Nizza. Für Zlatan Ibrahimovic könnte das dritte EM-Vorrundenspiel gegen Belgien der letzte Auftritt im Nationaltrikot sein. Der Superstar kündigte seinen Rücktritt an.

Zehn Minuten sprach Zlatan Ibrahimovic fast gelangweilt über seine Torflaute und die Chancen der Schweden auf das Achtelfinale. Dann kündigte der selbsternannte "König" seinen Untertanen völlig unvermittelt an: Ich danke ab. "Das letzte Spiel der EM wird mein letztes für Schweden sein", sagte er aus heiterem Himmel. Ein Gastspiel noch bei Olympia? Nein, danke! Rumms, das saß.

Ibrahimovic ist 34 Jahre alt, dass er das schwedische Trikot nach der EM endgültig an den Nagel hängt, ist keine große Überraschung. Mit der Ankündigung 29 Stunden vor dem enorm wichtigen Spiel gegen Titelanwärter Belgien verblüffte der Provokateur aber mal wieder alle. Denn der Druck, der nach seinen schwachen ersten beiden Auftritten in Frankreich schon jetzt immens ist, dürfte nun ungleich größer sein. Aber Ibrahimovic will nicht durch die Hintertür verschwinden sondern durch das große Tor, "Ibrakadabra" oder "Ibrahimonix" - genau diese Konstellation liebt das Alphatier. "

Lasst uns hoffen, dass das Spiel gegen Belgien nicht mein letztes ist", sagte er einen Tag vor dem abschließenden Gruppenspiel am Mittwoch (21.00 Uhr/ZDF) in Nizza. Eines aber ist für Ibrahimovic bereits sicher. "Mit einer Enttäuschung abtreten? Das gibt es bei mir nicht! Bei mir gibt es nur Stolz und Dankbarkeit." Deshalb, ergänzte er, bedanke er sich bei den Fans, und: "Wo immer ich hingehe, werde ich die schwedische Flagge mit mir tragen." Auf einen Start bei Olympia in Rio wird Schwedens Rekordtorschütze (62 Treffer in 115 Spielen) verzichten, auch das gab er bekannt.

Schwedens Presse reagierte geschockt. "Zlatans Bombe - eine Weltnachricht", schrieb die Zeitung Aftonbladet. Auch Trainer Erik Hamren hatte erst am Dienstag von Ibrahimovic' endgültiger Entscheidung erfahren. Er meinte: "Das ist ein großer Verlust, Ibrahimovic ist einzigartig. Er ist auf dem gleichen Niveau wie Messi und Ronaldo." Das muss er nun gegen Belgien beweisen, ein letztes Hurra muss her. "

Das Denkmal bröckelt

Noch eine Chance von 15 Prozent - schenk' uns ein Wunder, Zlatan!", schrieb die schwedische Zeitung Svenska Dagbladet. Noch ist der Stürmer in seiner Heimat der Heilsbringer, doch die bislang enttäuschenden Auftritte und sein verweigerter Gang zu den Fans nach dem 0:1 gegen Italien lassen das Denkmal bröckeln. Der Gegner stellt sich deshalb auf einen extrem motivierten Ibrahimovic ein. "Vielleicht war er in den ersten beiden Spielen nicht so gut", sagte Belgiens Nationaltrainer Marc Wilmots, "aber große Spieler wachen dann im dritten auf." Die Taktik des Ex-Schalkers ist klar: "Wir müssen die Pässe auf ihn verhindern. Wenn er den Ball hat, wird es gefährlich." Seine Mitspieler wollen Ibrahimovic helfen, auch wenn sie damit bislang grandios gescheitert sind. "Es versteht sich von selbst, dass wir unseren großen Star besser bedienen müssen", sagt Mittelfeldspieler Sebastian Larsson.

Ibrahimovic' Rücktritt hatte sich angedeutet. Nicht, dass der Stürmerstar mit dann 36 Jahren zu alt für die WM 2018 in Russland wäre. Aber er will sich auf seinen neuen Klub konzentrieren. "Ich will die Champions League gewinnen", sagt Ibrahimovic. Nach seinem Vertragsende bei Paris St. Germain wird er mit Manchester United und auch mit Bayern München in Verbindung gebracht.