Köln. Am Freitag gibt Joachim Löw sein Aufgebot für die WM-Qualifikationsspiele gegen Österreich und die Faröer im September bekannt. Der Bundestrainer hatte Borussia Dortmunds Roman Weidenfeller zuletzt die Tür geöffnet. Sollte er den 33-Jährigen nominieren, könnte der BVB-Keeper der älteste Debütant im DFB-Torwarttrikot aller Zeiten werden.
Hoffnung für Roman Weidenfeller und drei "US-Boys": Überraschungen sind möglich, wenn Bundestrainer Joachim Löw am Freitag sein Aufgebot für die vorentscheidenden WM-Qualifikationsspiele gegen Österreich in München (6. September, 20.45/ZDF) und die Färöer in Torshavn (10. September, 20.45 Uhr/ARD) nominiert. Aber nicht in der Abwehr, die zuletzt beim 3:3 gegen Paraguay wieder einmal eklatante Schwächen offenbarte, sondern in den eigentlich ohnehin hervorragend besetzten Positionen im Tor sowie auf den offensiven Außenbahnen.
Auf eine Berufung hoffen darf vor allem der Dortmunder Schlussmann Roman Weidenfeller, der im Alter von 33 Jahren zum ältesten Torwart-Debütanten in der DFB-Geschichte werden könnte. Er würde im Fall eines Einsatzes den "Helden von Bern" Toni Turek ablösen, der bei seinem ersten Länderspiel-Einsatz 31 Jahre und 308 Tage zählte.
Zudem dürfen nicht erst seit der Verletzung von England-Legionär Lukas Podolski (FC Arsenal) gleich drei der vier Debütanten der US-Reise darauf spekulieren, schneller als erhofft ins Löws Elitekreis zurückzukehren: Der Mainzer Nicolai Müller, der mit vier Treffern die Torschützenliste der Bundesliga alleine anführt. Der Leverkusener Sidney Sam, der am Samstag vor Löws Augen beim 4:2 gegen Borussia Mönchengladbach glänzte und mit fünf Torbeteiligungen bester Scorer der Liga ist. Und auch der Mönchengladbacher Max Kruse, der in den USA den bleibendsten Eindruck hinterließ und beim 3:0 gegen Hannover 96 eine Gala ablieferte.
"Der ein oder andere, der heute auf dem Platz war, wird sich beim nächsten Doppelspieltag in unserem Aufgebot befinden", sagte Löw am Wochenende nach dem Spiel in Leverkusen. Gemeint haben kann er neben "Stamm-Gast" Lars Bender (Bayer) eigentlich nur Sam und Kruse.
Podolski und Gündogan fehlen definitiv
Sicher fehlen wird neben Podolski (Muskelfaserriss) der Dortmunder Ilkay Gündogan (Lendenwirbel), beim im Freiburg-Spiel verletzten Münchner Bastian Schweinsteiger (Gelenkstauchung und Kapselzerrung im rechten Sprunggelenk) stehen die Zeichen auf rechtzeitige Genesung. Offen ist auch die Berufung von Götze, der nach ausgestandenem Muskelbündelriss erst zweimal für die Bayern spielte. Toni Kroos, der am Tag des Paraguay-Spiels erstmals Vater wurde, wird derweil zurückkehren.
Weidenfeller hatte der Bundestrainer zuletzt die Tür weit geöffnet. Hinter den gesetzten Manuel Neuer und Rene Adler gebe es "nicht nur die jungen Torhüter" hatte der 53-jährige Löw gesagt und die Frage, ob Weidenfeller schon mit einer Berufung für die Spiele gegen Österreich und die Färöer rechnen könnte, geantwortet: "Das warten wir mal ab." In jedem Fall habe sich der Dortmunder "fußballerisch und in der Strafraumbeherrschung klar verbessert, und auf der Linie ist er noch stärker geworden als er eh ohnehin schon war. Er hat viele eines Besseren belehrt".
Weidenfeller, der in den Vorjahren oft verärgert auf seine Nicht-Berücksichtigung reagiert hatte, nahm den Ball dankbar auf. "Falls der Deutsche Fußball-Bund meine Hilfe benötigt, stehe ich gerne zur Verfügung. Dann fahre ich im nächsten Jahr selbstverständlich auch als Nummer drei mit zur Weltmeisterschaft", hatte er gesagt.
Nominierung Weidenfellers wäre wegweisend
Eine Nominierung des Dortmunders wäre jedoch eine wegweisende. Wenn Löw den 33-Jährigen nun berufen sollte, scheint es wahrscheinlich, dass Neuer, Adler und Weidenfeller - vorbehaltlich von Verletzungen und gravierenden Formtiefs - bis zur WM das Tor-Trio bilden würden. Die jüngeren Keeper wie Ron-Robert Zieler (Hannover/24) oder Marc-Andre ter Stegen (Gladbach/21), die zuletzt nicht immer stabil wirkten, wären dann vor erst einmal außen vor.
Auch Sam, Kruse und Müller würden den Konkurrenzkampf auf eigentlich breit besetzten Positionen schüren. Kruse, der nach eigener Auskunft nichts von Löws Stadion-Besuch am Samstag wusste, wäre der dritte Stürmer. Der Bundestrainer hat jedoch immer wieder betont, Miroslav Klose und Mario Gomez als Platzhalter zu sehen und wird vermutlich auch nur zwei Angreifer mit zur WM nach Brasilien nehmen. Sam und Müller, die in den USA nur wegen zahlreicher Absagen zum Zug kamen, müssten in Konkurrenz treten zu Stars wie Podolski, Thomas Müller, Götze, Marco Reus, Julian Draxler, Andre Schürrle oder Kroos. (sid)