München. Die EM-Titelmission 2016 ist für Bundestrainer Löw ein “wichtiges Zwischenziel“ auf dem Weg zu einer historischen Aufgabe. Zunächst muss er aber seine Weltmeister für die schwierige Rückkehr nach Paris präparieren. Die “unangenehmen Erinnerungen“ sind weiter präsent.
Joachim Löw richtet seinen Blick als Bundestrainer schon weit über die Titelmission bei der Fußball-Europameisterschaft im kommenden Sommer hinaus. Das Lebensziel des 55-Jährigen mit der deutschen Nationalmannschaft ist die historische Titelverteidigung bei der nächsten WM-Endrunde.
"Die EM ist ein wichtiges Zwischenziel auf dem Weg 2018 in Russland. Ich glaube, dass es etwas ganz, ganz Besonderes ist, wenn wir es schaffen würden, den Weltmeistertitel zu verteidigen. Das hat noch keine deutsche Mannschaft in der Geschichte geschafft", sagte Löw im Infokanal "B5 aktuell" zum Jahresrückblick (Samstag, 26. Dezember, 19.05 Uhr). "Unser Fokus geht schon ein bisschen über die EM hinaus."
Löw: "Gehe davon aus, dass wir bei der EM weit kommen"
Ein frühes Scheitern des Weltmeisters bei der EM vom 10. Juni bis 10. Juli 2016, das zu Diskussionen auch über ihn führen könnte, mag sich Löw nicht vorstellen. "Wenn sie komplett in die Hose geht, dann gibt es vielleicht eine Situation, über die man diskutieren muss", sagte der seit 2006 amtierende Bundestrainer: "Aber ich gehe davon aus, dass wir bei dem Turnier weit kommen. Ich habe einen Vertrag bis 2018 und denke schon, dass ich den erfüllen werde." Deutschland trifft in Frankreich in der Gruppenphase auf die Ukraine, Polen und Nordirland.
Vor den ersten Länderspielen im EM-Jahr am 26. März in Berlin gegen England sowie drei Tage später in München gegen Italien will Löw mit den Nationalspielern auch die Terrornacht beim Länderspiel am 13. November in Paris gegen Frankreich noch mal speziell aufarbeiten.
DFB-Coach will mit Spielern über Pariser Terrornacht reden
Die Vorgänge in Paris und natürlich auch wenige Tage später bei der Absage des Freundschaftsspiels gegen die Niederlande in Hannover trage "jeder einzelne von uns irgendwie mit und das wahrscheinlich auch noch eine ganze Weile", sagte Löw. "Und ich glaube, dass man halt auch mit der Mannschaft, wenn wir uns im März sehen, noch mal darüber reden muss."
Man müsse die Mannschaft auf die zwei Vorrundenpartien in Paris vorbereiten und einstellen, um "die unangenehmen Erinnerungen nicht mit ins Turnier zu nehmen". Die DFB-Auswahl spielt am 16. Juni gegen Polen im Stade de France, in dem sie nach dem Frankreich-Spiel die ganze Nacht verbringen musste. Am 21. Juni trifft sie im Pariser Prinzenpark auf Nordirland.
Austausch mit DFB-Psychologen Hermann
Löw tauschte sich zur persönlichen Verarbeitung der Terroranschläge von Paris, bei denen 130 Menschen zu Tode kamen und bei denen zwei Bomben in unmittelbarer Nähe zum EM-Endspielstadion gezündet worden waren, intensiv mit dem Teampsychologen Hans-Dieter Hermann aus. Dieser gebe eine große Hilfestellung. "Ich hatte auch zwei, drei Tage gebraucht, um wieder irgendwie, ich sage mal in Anführungszeichen, ins normalen Leben zurückzukommen", sagte Löw.
Für das neue Jahr wünscht sich der Bundestrainer neben einer anhaltenden Leidenschaft und Begeisterung für seinen Job vor allem "ein bisschen mehr Zeit für die ganz alltäglichen Dinge" des Lebens. (dpa)