Paris. Nur 0:0 gegen Österreich: Portugals Superstar Cristiano Ronaldo bleibt erfolglos. Bei ihm reagieren die sozialen Netzwerke mit besonderer Härte.
Ein bisschen Imagepflege, das wusste Cristiano Ronaldo, kann nicht schaden. Also kümmerte er sich vor dem Anpfiff liebevoll um die Ballkinder und hinterher um den jungen Mann, der auf das Spielfeld gestürmt war, um ein Selfie mit ihm zu schießen. Geduldig wartete der Kapitän von Portugals Nationalelf nach dem 0:0 gegen Österreich, bis sein Fan vor lauter Nervosität endlich den Auslöser gefunden hatte, und hielt dabei mit freundlichen Worten die Sicherheitskräfte auf Distanz. Eine nette Geste, erst recht im Moment einer gefühlten Niederlage.
Zehn Schüsse, zehn Fahrkarten
Während er sich nach dem ersten Spiel der Portugiesen gegen Island wie ein schlechter Verlierer benahm, wirkte er dieses Mal so entspannt, wie man ihn eigentlich nur kennt, wenn alles gut läuft. Beim 0:0 in Paris schoss Ronaldo zehnmal aufs Tor der Österreicher, ein Elfmeter inklusive – und zehnmal verpasste er das Ziel. Entweder war Torwart Robert Almer im Weg oder der Pfosten. Als er sich zu Beginn in der österreichischen Defensive aufrieb, schien er zu resignieren.
Die Kameras fingen seine weinerliche Blicke gnadenlos ein und projizierten diese auf die Leinwand im Stadion. Eine Szene machte ihn weltweit zum Gespött: Als er Hände und Knie schützend vor seinen Körper hochzog, wirkte er wie ein Kind, das Windböe abkann. Manche meinten: „wie ein Mädchen“.
Aus CR7 wird CRNull
Weil wohl keinen Spieler derartig polarisiert wie „CR7“, gab es aus allen Richtungen Spott für den torlosen Ronaldo. „CRNull“ titelte die brasilianische Zeitung Globo. Genüsslich wurde im Internet das Foto verbreitet, auf dem der sonst so eitle Ronaldo beim Weg ins Stadion in modisch höchst bedenklichen Netzstrümpfen abgebildet ist. Vermutlich handelt es sich um Gesundheitsstrümpfe. Und in seiner Heimat muss wieder einmal Ronaldo als Sündenbock herhalten. Die portugiesische Zeitung Record veröffentlichte ein Foto von ihm und schrieb: „Gescheitert“.
Was unterging: Im Spiel tauchte Ronaldo nicht ab, sondern kämpfte weiter, setzte sich im Strafraum fest, lauerte auf die Bälle der Kollegen. Ihm war nicht viel vorzuwerfen, außer, dass er kein Tor erzielte.
Zusammen mit dem Island-Spiel kommt Ronaldo bei dieser EM bisher auf 20 Torschüsse, aber keinen Treffer. Und ganz nebenbei, so fanden Statistikfreaks heraus, stellte der Portugiese noch einen Negativrekord auf. 36 Freistöße hat er bisher bei Europa- und Weltmeisterschaften getreten, aber kein Tor dabei erzielt. Dabei war die Partie etwas ganz Besonderes für ihn. Mit 128 Einsätzen ist er nun portugiesischer Rekord-Nationalspieler und zog an seinem Vorgänger mit der Nummer 7, Luis Figo, vorbei.