Ein Drama überschattet das EM-Spiel zwischen Dänemark und Finnland. Dennoch wird weitergespielt. Das wirft Fragen auf. Ein Kommentar

Wie viel Normalität ist normal? Ist es richtig, dass das Spiel zwischen Dänemark und Finnland nach den dramatischen Ereignissen um den Dänen Christian Eriksen wieder angepfiffen wurde? Offenbar hat der Spieler, der während des Spiels bewusstlos zusammengebrochen war und auf dem Platz reanimiert werden musste, die Mannschaft in einem Videotelefonat darum gebeten.

Diese Nachricht sorgt für Gänsehaut und für an einem an Emotionen überreichen Abend für weitere emotionale Momente. Wer möchte vor diesem Hintergrund, begleitet von einem Schulterschluss der Beteiligten im Stadion, diese Entscheidung kritisieren?

Unerträgliche Zeit der Ungewissheit

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Dennoch bleibt ein Unbehagen. Vorausgegangen war schließlich wirklich Dramatisches, eine unerträgliche Zeit der Ungewissheit. Sichtlich geschockte Spieler bekamen den Kampf um das Leben ihres Mitspielers hautnah mit, weil sie – um den bewusstlosen Eriksen vor neugierigen Kamerablicken zu schützen – der Öffentlichkeit eine Mauer tränengezeichneter Gesichtern entgegenreckten.

Selbstverständlich muss man die Entscheidung der dänischen Mannschaft respektieren, auch möchte man die Spieler für ihre Haltung bewundern – allein, es bleiben Zweifel, ob Menschen im Schockzustand derart weitreichende Entscheidungen treffen können, wirklich treffen sollten. Uefa und Verbände hätten jedenfalls nichts falsch gemacht, wenn sie aus einem Gefühl der Fürsorgepflicht die Sportler überstimmt und das Spiel abgesagt hätten. Auch wenn das Drama um Christian Eriksen ein gutes Ende zu nehmen schien, war es ein traumatisches Ereignis, das zu verarbeiten Zeit bekommen sollte.

Bleibt ein Makel zurück?

Von einer Genesung Eriksens, von den Reaktionen der dänischen Spieler in den Tagen nach dem Spiel wird es abhängen, ob an der lange umstrittenen Europameisterschaft, die durch die Rückkehr der Zuschauer beim Eröffnungsspiel ein fröhlich-hoffnungsvolles Signal ausgestrahlt hatte, dauerhaft ein Makel haften wird oder ob sie den Weg zu einer Normalität weisen kann. Das Wort des Tages lautet wohl Hoffnung.