Wie soll er bitte aussehen, der Fußball der Zukunft? Springt BVB-Trainer Jürgen Klopp auf und gerät in Rage, könnte ein Niederreißen helfen, eine Blutgrätsche, damit er dem vierten Offiziellen nicht zu nahe zu tritt? Lächerlich. Ein Kommentar.
Seit ihm in Neapel kurz die Gesichtszüge entgleist sind, muss Jürgen Klopp einen Ratschlag nach dem anderen wegstecken. Auf der Pressekonferenz vor der Bundesliga-Partie gegen den SC Freiburg hat der Trainer von Borussia Dortmund darüber noch gescherzt. Es meldete sich sein Handy, als er auf dem Podium saß, neben ihm als Stellvertreter des verhinderten aktuellen Medienchefs Sascha Fligge der ehemalige, Josef Schneck. Mit Schneck an seiner Seite war Klopp oft zur Höchstform aufgelaufen.
Verbalgeplänkel, ein launiges Wort hier, ein Späßchen da, Bälle, die hin und her flogen und am Ende fast immer sauber verwandelt wurden. Diesmal nutzte der nach seinem Champions-League-Ausraster um Zurückhaltung der extrem seriösen Art bemühte Trainer die Gelegenheit, um seine eigene Verkrampfung mit ein wenig Selbstironie zu lösen. Es solle einen Psychologen aufsuchen, war er mit Rat geschlagen worden. Und? Am Handy war der Teampsychologe. Nachfrage bei Josef Schneck: „Mache ich einen so schlechten Eindruck?“
Das war, genau: lustig. Gar nicht mehr lustig ist es allerdings, dass sich nun Markus Merk unter die Ratschläger begeben hat. Der Ex-Weltschiedsrichter vertritt die Ansicht, dass Klopp bei Fußballspielen ein Mediator an die Bankseite gesetzt werden sollte, um das Schlimmste zu verhindern. Ob durch intensive Gespräche oder durch tätlichen Zugriff hat Merk nicht erläutert. Beides wäre ja möglich. Springt der Trainer der Schwarzgelben auf, gerät er in Rage, kann vielleicht gar nicht mehr beruhigend übers Wort auf ihn eingewirkt werden. Dann könnte ein Niederreißen helfen, eine Blutgrätsche, die ihn daran hindert, dem vierten Offiziellen oder sonst wem zu nahe zu treten.
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Ernsthaft. Bei Jürgen Klopp handelt es sich um eine Führungskraft in einem Gewerbe, das durch gewaltige öffentliche Aufmerksamkeit geprägt und deshalb schwierig ist für seine Protagonisten. Er muss sich in gewisser Weise im Griff haben. Das weiß er auch selbst. Darüber redet er auch selbst, und zwar sehr offen. Sollte der Trainer also den Wunsch verspüren, sich mit jemandem auszutauschen, im ganz klassischen Sinne und in der Restwirtschaft absolut nicht unüblicher Weise Hilfe bei jemanden zu suchen, der die Kompetenz hat zu helfen, wird er das schon tun.
Händchenhalter hoffen auf Einsatz
Merks Ratschlag jedoch ist schlicht anmaßend, lächerlich, dumm. Wie soll er bitte aussehen, der Fußball der Zukunft? Jede Menge Technik klärt, was auf dem Feld so an Strittigem passiert. Auf den Bänken warten mit besorgtem Blick die Händchenhalter auf ihren großen Einsatz. Dazu noch die Ball-Controller, die auf dem Rasen im Barca-Stil unterwegs sind, und schon haben wir ihn: einen Sport, der vergessen hat, wo er herkommt.