Dortmund. . Kurz vor dem unglücklichen Auftritt der Borussia an der holländischen Grenze endete das Funding für das Filmprojekt „Am Borsigplatz geboren – Franz Jacobi und die Wiege des BVB“

Am vergangenen Samstag bezwang die falsche Borussia vom Niederrhein die richtige Borussia trotz hoffnungsloser Unterlegenheit auf nahezu lächerlich unverdiente Art und Weise mit 2:0. Während der Samstag aus Dortmunder Sicht somit zumindest fußballerisch ein „Tag zum Vergessen“ wurde, war der Abend vorher durchaus denkwürdiger. Eine perfekte Gelegenheit, bei einer Fankolumne den Satz „Wichtig is‘ auf’m Platz“ einmal kalt lächelnd zu ignorieren.

Denn am Freitagabend endete das Crowd-Funding für das Filmprojekt „Am Borsigplatz geboren – Franz Jacobi und die Wiege des BVB“. Zu diesem Anlass veranstaltete das BVB-Fanzine „schwatzgelb.de“ den Konzertabend „Tanz für Franz“, der trotz unglücklichem Termin und großer Konkurrenzveranstaltung weit mehr als 500 zahlende Gäste in die Nord-West-Ecke des Dortmunder Fußballtempels an der Strobelallee lockte und so die Kassen des Jacobi-Projekts noch etwas weiter füllte.

Gründervater des BVB ein filmisches Denkmal setzen

120.000 Euro hatte man als Funding-Schwelle angesetzt, um dem Gründervater des Ballspielvereins Borussia, über den gemeinhin wenig bekannt ist, ein filmisches Denkmal setzen zu können. 250.000 Euro würden benötigt, wenn es sich dabei um die gewünscht hochwertige Produktion handeln sollte.

Dank zahlreicher Last-Minute-Spender, Beiträgen verschiedener Firmen und Sponsoren, Unterstützung durch Jürgen Klopp, der sich zu einer Autogrammstunde bereit erklärte und dem abschließenden „Tanz für Franz“ wird das ambitionierte Funding-Ziel von einer Viertel Millionenen Euro pünktlich zum Abschluss der Kampagne erreicht werden.

Das Filmprojekt ist ein weiteres leuchtendes Beispiel dafür, welch große Beiträge zur Fußball- und Fankultur in der Dortmunder Fanszene entstehen, deren schiere Größe eben nicht ihr einziges hervorstechendes Merkmal ist. Fans aus Dortmund setzen sich federführend für fanpolitische Belange wie Fanrechte oder sozial verträgliche Eintrittspreise ein und generieren noch über die vollen Stadien und die oftmals großartige Stimmung hinaus einen großen Mehrwert für ihren Verein, dessen aktuelle Führung sich dessen, im Gegensatz zu ihren Vorgängern, zumindest teilweise bewusst ist.

„Am Borsigplatz geboren – Franz Jacobi und die Wiege des BVB“

Mit der Realisierung des Filmprojekts „Am Borsigplatz geboren – Franz Jacobi und die Wiege des BVB“ machen sich die Initiatoren Jan-Henrik Gruszecki, Marc Quambusch und Gregor Schnittker in besonderem Maße um die Geschichte und Tradition der Borussia und deren Bewahrung verdient. Und die Art und Weise, in der sich unzählige Borussen am Gelingen der Gründungsverfilmung ihres BVB beteiligen, ist einmalig. Sehr viele Fanclubs und unorganisierte Borussen haben große und kleine Geldbeträge beigesteuert, fannahe Journalisten und die Blogs, Magazine und Fanzines rund um Dortmund haben das Projekt mit lautem Rauschen im virtuellen und non-virtuellen Blätterwald begleitet.

Auch interessant

So war dann „Tanz für Franz“ nicht nur Abschluss für ein geglücktes Crowd-Funding auf dem Weg zu einem erfolgreichen Projekt, sondern auch ein weiteres Zeichen, was Borussen gemeinsam erreichen können: Nachdem Ultras, Kutten, Verein, Sponsoren, Magazine und der Trainer für den Film an einem Strang gezogen hatten, folgten nun Prominenz und Profi-Musiker mit schwarzgelbem Herzen dem Aufruf von schwatzgelb.de zur „Spendengala“ und sorgten für einen unterhaltsamen Abend, dessen Einnahmen komplett Richtung Gründer-Film fließen.

Hans Tilkowski plaudert über Erlebnisse mit Jacobi

Fritz Eckenga, „Christian Venus“, „Andy Schade“, das „Ballspielorchester 09“, „SBK Basement“, die „Rapberichterstatter“ „Telow“ und der „Der Wolf“, „Pommes Schwarz Gelb“ und die „Dortmunder Jungs“ standen unentgeldlich auf der Bühne, letztere stellten sogar selbige inklusive technischer Ausstattung. Hans Tilkowski, BVB-Legende und Zeitgenosse Jacobis, war vor Ort und berichtete von seinen Erlebnissen mit dem BVB-Ehrenvorsitzendem.

Die Veranstaltung wurde – wie vieles, was in der Dortmunder Fanszene entsteht – ein Erfolg und „Am Borsigplatz geboren“ ganz nebenbei zum erfolgreichsten deutschen Crowdfunding-Projekt aller Zeiten. Und einen unbezahlbaren Dienst hat das Filmteam schon längst vor dem Beginn der Arbeiten am Film geleistet: Auf Initiative von Gruszecki, Quambusch und Schnittker beerdigte der BVB seinen 1979 in Salzgitter verstorbenen Gründervater in Dortmund. Zuvor war sein Grab entfernt, die Grabstätte jedoch nicht neu verkauft worden.

6.10.2013, Rutger Koch, Gib mich DIE KIRSCHE