Dortmund.. Ausgerechnet vor dem Bundesliga-Spitzenspiel gegen den FC Bayern München ist Borussia Dortmund vom Verletzungspech geplagt. Um die Lücken in der Abwehr zu schließen, wurde Manuel Friedrich verpflichtet - und der könnte schon am Samstag sein Debüt feiern.

Das Interesse am Bundesliga-Spitzenspiel ist enorm: Im Signal-Iduna-Park, der Heimstätte von Borussia Dortmund, werden alle 80.645 Plätze besetzt sein. Der BVB hätte 500.000 Karten verkaufen können. Dazu kommen 500 Medienvertreter von allen fünf Kontinenten - und die bekamen erst einmal reichlich Informationen über das Dortmunder Lazarett, das prall und prominent gefüllt ist.

Ilkay Gündogan, Marcel Schmelzer, Mats Hummels und Neven Subotic sind verletzt. Lukasz Piszczek ist zwar zurück im Training, aber noch lange nicht spielbereit. Vor allem in der Abwehr ist die Personaldecke damit bedenklich dünn. "Wir haben immer noch sehr hohe Qualität", sagt zwar BVB-Trainer Jürgen Klopp, ergänzt dann aber doch zwei Probleme: "Erstens: Wir müssen eine Abwehr aufstellen, die definitiv noch keine 20 Spiele zusammen gemacht haben. Zweitens: Dann kommt auch noch Bayern München, die einen ja schon mal defensiv fordern."

Der starke Gegner macht die Lage besonders prekär: "Ich kann ja nicht so tun, als hätten wir 80 Prozent Ballbesitz und in der Innenverteidigung könnte auch ich spielen", sagt Klopp. Stattdessen wurde mit Manuel Friedrich ein Spieler geholt, der auch nicht mehr zu den Jüngsten gehört - für den aber neben seiner Vertragslosigkeit noch ein weiterer Fakt sprach: "Manuel kenne ich schon sehr lange", sagt der BVB-Coach. "Über den Menschen musste ich also keine Sekunde nachdenken."

Doch auch sportlich überzeugte der Ex-Leverkusener: "Er ist von den Ausdauerwerten her in einer außergewöhnlich guten Verfassung", sagt Klopp, der außerdem in den vergangenen zehn Tagen daran gearbeitet hat, Friedrich, der seit Sommer kein Spiel mehr bestritten hat, auch fußballspezifisch wieder bundesligatauglich zu machen. "Dass er als Spielpraxis nur 60 Minuten gegen Paderborn vorzuweisen hat, weiß ich", räumt der Trainer ein.

Dass Friedrich nach diesen 60 Minuten vom Feld humpelte, hat Klopp zwar ein paar zusätzliche graue Haare beschert, aber keine Auswirkungen für Samstag: Lediglich ein Schlag aufs Wadenbeinköpfchen war der Grund für die Auswechslung - eine Vorsichtsmaßnahme. Ein Einsatz gegen die Bayern wäre möglich und wird vom Trainer zumindest erwogen.

Allerdings: Im Champions-League-Spiel gegen Neapel am kommenden Dienstag wäre Friedrich ohnehin nicht spielberechtigt - alleine deswegen könnte der Trainer einer Variante mit Sven Bender in der Mitte den Vorzug geben, damit sich die Abwehr zumindest ein wenig einspielen könnte.

Durm wird Schmelzer ersetzen können

Erik Durm dagegen ist in beiden Spielen einsatzbereit, obwohl er unter der Woche wegen leichter Knieprobleme pausierte. Am Donnerstag ist der U21-Nationalspieler, der wohl den Platz von Linksverteidiger Schmelzer einnehmen wird, jedoch wieder ins Teamtraining eingestiegen.

Am Beispiel des 21-jährigen Durm zeigt sich, dass der BVB weiter auf seine jungen Spieler setzt - was schon bezweifelt wurde, als die Dortmunder den 34-jährigen Friedrich holten, anstatt auf ihre Nachwuchsleute Marian Saar (18) und Koray Günter (19) zu bauen. "Von den jungen Burschen halten wir nach wie vor viel", beteuert Klopp. Sie haben aber aus persönlichen Gründen keinen Rhythmus." Man müsse den Spielern Zeit für Entwicklung geben. "Es gehört dazu, dass man sie fördert und fordert, aber nicht überfordert", erklärt Klopp. Und nichts anderes wäre wohl ein Debüt gegen den Triplegewinner Bayern München gewesen - noch dazu vor 80.645 Zuschauern und 500 Medienvertretern.