Evian. Personell sieht es bei der deutschen Nationalelf vor dem Italien-Spiel gut aus. Außenverteidiger Jonas Hector kann wieder trainieren, Abwehrchef Boateng meldet: Die Wade hält.
Joachim Löw kann im EM-Viertelfinale gegen Italien nach derzeitigem Stand personell aus dem Vollen schöpfen. An der geschlossenen Trainingseinheit am Donnerstag habe auch Jonas Hector teilgenommen, berichtete Teammanager Oliver Bierhoff in Évian-les-Bains. Der Außenverteidiger hatte tags zuvor wegen einer leichten Grippe ausgesetzt. Abwehrchef Jérôme Boateng teilte mit, dass er in Bordeaux trotz seiner Wadenblessur auflaufen könne. "Bis Samstag passt das", sagte der Bayern-Profi.
Die Anspannung steigt im deutschen Quartier von Tag zu Tag. "Es wird der größte Prüfstein im Laufe des Turniers", sagte Mittelfeldspieler Toni Kroos. Auch Bierhoff sprach am 20. Jahrestag des deutschen EM-Titelgewinns 1996 in England vom "schwersten Brocken, auf den wir treffen konnten - nicht nur wegen der Historie". Er spüre bei den 23 deutschen Spielern aber "keinerlei Angst, sondern Vorfreude".
Bierhoff: "Ich sehe nicht die Gefahr, dass die Spieler überdrehen"
Über Taktik und Personal wird eisern geschwiegen. Bundestrainer Löw werde mit seinem Mitarbeiterstab schon "eine gute Idee" haben, sagte Mittelfeldspieler Kroos. Geduld und Spielkontrolle dürften dabei zentrale Bestandteile sein, wie Boateng indirekt bestätigte: "Wir wollen nicht blind drauf rennen." Alle, auch die vielen Millionen Fans in Deutschland, seien "heiß auf dieses Spiel", sagte Bierhoff: "Aber ich sehe nicht die Gefahr, dass die Spieler überdrehen oder verkrampfen."
Als ausgewiesener Italien-Kenner empfahl Bierhoff zudem, sich nicht vom 4:1 im Testspiel gegen die Squadra Azzurra Ende März blenden zu lassen: "Der Sieg muss aus dem Gedächtnis gestrichen werden." In München war die deutsche Elf unter anderem mit einer Dreierkette in der Abwehr erfolgreich gewesen. "Die Italiener sind sehr stark und sehr unangenehm zu spielen", mahnte Boateng: "Ich glaube, es wird ein großes Spiel." Im Falle eines ersten Turniererfolges gegen Italien wäre für Kroos der Weg zum Titelgewinn nicht automatisch geebnet, "Danach wartet noch eine Menge Arbeit, um Europameister zu werden." Im Halbfinale wäre Gastgeber Frankreich oder Island der Gegner. (dpa)