Evian. 23 Millionen Euro würde die EM den Deutschen Fußball-Bund bei Titelgewinn der Nationalelf kosten. Die meisten Einnahmen brächte ein anderer Rang.
Es ließe sich ganz schön viel anstellen mit diesem Geld. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) könnte es zum Beispiel nutzen, um sich eine kleine Insel zu kaufen, die - wenn man den Annoncen für Besserverdiener im Internet glauben kann - jüngst zum Verkauf stand. Eine Baleareninsel mit zwei Villen im ibizenkischen Stil, Ankerplatz und hübschem Sandstrand, zudem seien es nur 150 Meter durchs seichte Wasser bis Formentera und auch nur wenige Bootsminuten bis Ibiza. Kostenpunkt: 24 Millionen Euro. Das wäre doch ein feiner Verbandssitz.
Lieber aber steckt der DFB nachvollziehbarer Weise das Geld in sein Aushängeschild: die Nationalmannschaft. Wenn sie den Titel bei der am Freitag beginnenden Europameisterschaft in Frankreich erringt, dann summieren sich die Ausgaben für Unterkünfte, Reisen und Prämien (maximal 300.000 Euro pro Spieler) auf insgesamt 23 Millionen Euro. Der Vorteil aber gegenüber einer Insel: es kommt auch Geld rein. 25 Millionen Euro wäre der Titel wert. Dies berichtete der neue DFB-Präsident Reinhard Grindel beim ersten öffentlichen Auftritt der deutschen Delegation im EM-Quartier am Südufer des Genfer Sees in Évian. Kurios: Am meisten würde der Verband verdienen, wenn das Finale verloren geht (22 gegenüber 18 Millionen).
Aber die finanziellen Gesichtspunkte des Turniers sollen keinen falschen Anreiz für Joachim Löw liefern. Es geht einzig und allein um sportlichen Erfolg und um den kümmert sich der Bundestrainer seit nun drei Wochen sehr intensiv. Vier Tage vor dem ersten Gruppenspiel gegen die Ukraine am Sonntag (21 Uhr/ Live bei uns im Ticker) in Lille gerät Löws Bestandsaufnahme allerdings zwiespältig. Am Mittwoch fehlten Julian Weigl (Wadenverhärtung) und Joshua Kimmich (starke Erkältung) außerplanmäßig beim Training, sie sollen aber ebenso am Donnerstag wieder einsteigen wie der bis Mittwoch sonderurlaubende Papa Lukas Podolski.
Löw hat schon einen Kapitäns-Ersatz gefunden
Weitere schlechte Nachrichten könnte Löw auch nicht gebrauchen. Die vergangenen Wochen waren verlustreich genug. "Es fallen Spieler aus, die in meinen Planungen eine wichtige Rolle gespielt haben", sagt der Bundestrainer und meint die verletzten Dortmunder Ilkay Gündogan und Marco Reus sowie den Römer Antonio Rüdiger. Zudem werden mit Mats Hummels und Bastian Schweinsteiger zwei weitere wichtige Akteure erst im Laufe des Turniers fit. Wer daher am Sonntag statt Schweinsteiger als Kapitän auflaufen wird, bleibt vorerst ein Geheimnis. "Ich weiß es, aber ich will erst die Mannschaft informieren", sagt Löw. Aussichtsreichste Kandidaten: Torwart Manuel Neuer, Abwehrchef Jerome Boateng, Mittelfeldstratege Sami Khedira.
Der Bundestrainer hat aber größere Probleme als dieses: "Natürlich hätte ich gerne den Kader so zu Verfügung, wie ich es mir vor Monaten gewünscht habe. Wir werden jetzt aber nicht jammern, sondern versuchen, aus den immer noch sehr guten Möglichkeiten das Beste zu machen. Wir haben eine Zielsetzung und die wird nicht verändert", sagt er. Die Zielsetzung heißt: Europameister werden. Dann wäre Deutschland eine Insel der Glückseligkeit. Und das wäre womöglich unbezahlbar.