Berlin. Die Torlinientechnik, genannt Hawkeye, feiert am Samstagabend beim DFB-Pokalfinale zwischen Dortmund und Wolfsburg im Olympiastadion Premiere.

14 Augen sehen mehr als nur zwei. Das ist nicht nur mathematisch unmissverständlich, auch Fußballer und Schiedsrichter würden die Korrektheit dieser Aussage niemals anzweifeln. Erstmals bekommt der Unparteiische des DFB-Pokalfinals zwischen Borussia Dortmund und dem VfL Wolfsburg am Samstag (20 Uhr, LIVE bei uns im Ticker) technische Hilfe zum Einsatz: Die Torlinientechnik, genannt Hawkeye, feiert im Berliner Olympiastadion Premiere.

Hummels sieht dank Hawkeye mehr Fairness

Am 17. Mai vergangenen Jahres hätte sich Mats Hummels vermutlich gewünscht, dass es diese Hilfe bereits zu diesem Zeitpunkt gegeben hätte für den Mann, der im Gegensatz zu allen Fernsehzuschauern keine Zeitlupe hat und alles blitzschnell entscheiden muss. Die 64. Minute des Pokalfinals gegen den FC Bayern: Hummels köpft eine Ecke aufs Tor, Münchens Abwehrspieler Dante drischt den Ball nicht vor, nicht auf, sondern klar hinter der Linie in den Berliner Nachthimmel. Jeder TV-Zuschauer und jeder Fan im Stadion über die sozialen Netzwerke auf den Smartphones wusste nur wenige Augenblicke später: Schiedsrichter Florian Meyer hatte einen schweren Fehler begangen, das Tor nicht gegeben. “Das ist sehr unglücklich für uns gelaufen”, erinnert sich Hummels, denn seit Team verlor in der Verlängerung mit 0:2. Das Hilfssystem “ist für uns, für jede Mannschaft, für den ganzen Sport relevant, dass es fairer zugeht.”

Dabei war die Akzeptanz für Hilfsmittel im Fußball bisher nicht sonderlich groß. Lange Zeit hatte man den Eindruck, dass sich die direkt Beteiligten (Spieler, Trainer, Unparteiische) und die Konsumenten an den Stammtischen lieber über falsche Entscheidungen in die Haare bekommen als den Beitrag der Technik zu einem gerechten Ausgang zu akzeptieren. “Ein tränendes Auge hatte ich auch bis zum Finale letztes Jahr”, sagt BVB-Coach Jürgen Klopp nun mit einem Augenzwinker, “dann habe ich aber gehofft, dass es das letzte Mal ist.”

Hecking begrüßt Einführung des "Falkenauges"

Ist es nun definitiv, zunächst im Pokalendspiel. Als die aus Kostengründen zweifelnden Zweitligisten von einer Entscheidung ausgenommen waren, votierten die Klubs der höchsten deutschen Spielklasse eindeutig für Hawkeye (zu deutsch: Falkenauge). “Die Einführung der Torlinientechnologie bedeutet ein zusätzliches Stück Sicherheit in der wichtigsten Entscheidung des Fußballs: Tor oder kein Tor”, erklärt DFB-Schiri-Boss Herbert Fandel. Und auch Dieter Hecking, Coach des heutigen Finalisten aus Wolfsburg, begrüßt die Entscheidung: “Was den Sport fairer macht, ist wünschenswert.”

Ab der Saison 2015/16 werden auch die Torräume in den 18 Bundesligastadien sicherer: Jeweils sieben Hochgeschwindigkeitskameras überwachen die beiden Tore. Überschreitet der Ball in vollem Umfang die Torlinie, bekommt der Unparteiische auf seiner Uhr ein Signal: Tor! “Für uns Spieler ändert sich nichts”, glaubt VfL-Torhüter Diego Benaglio, “die Technik übernimmt die Entscheidung und nicht mehr der Schiedsrichter - also ist es eher für den eine Neuerung.”

Drei Jahre läuft der Vertrag für dem System, dem der Ligavorstand den Vorzug gab vor den ebenfalls vom Weltverband lizensierten Alternativen GoalControl und GoalRef. Im Cricket und Tennis lange verankert, ist Hawkeye seit 2013 auch in der englischen Premier League. Im von der Fifa initiierten Testdurchgang soll es keine Patzer gegeben haben. Jeden Bundesligisten kostet der Einsatz im Jahr 135.000 Euro, also 8000 Euro pro Partie. Geld, das sie gerne einsetzen werden, wenn sie dadurch gewinnen und nicht verlieren - oder wie der BVB 2014 einen großen Titel hätten gewinnen können.