Danzig.. Niederlande-Trainer Bert van Marwijk ist stur. Statt mehrere Stürmerstars auf den Platz zu schicken, hält er am kernig-rustikalen Auftreten in der Verteidigung fest. Für die deutsche Nationalmannschaft sollte dies kein Problem sein. Ein Kommentar von Frank Lamers.

Natürlich ist es ein Kampf gegen Windmühlen, in den sich Bert van Marwijk verstrickt hat. Der Trainer der Holländer will einfach nicht alle Stürmer, die dem Land geboren wurden, hinaus schicken auf den Rasen. Er will nicht einmal Robin van Persie und Klaas-Jan Huntelaar gemeinsam spielen lassen. Dabei ist es a) eine Tradition der kleinen Niederlande, Fußball als Angriffssportart zu interpretieren. Und b) handelt es sich bei van Persie und Huntelaar um Personal, das sich gewisse Meriten erworben hat.

Bert van Marwijk hat aber anders als der literarische Windmühlenwidersacher Don Quichotte eine Chance, den Kampf zu gewinnen. Er muss mit seiner Mannschaft nur den Titel bei der EM holen. Denn holt er den Titel, wird seine Sturheit, wird sein Festhalten an der Idee, dass eine Elf den Gegner in hinteren Regionen durch kernig-rustikales Auftreten an der Entfaltung hindern müsse, neu interpretiert, dann wird sogar von Voetbal-Totaal-Nostalgikern das erreichte Ziel, weniger der Weg dorthin ausgeleuchtet werden.

Was bedeutet das für die Nationalmannschaft? Nun: nichts. Im September 2009 hat Bundestrainer Joachim Löw zwar einen Systemwechsel vorgenommen und sogar einen Stürmer wegrationalisiert. Aber der Fußball der Deutschen ist nicht hässlicher, zerstörerischer, sondern schöner, aufbauender geworden. Weil es gar nicht um Zahlen, weil es gar nicht um die Anzahl der Angreifer geht, sondern um eine Philosophie, um Gedanken. Darum: nach vorne zu denken. Grundsätzlich. Nach Möglichkeit. Wie die Holländer früher einmal.