Lille/Lyon. Frankreich und die Schweiz stehen im EM-Achtelfinale. Das direkte Duell endete 0:0. Albanien besiegte Rumänien 1:0 und hat noch eine kleine Chance.

Manchmal bleiben von einem Fußballspiel Momente in Erinnerung bleiben, die wenig mit dem Ausgang einer Partie zu tun haben. Am Sonntagabend erkämpfte sich die Schweiz gegen EM-Gastgeber Frankreich ein 0:0, es gab tolle Angriffe und wunderbare Torchancen, doch das stärkste Bild der Partie entstand schon in der 38. Minute. Der Schweizer Breel Embolo rang im Mittelfeld mit Paul Pogba um ein paar Zentimeter Raum, die beiden schoben und drückten, bis der Franzose in einer Art akrobatischen Turnübung einen Handstandüberschlag über seinen Kontrahenten hinweg produzierte. Den Ball aber stahl Granit Xhaka, den Pogba dann auch noch am Trikot festhielt, der Stoff zerriss, und nun pfiff der Schiedsrichter.

Pogba stand nach seiner Denkpause wieder in der französischen Startelf

Es war eine großartige Szene, die die ganze Intensität dieses zwar nicht immer hochklassigen, aber doch sehr unterhaltsamen Fußballabends in sich turg. Und im Mittelpunkt stand mal wieder Pogba, der wohl schillerndste Star dieses Kontinentalturniers. Auf fünf Positionen hatte Trainer Didier Deschamps sein schon vor dem Anpfiff für die K.o.-Runde qualifiziertes Team umgebaut, auch Pogba stand nach seiner Denkpause gegen Albanien wieder in der Startelf. Dabei war Pogba auch vor diesem Spiel wieder Protagonist der bunten Randgeschichten über die Equipe Tricolere gewesen.

Historische Chance für Albanien nach 1:0-Sieg gegen Rumänien

Außenseiter Albanien darf nach dem ersten EM-Sieg seiner Geschichte überraschend auf den Einzug ins Achtelfinale hoffen. Der Endrunden-Debütant gewann am Sonntag das letzte Spiel der Gruppe A gegen Rumänien mit 1:0 (1:0) und kann mit drei Punkten als einer der vier besten Gruppendritten in die nächste Runde vorstoßen. In einem packenden Vorrundenfinale gewann der Turnier-Neuling mit dem Kölner Bundesligaprofi Mergim Mavraj am Sonntag vor 49 752 Zuschauern in Lyon durch den historischen Treffer von Mittelstürmer Armando Sadiku in der 43. Minute. Die albanischen Fans feierten den Erfolg wie einen Turniersieg. Für Rumänien ist die EM als Gruppenvierter mit nur einem Punkt beendet.

Nun muss das albanische Team des italienischen Trainers Gianni De Biasi in den kommenden Tagen die letzten Spiele der anderen Staffeln abwarten, um Gewissheit über einen möglichen Einzug in die Runde der letzten 16 Teams zu bekommen (dpa)

Im Nachgang der zweiten Partie gegen Albanien waren Bilder aufgetaucht, die den 23-Jährigen zeigten, wie er das zweiten Tor mit einer Geste der Missachtung feierte: mit einer gereckten Faust, während die andere Hand in der Armbeuge lag. Frankreich rätselte nun, ob diese so genannte „Le bras d'honneur“, sich gegen die kritischen Journalisten richtete, oder ob es ich um einen Akt des Trotzes gegen den Trainer handelte, der ihn 45 Minuten auf die Bank gesetzt hatte. „Ich wollte damit niemanden angreifen oder mich für irgendetwas rächen“, erklärte Pogba, er habe nur Familienangehörige grüßen wollen. In jedem Fall musste die Fußballnation sich erneut mit höchst störenden Angelegenheiten beschäftigen.

Aber Pogba begann trotzdem stark. Gleich zu Beginn schoss er drei mal gefährlich auf das Tor, zwei mal rettete Yann Sommer (12., 13.) und in der 17. Minute drosch der Pogba einen Ball aus 20 Metern an die Latte. Es war ein unglaublicher Schuss, der Schweizer Torhüter wäre chancenlos gewesen, und das Publikum feierte mit begeisterten. „Pogba“-Rufen.

Die Franzosen spielten mit einer bemerkenswerten Energie, aber auch die Schweizer waren stark. Kleinere Fehler in der Defensive der Eidgenossen wurden über das Kollektiv korrigiert, und rund um den Strafraum der Franzosen wirkten sie auch immer wieder gefährlich. Nationaltrainer Vladimir Petkovic hatte sich entschieden, den ebenso umstrittenen wie erfolglosen Stürmer Haris Seferovic von Eintracht Frankfurt in diesem dritten Vorrundenspiel auf die Bank zu setzen, der erst 19-Jährige Breel Embolo stand daher erstmals in der Startelf. Und der sorgte für viel Unruhe.

Schweiz ist ein möglicher Achtelfinalgegner für Deutschland

Allerdings fehlte lange der letzte Pass, der klare Abschluss im Spiel der Schweizer, die Durchschlagskraft im Angriffsdrittel bleibt ein Problem. Doch verglichen mit der WM, als die Schweizer im Vorrundenspiel gegen Frankreich nach 73 Minuten mit 0:5 zurücklagen, haben sie sich enorm verbessert. Allerdings wäre ein Sieg der Franzosen am Ende schon verdient gewesen, sie hatten einfahc die besseren Chancen. Zum Beispiel als Antonie Griezmann nach aus zwölf Metern zum Schuss kam, Sommer den Ball aber hielt (58.). Oder als der eingewechselte, Dimitri Payet nach dem schönsten Angriff des Spiels und einem brillanten Flügelwechsel von Moussa Sissoko die Unterkante der Latte (76.) traf. Aber Gegensatz zu den beiden ersten Spielen der Franzosen, als Rumänien und Albanien gegen Ende immer heftiger unter Druck gerieten, blieben die Schweizer ziemlich stabil, und das Unentschieden ist ja für beide ein Erfolg.

Die Franzosen haben diese Gruppe also standesgemäß gewonnen, während die Schweizer fünf Punkte gesammelt haben und Zweiter sind. Damit sind die Eidgenossen ein möglicher Achtelfinalgegner für Deutschland, sollte das DFB-Team Zweiter in Gruppe C werden treffen sie auf das Team Granit Xhaka und Yann Sommer.

Der EM-Live-Ticker zum Nachlesen:

Schweiz - Frankreich 0:0
Rumänien - Albanien 0:1