Essen. BVB-Spieler Marco Reus fährt nicht mit zur EM 2016 nach Frankreich. Er wird den Fans fehlen. Ein Mann wie Reus gehört zum Turnier. Ein Kommentar.

Nur! Geradeaus! Laufen! Marco Reus wird die Begründung von Bundestrainer Joachim Löw noch jahrelang in den Ohren klingen. Sein EM-Aus am 27. Geburtstag ist bitter: In Frankreich spielen die besten Profis Europas. Dorthin gehört ein Mann von der Klasse wie Reus. Umso bedauernswerter ist, dass eine Verletzung ihn ausschaltet und er nicht dabei sein kann.

Tatsächlich ist es verwunderlich, dass Löw seinen ebenso verletzten Spielern Mats Hummels und Bastian Schweinsteiger sogar die Vorrunde zur Genesung einräumt und sie zur EM mitnimmt. Und Reus nicht.

So erleben wir hier eine bislang unvollendete Fußballerkarriere, die man schon oft in der DFB-Geschichte gesehen hat. Spontan fallen da Manfred Burgsmüller und Roland Wohlfarth ein, große Stürmer ohne Happy End im Turnier. Oder Michael Ballack, der international keine Titel gewonnen hat. Bei Reus liegt der Fall anders. Er hätte ja jederzeit zu größeren Klubs wechseln können, 2012 und 2014 sogar zu FC Bayern, um all diese Titel zu gewinnen.

Hat er aber nicht, weil Dortmund seine Heimat wurde. Darum mangelt es nicht an Solidarität, die BVB-Familie wird ihn trösten. Zur Wahrheit gehört, dass sein Statement, er sei „auch ohne Titel glücklich“, nicht auf Titelhunger schließen lässt, der großen Spielern gemeinsam ist.

Wir würden uns wünschen, dass er den Tag heute zum Anlass nimmt, die WM-Vorbereitung 2018 zu starten. Dann ist er ja erst 29 Jahre alt.

Pit Gottschalk bei Twitter: @pitgottschalk