Essen. England wollte 55 Jahre ohne Titel beenden, Italien ein begeisterndes Turnier krönen. Am Ende gab es einen verdienten Sieger. Ein Kommentar.

Hochspannend war es – in dieser Hinsicht hielt das Finale, was es versprochen hatte. Der Europameister heißt Italien, und er stand erst nach Elfmeterschießen fest. Welch eine dramatische Inszenierung zum Ende.

Elfmeterschießen: Englands Alptraum hört

Schon bitter, dass es einen Verlierer geben musste. Den Engländern hatte die erste Halbzeit gehört, den Italienern die zweite, die Verlängerung war ein weitgehend ausgeglichener Kampf. Und dann das. Drei verschossene Elfmeter auf englischer Seite. Englands Alptraum hört einfach nicht auf.

Großer Jubel nach dem Triumph: Italien feiert den EM-Titel im Wembley-Stadion.
Großer Jubel nach dem Triumph: Italien feiert den EM-Titel im Wembley-Stadion. © AFP | Unbekannt

Und so schlimm es auch ist, auf diese Weise zu verlieren: Der Gewinner hat den Titel verdient – nicht nur, weil Elfmeterschießen ein sportlicher Wettbewerb ist. Die Italiener haben bei dieser EM vom ersten Spiel an begeistert, und sie haben es geschafft, im Endspiel die Heimmannschaft zu bezwingen. Und das, obwohl die bereits in der zweiten Minute in Führung gegangen war. So einen heftigen Rückschlag wegzustecken und zurück ins Spiel zu finden, das schaffen nur große Mannschaften.

Auch interessant

Italien hat es hinbekommen, nur drei Jahre nach der verpassten Qualifikation für die Weltmeisterschaft die Europameisterschaft zu gewinnen. England hingegen wartet nun weiterhin auf den ersten Titel seit 55 Jahren. Der Fluch des ewigen Versagens wurde auch in Wembley nicht gebrochen.

Die Uefa wurde bei der EM demaskiert

Was von dieser EM zudem in Erinnerung bleibt, ist vor allem ihre Widersprüchlichkeit. Wir erfreuten uns an spektakulärem Fußball und ärgerten uns über den Veranstalter. Die Uefa hat sich demaskiert, ihr einziges Ziel ist Gewinnmaximierung. Sie ist aber nicht allein dafür zu verurteilen, dass sich zum Ende des Turniers 60.000 Zuschauer ins Stadion quetschten. Englands Regierung hätte dies verhindern müssen. Und dies noch: Jeder einzelne Zuschauer, der sich bedenkenlos in so eine Menge wirft, trägt eine Mitverantwortung. Die EM, so schön sie auch war, sendete das falsche Signal, dass die Pandemie bereits vorbei sei.