Menden/Dortmund. . Massimo Mariotti hat beim Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund seinen Vertrag als Dolmetscher um ein Jahr verlängern können. Der aus der Schweiz stammende Mendener kümmert sich beim BVB um jene Neuzugänge, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind.

Massimo Mariotti ist in Eile. „Ich bin auf dem Weg zum Trainingsgelände. Von dort geht es sogleich zum Flieger“, sagt er. Der Mendener meint damit die nahende Abreise des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund ins Trainingslager in den Kitzbüheler Alpen, wo Chefcoach Jürgen Klopp bis Samstag erste Weichen für die neue Saison stellen möchte.

„Das Aufgebot an Spielern ist derzeit jedoch überschaubar“, weiß Mariotti zu berichten, dass nur ein gutes Dutzend Profis mit nach Kirchberg reisen, hinzu kommen Akteure aus dem Drittliga-Kader – die WM-Spieler nehmen erst in einigen Wochen das Training auf.

Der 52-Jährige ist wie schon in den vergangenen Monaten ganz nah dabei und kommt weiterhin seinem Job als Dolmetscher für jene BVB-Kicker nach, die die deutsche Sprache (noch) nicht beherrschen. Für Mariotti hat somit die zweite Saison in einer sehr exponierten Position begonnen.

„Ich bin vor einem Jahr von Michael Zorc angesprochen worden, ob ich nicht als Dolmetscher einsteigen könne“, erzählt der gebürtige Schweizer von Gesprächen mit dem BVB-Sportdirektor. Der war offenbar der Meinung, dass Mariotti auch aufgrund seiner Vielsprachigkeit für diese wichtige Aufgabe bestens geeignet sei. „Ich spreche neben Deutsch auch Italienisch, Französisch und Spanisch, mein Englisch ist eher mäßig“, so Mariotti, der beim BVB mehr als zehn Jahre lang als Trainer im Jugendbereich tätig war. Der einstige Profi (bei MSV Duisburg und Viktoria Köln) weiß zudem die Bindung zu den jungen Spielern zu finden.

Mariotti nahm also das überraschende Angebot an und musste sogleich beim Super-Cup gegen Bayern München ran, als Henrikh Mkhitaryan interviewt wurde. Außerdem kümmerte er sich um die Neulinge Sokratis („Er versteht zwar Deutsch, kann es aber noch nicht gut sprechen“) und Pierre-Emerick Aubameyang, den Mariotti zu einem Auftritt im Aktuellen Sportstudio des ZDF begleitet hat und dabei einige Male als Übersetzer fungieren konnte. Bei dieser Gelegenheit durfte er auch auf die berühmte Torwand schießen. „Drei mit links, drei mit rechts – leider habe ich nicht getroffen“, denkt Mariotti gern jenen Abend zurück.

Dies ist nur eine Episode in einem Jahr mit unzähligen Höhepunkten – nicht nur in der Bundesliga und im DFB-Pokal, sondern vor allen Dingen auch in der Champions League.

„Ich war überall dabei, in der Kabine bei Analysen, bei den Spielen hinter der Trainerbank und auch bei Interviews“, so Mariotti, der zudem dann helfen konnte, als es zum Beispiel darum ging, nach den Duellen mit Real Madrid für Roman Weidenfeller den Trikottausch mit Superstar Cristiano Ronaldo zu vereinbaren. „Roman hatte mich darum gebeten“, schmunzelt Mariotti. „Das hört sich sensationell an, als ehemaliger Profi sieht man viele Dinge jedoch etwas gelassener. Aber bei dem, was ich in der Champions League erlebt habe, gab es manchmal schon eine Gänsehaut.“

Dieses Gefühl steigerte sich, als Mariotti von Real-Star Gareth Bale dessen Shirt geschenkt bekam – beeindruckende Erlebnisse eines einstigen Berufsfußballers, der vor vielen Jahren die heimische Kickerszene verlassen hat, um beim BVB in den Nachwuchsbereich einzusteigen – zuletzt zeichnete er für die U13 verantwortlich.

Im Trainingslager in Tirol wird Mariotti weiterhin im engen Kontakt zur Truppe von Jürgen Klopp sein. „Mein Vertrag wurde um ein Jahr verlängert“, weiß der Mendener, dass sein Aufgabenbereich mit den Verpflichtungen von Ciro Immobile, Adrian Ramos und Don-Won Ji noch größer werden wird.

Natürlich schaut er seinem prominenten Kollegen mit großem Wissensdurst über die Schultern. „Was ich beim BVB erlebe, ist ein wie zweijähriges Praktikum auf höchstem Niveau. Für mich als Trainer ist das sehr lehrreich.“ Den Status eines Fußballlehrers strebt der A-Lizenz-Inhaber zwar nicht unbedingt an, aber fundierte Fachkenntnisse können nie schaden.