Sinsheim. Borussia Dortmund verspielt beim Spiel gegen Hoffenheim eine frühe Führung und verliert 1:2.
Roman Bürki schimpfte wie ein Rohrspatz, fuchtelte wild mit den Armen durch die Luft. Eben hatte der Torhüter von Borussia Dortmund den zweiten Schuss der TSG Hoffenheim auf sein Tor erleben müssen – und zum zweiten Mal musste er den Ball aus dem Netz holen. Und so endete eine lange höchst überlegen geführte Auswärtspartie zum Abschluss der Hinrunde tatsächlich mit einer 1:2 (1:0)-Niederlage – und der BVB hatte zum zweiten Mal binnen einer Woche einen scheinbar sicheren Sieg verschenkt.
BVB-Trainer Lucien Favre findet deutliche Worte
Nach dem Spiel echauffierte sich Trainer Lucien Favre über seine Spieler. Im ZDF sagte er: "Wir haben viele Chancen und machen die Tore nicht. Das war dumm, einfach dumm." Es sei geschossen worden anstelle zu flanken, so habe man den Sieg verspielt. In die gleiche Kerbe schlug auch Michael Zorc, der ebenfalls sagte, das er nicht wisse, warum die Spieler in der Mitte nicht gefunden worden sein. Die Frage nach der Mentalität wollten Zorc und die entsprechend befragten Spieler unmittelbar nach dem Spiel nicht beantworten.
BVB fehlt die Flexibilität
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Dabei sah sehr vieles sehr lange sehr gut aus: Jadon Sancho meldete sich fit und stand in der Startelf. Den wegen eines Muskelfaserrisses fehlenden Kapitän Marco Reus ersetzte Mario Götze. „Mario kann überall spielen“, begründete dies Trainer Lucien Favre – was übersetzt auch bedeutete: Paco Alcácer, der auch in Frage gekommen wäre, fehlt jene Flexibilität, die in der Dortmunder 3-5-2-Formation vorne gebraucht wird.
Zunächst aber tauchte Götze vor allem auf der Mittelstürmer-Position auf. Erst verpasste er Achraf Hakimis Flanke ganz frei vor dem Tor noch knapp (10.), wenig später aber machte er es besser: Der BVB konterte blitzschnell, über Dan-Axel Zagadou, Julian Weigl und Thorgan Hazard kam der Ball zu Hakimi, der erneut auf Götze ablegte – und dieses Mal schob der Ex-Nationalspieler zum 1:0 für den BVB ein (17.).
Die verdiente Führung für die Dortmunder, Hoffenheim war bis dahin nur einmal gefährlich geworden: Nach einem langen Ball auf Ihlas Bebou grätschte Mats Hummels den Ball fast ins eigene Tor. Doch Bürki hielt und Schiedsrichter Felix Zwayer entschied nachträglich auf Abseits – fälschlicherweise (3.).
BVB zu Beginn gefährlicher
Die eindeutig gefährlichere Mannschaft war der BVB: Der starke Götze schickte Sancho allein aufs Tor zu. Doch der 19-Jährige traf den Ball so schlecht, dass er sogar im Seitenaus landete (20.). Wenig später sah man Dortmunds Berater Matthias Sammer auf der Tribüne wie einen Rohrspatz schimpfen, nachdem Manuel Akanji einen Hoffenheimer Konter nur per Foul stoppen konnte. Sammer ahnte wohl, was kommen würde: Robert Skovs Freistoß aus fast 30 Metern nahm eine derart merkwürdige Flugkurve, dass er über Bürki hinweg an die Latte klatschte (26.).
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Es war ein Zeichen, dass die Gastgeber nun besser in der Partie waren, sich mehr Spielanteile erkämpften. Die besseren Chancen aber verzeichnete nach wie vor Schwarz-Gelb, und meist ging es über die starke rechte Seite: Hakimis Schuss klärte Oliver Baumann per Fuß zur Ecke (33.), Hazards Schuss aus 25 Metern lenkte der TSG-Torhüter über die Latte (38.).
Hummels muss verletzungsbedingt raus
Zur Pause musste Favre zwei verletzungsbedingte Wechsel vornehmen: Lukasz Piszczek kam für Mats Hummels (Handverletzung), Jacob Bruun Larsen für Hazard (Knieprobleme) – und der BVB stellte in der Abwehr um auf eine Viererkette. Der BVB war dennoch weiterhin die bessere Mannschaft, ließ aber aber gute Kontergelegenheiten verstreichen und das Spiel – wohl auch wegen schwindender Kräfte – verflachen. Und das rächte sich: Piszczek konnte eine Hereingabe nicht entscheidend klären, der Ball landete bei Sargis Adamyan, und der stocherte ihn aus kurzer Distanz über die Linie (79.).
Und damit nicht genug: Adamyan flankte, Andrej Kramaric köpfte – und der Ball landete tatsächlich im Tor (87.). Das letzte Spiel des Jahres endete mit einer herben Enttäuschung – und für die BVB-Fans könnte es für eine Weile das letzte Spiel in Hoffenheim gewesen sein: Im November 2018 hatte das DFB-Sportgericht wegen beleidigender Gesänge und Plakate gegen Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp eine Auswärtssperre verhängt und zur Bewährung ausgesetzt. Dennoch verunglimpfte der Dortmunder Anhang Hopp auch dieses Mal. In den kommenden Tagen wird sich zeigen, ob das Konsequenzen hat.