Danzig. Drei DFB-Vizepräsidenten haben die Nationalspieler Bastian Schweinsteiger und Jerome Boateng kurz vor dem EM-Start für ihr jüngstes Auftreten in der Öffentlichkeit kritisiert. DFB-Teammanager Oliver Bierhoff trennt die beiden Fälle voneinander − und will nun das Gespräch suchen.
Drei Vizepräsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) haben die Nationalspieler Bastian Schweinsteiger und Jerome Boateng kurz vor dem EM-Start für ihr jüngstes Auftreten in der Öffentlichkeit gerügt. Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff will nun in einem Gespräch mit seinen Präsidiumskollegen die offensichtlich entstandene Irritationen ausräumen. „Das sind Präsidiumskollegen, ich werde sie darauf ansprechen“, kündigte Bierhoff im EM-Quartier der DFB-Auswahl am Mittwoch in Danzig einen Dialog mit den DFB-Vizepräsidenten Rolf Hocke, Hans-Dieter Drewitz und Hermann Korfmacher an.
Auch interessant
„Eine optimale Vorbereitung auf ein Turnier sieht für mich möglicherweise anders aus als im Fall Boateng“, sagte Hocke Sport Bild online. Im Fall Schweinsteiger sei er sogar von der eigenen Ehefrau beim Frühstück angesprochen worden: „Die Verantwortung für seinen Capri-Trip trägt die medizinische Abteilung der Nationalmannschaft. Wenn Schweinsteiger sich bei der EM optimal präsentiert, heißt es, die Entscheidung war richtig. Wenn nicht, wird die Diskussion in die entgegengesetzte Richtung gehen.
Die Bild-Zeitungen hatte zu Wochenbeginn Fotos von Schweinsteiger im Liegestuhl auf Capri mit seiner Freundin und von Boateng nachts in einem Berliner Hotel beim Treffen mit einem Fotomodell veröffentlicht.
DFB-Teammanager Bierhoff trennt die Fälle
Bierhoff wies darauf hin, dass man die Fälle Schweinsteiger und Boateng nicht in einen Topf werfen könne. „Das kann man nicht vergleichen. Bastian hat in Absprache mit dem Bundestrainer diesen Urlaub angetreten und dort auch sein Programm gemacht. Das beschäftigt mich und die sportliche Leitung nicht.“
Auf Boateng, der mit einem Modelsternchen in der Nacht vor der Abreise der DFB-Auswahl am Montag an einer Hotelbar abgelichtet worden war, ging Bierhoff nicht näher ein, meinte aber grundsätzlich: „Wir haben den Spielern gesagt, dass sie in dieser Zeit besonders beobachtet werden. Das ist klar, darauf müssen sie achten.“
Auch Löw soll sich der Sache annehmen
Vizepräsident Drewitz fordert aber, dass sich Löw und Bierhoff der Sache annehmen: „Das ist sehr unglücklich. Man muss diesen Dingen vor Ort nachgehen, das ist Aufgabe der sportlichen Leitung.“ Der 1. DFB-Vizepräsident Korfmacher befürchtet, dass im Fall eines Vorrunden-Aus solche Fotos der Nationalelf um die Ohren fliegen und einen Imageschaden bewirken: „Mit diesen Fotos kann man nicht glücklich sein. Wenn es schiefgeht, werden sie sofort rausgekramt.“
Korfmacher weist aber auch auf die andere Seite der Medaille hin: „Eine zu starke Fokussierung auf ein Turnier kann auch schädlich sein, das haben wir bei der WM 2006 im eigenen Land erlebt. Eine relaxte Vorbereitung im Kurzurlaub kann förderlich sein. Ich habe so viel Vertrauen in unsere Nationalspieler, dass sie wissen, was sie tun.“ (sid)