Dortmund. . Von Liebe und Eifersucht - wenn Mario Götze mit dem FC Bayern München am Samstag um 18.30 Uhr zum Bundesliga-Topspiel bei seinem Ex-Klub Borussia Dortmund antritt, wird dies kein leichter Weg für den 21-jährigen Nationalspieler. Denn der Wechsel im Sommer schockierte ganz Dortmund.

Das bisher wohl letzte Mal, als sich die Wege kreuzten, zog Mario Götze eine Verkleidung vor. Die Baseballkappe tief in die Stirn gezogen, den Schal hoch ins Gesicht gewickelt, dazwischen eine Brille, ganz so, als ob er nicht erkannt werden wollte, saß er da in der Münchener Fußball-Arena. Es war ein Abend im September, an dem 1860 München sein Pokalspiel gegen Borussia Dortmund bestritt, Götzes früheren Verein. Seit Sommer ist Götze Profi des FC Bayern München. Es schien, als duckte er sich weg vor den Blicken und den Fragen, was er da täte bei seinem Ex.

Gefragt hat am Ende niemand ernstlich, schließlich hatte er nichts Verbotenes angestellt, vermutlich hätte er sogar über die Dortmunder Tore jubeln dürfen, weil sich 1860 bei Bayern-Fans noch größerer Unbeliebtheit als der BVB erfreut. Und doch ist diese Geschichte von Mario Götze, dem FC Bayern und dem BVB eine von Liebe und Eifersucht. Eine sensible Geschichte, der am Wochenende ein neues Kapitel hinzugefügt werden wird, wenn Götze am Samstag (18.30 Uhr, live in unserem Ticker) mit seinem neuen Verein zum Duell der Branchenriesen in Dortmund antritt.

Götze rechnet mit einem „der schwersten Momente meiner Karriere“

Vermutlich wird er übel ausgepfiffen werden – und wenn es dabei bleibt, war es schon ein guter Abend für ihn. Dem 21-Jährigen schwant schon das Ungemach, er rechnet mit einem „der schwersten Momente meiner Karriere“. Dabei bemühen sich die BVB-Bosse, die Wogen zu glätten. „Mir wäre es lieber, die Fans würden sich auf die Spieler konzentrieren, die noch da sind, und jeden von ihnen gewonnenen Ball feiern, als hätten sie ihn ins Tor geschossen“, sagt Trainer Jürgen Klopp. Doch auch er wird wissen, dass das eine das andere nicht ausschließt.

„Das Streben nach Geld zeigt, wie viel Herz man wirklich hat“, hatten ein paar BVB-Fans auf ein Verabschiedungsplakat geschrieben, dazu eine nicht gerade höflich formulierte Bitte, sich doch dann jetzt schleunigst vom Hof zu machen. Die Kälte, mit der Götze einfach verschwand zum größten Konkurrenten, erschreckte viele. Selbst ein halbes Jahr nach dem Bekanntwerden des 37-Millionen-Euro-Deals scheint daher noch immer die gleiche seltsame Emotionalität in der Sache zu stecken. „Es ist immer noch ungewohnt, Mario in Rot zu sehen“, sagte Dortmunds noch verletzter Stratege Ilkay Gündogan vor ein paar Tagen und sprach vielen Dortmunder Fans aus der Seele. Und irgendwie auch den Münchenern.

Beim BVB wurde Götze zum Star

In Gelb wurde Götze zum Star, mit Götze stieg Gelb in die Elite des europäischen Fußballs auf. Sein Kumpel Marco Reus kam aus Gladbach, um zusammen mit Götze die Fußball-Welt ein bisschen aus den Angeln zu heben. Ihnen blieb nur ein Jahr, weil Götze, der gebürtige Bayer, der seit der E-Jugend alle Teams beim BVB durchlaufen hatte, nach München weiter zog. Ohne Ankündigung. Es war eine Nachricht, die alle beim BVB schockierte. Alle hatten aufrichtig geglaubt, dass auch Mario Götze sich der gemeinsamen Sache verschrieben hätte. Dass er das Werbemantra seines Klubs „Echte Liebe“ tiefer in sich tragen würde. Doch sie irrten. Er ging nach München, wo Startrainer Pep Guardiola anheuerte, wo die Scheine lockerer sitzen. Gelbgier hatten sich die Fans erhofft, Geldgier warfen sie ihm vor.

Götzes Welt hat sich seither drastisch verändert. Als er noch in Dortmund spielte, war er eine fest eingeplante Größe für Abende wie den kommenden. In München fasste er bislang auch wegen langwieriger Verletzungen nicht Fuß. Seine Leistungen sind schwankend, seine Einsatzzeiten überschaubar. Fraglich, ob Guardiola ihn der enttäuschten Liebe der Ränge aussetzen wird, wenn er erstmals als Bayern-Spieler zurückkehrt in die alte Heimat.

Götze verkündete den BVB-Machern die unangenehme Wahrheit selbst

Dass er schwierigen Situationen nicht aus dem Weg geht, hat Mario Götze schon bewiesen. Als der Deal mit den Bayern eingefädelt war, beraumte er ein Treffen an mit Klopp, mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, mit Sportdirektor Michael Zorc. Götze schickte nicht seinen Berater vor, sondern verkündete die unangenehme Wahrheit selbst. Es war der Tag, an dem er die BVB-Macher ein letztes Mal tief beeindruckte. Als die Wege begannen, sich zu trennen.