Essen. . Im Mai übernahm Roy Hodgson die englische Nationalmannschaft von dem kurzfristig zurückgetretenen Fabio Capello. Erfahrung für diese Herausforderung hat der 64-Jährige genug, bleibt nur die Frage, ob die Zeit reicht, um England aus der Mittelmäßigkeit zu führen.

Mangelnde Erfahrung kann man Roy Hodgson nicht vorwerfen. Der neue Trainer der englischen Nationalmannschaft hat in 36 Berufsjahren 15 Vereine und drei Nationalmannschaften trainiert. Beim schwedischen Spitzenklub Malmö FF haben die Anhänger eine Fankurve nach ihm benannt. Und in der Schweiz ist er eine Legende. Der 64 Jahre alte Engländer hat sich bei seinen bisherigen Engagements in acht verschiedenen Ländern den Ruf erarbeitet, die Herausforderung zu suchen - und sie zu meistern. Große internationale Titel blieben allerdings aus. Seine Kritiker werfen ihm daher vor, vor allem für eines zu stehen: solides Mittelmaß.

Taktik-Spezialist der alten Riege

Doch Hodgson gibt nicht viel auf die öffentliche Meinung. Der englische Trainer des Jahres 2010 kennt das Geschäft. Mal ist man oben, mal unten. Bordet die Euphorie um seine Person über, reagiert er schon mal mit Sätzen wie: "Ich bin der Geschmack des Monats, das ist alles." Mit Kritik geht er ähnlich um.

Das ist Englands Trainer Roy Hodgson

Geburtsdatum: 9. August 1947

Geburtsort: London (England)

Im Amt seit: 14. Mai 2012

Vorherige Stationen als Trainer: Halmstads BK (1976 - 1980), Bristol City 1982, IK Oddevold 1982, Orebro SK (1983 - 1984), Malmö FF (1985 - 1989), Neuchatel Xamax (1990 - 1992), Nationalmannschaft Schweiz (1992 - 1995), Inter Mailand (1995 - 1997), Blackburn Rovers (1997 - 1998), Inter Mailand 1999, Grasshopper Zürich (1999 - 2000), FC Kopenhagen (2000 - 2001), Udinese Calcio (2001), Vereinigte Arabische Emirate (2002 - 2004), Viking Stavanger (2004 - 2005), Finnland (2006 - 2007), FC Fulham (2007 - 2010), FC Liverpool (2010 - 2011), West Bromwich Albion (2011 - 2012)

Größte Erfolge als Trainer: viermal schwedischer Meister (1976, 1979, 1986 und 1988), zweimal schwedischer Pokalsieger (1986, 1989), dänischer Meister 2001, UEFA-Cup-Finalist 1997, Europa-League-Finalist 2010.

Karriere als Spieler: Hodgson spielte unter anderem für Crystal Palace, schaffte als Profi aber nie den Durchbruch und trat sein erstes Traineramt bereits im Alter von 28 an.(dapd)

Hodgson ist ein Trainer der alten Riege, ein Taktik-Spezialist, bei dem der Wille zu harter Arbeit Gesetz ist. Er betont das Kollektiv und hat wenig übrig für Spieler mit Sonderstatus.

Die Schweiz führte er so Anfang der 90er auf Platz drei der FIFA-Weltrangliste, so erreichte er mit dem FC Fulham im Jahr 2010 das Europa-Legaue-Endspiel. Doch mit dem Klub aus dem Londoner Westen verlor Hodgson gegen Atletico Madrid auch sein zweites europäisches Finale. 1997 war er im UEFA-Pokal bereits mit Inter Mailand am FC Schalke 04 gescheitert. Daher wartet der Coach, der zuletzt mit West Bromwich Albion in der Premier-League Rang zehn belegte, weiterhin auf einen internationalen Titel.

Nachfolge von Fabio Capello

Um sich bei den "Three Lions" vom Ruf der Durchschnittlichkeit zu befreien, hat er nicht viel Zeit. Denn er trat sein Amt erst im Mai als Nachfolger für den kurz zuvor zurückgetretenen Fabio Capello an. Hodgson ist eben ein Trainer, der die Herausforderung sucht.

zur EM 2012

3. September 2010: England - Bulgarien 4:0 (1:0)

7. September 2010: Schweiz - England 1:3 (0:1)

12. Oktober 2010: England - Montenegro 0:0 (0:0)

26. März 2011: Wales - England 0:2 (0:2)

4. Juni 2011: England - Schweiz 2:2 (1:2)

2. September 2011: Bulgarien - England 0:3 (0:3)

6. September 2011: England - Wales 1:0 (1:0)

7. Oktober 2011: Montenegro - England 2:2 (1:2)

(dapd)

Vor dem EM-Start gibt er sich jedoch kritisch: "Ich glaube nicht, dass wir als Favoriten ins Spiel gehen", sagte der 64-Jährige mit Blick auf das erste Gruppenspiel gegen Frankreich.

England muss bei der EM auf die verletzten Frank Lampard, Gary Cahill und Gareth Barry verzichten. Zudem fehlt dem Weltmeister von 1966 in den ersten beiden Begegnungen gegen Frankreich und Schweden der gesperrte Topstar Wayne Rooney. Dritter Gruppengegner Englands ist Co-Gastgeber Ukraine.

(dapd)