nicht jeder zufrieden.

Viel zu viel Kampf, viel zu wenig Spiel. „Das war Anti-Fußball", meckerte das niederländische Fußball-Idol Johan Cruyff nach der Endspielniederlage gegen Spanien. Beim 0:1 zum EM-Auftakt gegen Dänemark sah nun vieles gar nicht so schlecht aus. Nur das mit dem Toreschießen wollte einfach nicht klappen. Am Mittwochabend gegen die DFB-Elf stand man folgerichtig mächtig unter Druck. Die frühe Heimreise drohte. Bitter für ein Ensemble voller Hochbegabter. Beim KNVB zeigt man dennoch Geduld.

„Natürlich verliert man zwischendurch auch mal ein Spiel"

„Wenn ich sehe, welche Siegesserien dieses Mannschaft unter diesem Trainer hingelegt hat, sehe ich niemanden, der ein wirkliches Mittel gegen uns gefunden hat", sagte van Oostveen: „Natürlich verliert man zwischendurch auch mal ein Spiel. Insgesamt haben wir in den vergangenen Jahren aber viel häufiger gewonnen." In der Tat weist van Marwijk seit seinem Amtsantritt im Juli 2008 eine beeindruckende Bilanz auf. Vor dem Spiel gegen Deutschland gewann die Elftal unter seiner Leitung 34 von 50 Partien. Niederlagen gab es nur sechs.

Folglich hatten sich Bondscoach und Verband Ende vergangenen Jahres auf eine weitere Zusammenarbeit bis 2016 verständigt. Für van Oostveen ist die Vereinbarung unantastbar. „Beide Seiten haben den Vertrag in vollem Bewusstsein abgeschlossen. Zwei außergewöhnliche Qualifikationsrunden und eine tolle WM in Südafrika waren die Basis für diese Entscheidung", sagte der 41-Jährige, der vor der Europameisterschaft das Erreichen des Halbfinals als Ziel ausgegeben hatte. (dapd)