Essen. Der frühere Bundesliga-Profi arbeitet bei der EM als Co-Kommentator für das ZDF. Balitsch nimmt seine Experten-Rolle ernst, reißt aber nicht mit.

Hanno Balitsch ist ein Anhänger der TV-Serie Stromberg. Fans seines Ex-Vereins 1. FC Köln ließ er jüngst wissen, er habe den Büroleiter sogar gerne zitiert. Einer seiner Lieblingssprüche, weil er gut zu seiner Karriere gepasst habe: „Sieht aus wie ein Sargdeckel, könnte aber auch ein Sprungbrett sein.“

Sargdeckel oder Sprungbrett – das könnte auch auf seine aktuelle Aufgabe zutreffen. Der frühere Leverkusener arbeitet seit einigen Jahren für das ZDF. Am Dienstag nahm er als Co-Kommentator von Martin Schneider der Partie Ungarn gegen Portugal Platz.

Der Lars Lehnhoff des ZDF

Wäre das TV-Studio ein Stromberg-Büro, Balitsch entspräche am ehesten der Figur Lars Lehnhoff. Gut vorbereitet, fachkundig in seinem Gebiet, aber etwas trocken. Der 40-Jährige hat in diesem Jahr mit Miroslav Klose den Fußballlehrer-Lehrgang absolviert – und ließ sein Fachwissen regelmäßig und gerne aufblitzen. Während Schneider den großen Rahmen des Spiels zu verbalisieren versuchte, die zehntausenden Fans, den Superstar Ronaldo, den Titelverteidiger, blieb der frühere Mannheimer fast durchgängig Experte. Er analysierte Ausrichtung, Abschlüsse, Foulspiele. Er nahm seinen Job ernst, wenn er einwarf, dass die Bälle auf beiden Seiten kaum gehalten werden können, dass das Mittelfeld zu eng ist, oder die Ungarn bei einem langen Pass auf Ronaldo „ein Stück weit aufgefächert“ waren“. Die Stimmung in der rappelvollen Budapester Arena analysierte er ebenso trocken: „Der Faktor Publikum hilft den Ungarn.“ Ein vermeintliches Handspiel im Strafraum bei einer Ronaldo-Szene bekam nur einen Satz: „Das ist keine Absicht.“

Sprungbett für eine Trainerkarriere

Sargdeckel oder Sprungbrett? Als Spieler hatte Balitsch den Ruf, sich nicht verbiegen zu lassen. Er sagte seinen Trainern seine Meinung, kritisierte auch mal die eigenen Anhänger. Von teuren Uhren und Autos hielt der frühere Mittelfeldspieler nichts. Balitsch, der nur einmal für die Nationalmannschaft spielte, blieb bodenständig, zog lieber mit Freunden um die Häuser, aß in der Kantine der Sporthochschule Köln. Sein TV-Auftritt passt dazu. Balitsch übertreibt es nicht, ist nicht schrill, ist nicht laut. Er wurde engagiert, um das Spiel zu analysieren. Nicht mehr, nicht weniger.

Für eine Karriere als Trainer dürfte der Auftritt als TV-Experte eher ein Sprungbrett sein. Balitsch hat offensichtlich Ahnung vom Fußball. Seine trockenen Analysen dürften jedoch kaum ein Millionen-Publikum mitreißen.

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