Essen. Nach Mario Götze könnte Borussia Dortmund mit Robert Lewandowski einen weiteren Topspieler verlieren. Der BVB braucht also nicht nur einen neuen Spielmacher, sondern darüber hinaus einen adäquaten Ersatz für den polnischen Nationalspieler. Wir stellen potentielle Nachfolger vor - von Edin Dzeko bis John Guidetti.

Nach Mario Götze (wechselt im Sommer für 37 Millionen Euro zu Bayern München) steht auch Stürmerstar Robert Lewandowski beim BVB vor dem Absprung. Auch der polnische Nationalspieler könnte zum Rekordmeister wechseln. Zuletzt dementierten die Bayern zwar, dass die Arbeitspapiere bereits unterschrieben seien, Bemühungen um einen Transfer können sie aber nicht leugnen.

Lewandowski hat in den vergangenen beiden Jahren eine enorme Entwicklung durchlebt. Der 24-Jährige avancierte zum derzeit besten Mittelstürmer Europas. Das dies keineswegs eine Übertreibung ist, weiß die Fußballwelt spätestens seit seinem Viererpack im Halbfinalhinspiel der Champions League gegen Real Madrid. Auch die Zahlen unterstreichen Lewandowskis Klasse: In den vergangen zwei Jahren traf er in 61 Bundesligaspielen 45 Mal, 17 weitere Treffer legte er auf. In der Königsklasse kann Lewandowski, der 2010 für rund 4,5 Millionen Euro von Lech Posen zum BVB gewechselt war, mit zwei Treffern im Finale sogar noch die Torjägerkanone gewinnen. Zehn Mal traf er bislang in zwölf Spielen. Nur Cristiano Ronaldo ist mit zwölf Treffern besser.

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Neben seinen Vollstrecker-Qualitäten zeichnen Lewandowski auch seine Durchsetzungsfähigkeit und Ballsicherheit aus. Darüber hinaus verfügt er über Spielmacher-Qualitäten, was für das Spiel von Trainer Jürgen Klopp nicht unwichtig ist. Dementsprechend schwer wird es für das BVB-Führungstrio, Ersatz für den Ausnahmekönner zu finden. Wir spekulieren, welche Spieler ins Anforderungsprofil passen würden.

Edin Dzeko (Manchester City) 

Der Ex-Wolfsburger Edin Dzeko, derzeit bei Premier-League-Klub Manchester City unter Vertrag, wäre wohl die renommierteste und sportlich sinnvollste Lösung. Wie wir am Dienstag berichteten, ist der BVB auch an einer Verpflichtung interessiert. Der Bosnier kennt die Bundesliga; zur Meisterschaft des VfL Wolfsburg steuerte er in der Saison 2008/09 26 Tore und 10 Vorlangen bei. Insgesamt erzielte Dzeko 85 Treffer in 142 Bundesligaspielen. Eine ähnliche Quote bringt Lewandowski zu Papier (133 Spiele, 74 Tore). Im Januar 2011 wechselte Dzeko für 37 Millionen Euro zu Manchester City, wo er den Durchbruch zunächst nicht schaffte. Nur zwei Treffer gelangen Dzeko in 15 Rückrundenspielen. Seine Quote hat er zwar in den vergangen beiden Jahren verbessert, oft wurde Dzeko aber nur eingewechselt, womit er nicht zufrieden ist. Bereits mehrfach äußerte Dzeko seinen Unmut. „Ich will mehr. Ich habe den Anspruch, immer von Anfang an zu spielen“, sagte der Stürmer im Februar zum Kicker. Gleichzeitig schwärmte er vom BVB: „Die Borussia hat in der Champions League gezeigt, wie stark sie ist. Dortmund ist ein Topklub, das hat nun auch in Europa jeder gesehen. Ich bin davon überzeugt, dass die Borussia ins Finale kommt.“ Darüber hinaus liebäugelte Dzeko mit einer Rückkehr in die Bundesliga: „Ich liebe die Bundesliga und werde auch in die Bundesliga zurückkehren. Dazu stehe ich. Nur wann weiß ich noch nicht.“

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Borussia Dortmund diskutiert über Edin Dzeko.
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Vielleicht diesen Sommer? Dzekos Vertrag läuft in Manchester zwar bis 2015, für rund 25 Millionen Euro sollte er aber zu haben sein. Der BVB hat bereits Interesse an einer Verpflichtung signalisiert: "Wenn man weiß, dass bei uns im Sturm in den nächsten Jahren was passiert, muss man über Edin Dzeko nachdenken", sagte Trainer Jürgen Klopp am Wochenende bei Sky. Komplizierter als eine Einigung mit den Citizens dürften jedoch die Vertragsverhandlungen mit Dzeko ausfallen. In Manchester soll der 27-Jährige rund zehn Millionen Euro im Jahr verdienen. „Wenn ein Verein einen Topspieler haben möchte, dann ist er bereit, dafür zu investieren“, meint Dzeko.

Mario Gomez (Bayern München) 

Mario Gomez hatte bereits im Dortmunder Knappschaftskrankenhaus den Medizincheck absolviert, um künftig für den BVB aufzulaufen. Das behaupteten zumindest dutzende Nutzer des Kurznachrichtendiensts Twitter Ende April. Diese Nachricht sollte sich wenig später allerdings als falsch herausstellen.

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Nach wie vor steht Gomez bei Bayern München unter Vertrag, wo er geschätzte zehn Millionen Euro verdient. Die Quote des deutschen Nationalspielers liest sich beeindruckend. In 234 Bundesligaspielen traf Gomez 137 Mal. Noch ist der 27-jährige 1,89-Hüne mit 35 Millionen Euro der teuerste Spieler, der jemals innerhalb der Bundesliga transferiert wurde. Im Sommer löst ihn dann Mario Götze ab.

Trotz starker Statistik, trotz Bundesliga-, Champions-League- und Nationalmannschaftserfahrung passt Gomez allerdings weder ins Konzept noch zum Spiel von Borussia Dortmund. So stark er vor dem Tor auch sein mag, so viele Defizite hat er im Kurzpassspiel und bei der Arbeit gegen den Ball. Fraglich ist zudem, ob Bayern den Stürmer zum Rivalen ziehen lässt; ob Gomez überhaupt für Dortmund spielen will und ob Dortmund einerseits die Bayern sowie andererseits den Spieler bezahlen kann und will.

Burak Yilmaz (Galatasaray Istanbul) 

Der BVB sollte sich auch Burak Yilmaz genau anschauen. Der 25-fache türkische Nationalspieler von Galatasaray Istanbul ist ein Spätentwickler. Weder bei Eskisehirspor noch bei Fenerbahce, Besiktas oder Manisarsport gelang Yilmaz der Durchbruch. Erst in der Saison 2010/11 explodierte der heute 27-Jährige im Trabzonspor-Trikot. In der türkischen Hafenstadt Trabzon erzielte Yilmaz in 60 Spielen 51 Tore, ehe er im Sommer vergangenen Jahres für die festgeschriebene Ablösesumme von fünf Millionen Euro zu „Gala“ wechselte. Dort konnte Yilmaz – vor allem durch starke Leistungen in der Champions League (9 Spiele, 8 Tore) – seinen Marktwert deutlich steigern. Wie gut Yilmaz tatsächlich ist, musste auch Schalke 04 erfahren. Der 1,88 große Türke traf in beiden Achtelfinal-Spielen der Champions League gegen die Königsblauen. In der laufenden Saison erzielte er darüber hinaus 22 Treffer in der türkischen Süper Lig.

Ein Transfer dürfte allerdings nicht billig werden. Yilmaz steht bei den Türken bis 2016 unter Vertrag. Außerdem sollen auch europäische Topteams wie Juventus Turin und Atletico Madrid an dem Spätzünder interessiert sein. Unter 15 Millionen Euro wird Yilmaz wohl nicht zu haben sein.

Mame Diouf (Hannover 96) 

Zumindest in den Medien fiel in Verbindung mit Borussia Dortmund nicht selten der Name Mame Diouf. Der Senegalese wechselte 2009 vom norwegischen Erstligisten Modle FK zu Machester United, wo er sich jedoch nicht durchsetzen konnte. Im Sommer 2012 sicherte sich dann Hannover 96 die Dienste des 25-Jährigen. In der Bundesliga machte Diouf auf sich aufmerksam; für 96 verbuchte er in 26 Bundesligaspielen elf Treffer und sechs Assists.

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Von Ann-Christin Fürbach und Stefan Schinken

Weil Diouf bei den Niedersachsen eine Verlängerung seines 2014 auslaufenden Vertrags bereits ausschlug, scheint ein Wechsel nicht unwahrscheinlich. „Wenn der Preis stimmt, bin ich offen“, sagte Hannover-Boss Martin Kind zuletzt gegenüber Sport1. Für knapp zehn Millionen Euro sollte Diouf zu bekommen sein. Fraglich ist aber, ob er dem BVB weiterhelfen kann. Denn im Gegensatz zu Lewandowski ist Diouf kein spielender Stürmer, sondern viel mehr ein Phantom, das auf seine Chancen lauert.

Christian Benteke (Aston Villa) 

Perfekt ins BVB-Konzept würde Christian Benteke passen. Bis 2012 spielte Benteke in Belgien - unter anderem für Standard Lüttich und den KRC Genk. Im vergangen Sommer wechselte der 22-Jährige dann für rund neun Millionen Euro zum englischen Erstligisten Aston Villa unter Vertrag, wo er auf Anhieb zum Stammspieler aufstieg und in der laufenden Spielzeit 18 Tore erzielte

Benteke ist nicht nur schnell, beweglich und technisch stark, sondern darüber hinaus stark im Kombinationsspiel und kaltschäuzig vor dem gegnerischen Tor. Bei Aston Villa steht der 1,91 große belgische Nationalspieler zwar bis 2016 unter Vertrag, angesichts seiner starken Leistungen und der sportlich mauen Perspektive beim Tabellen-13. der Premier League scheint ein Wechsel aber nicht unwahrscheinlich. Unter 15 Millionen Euro dürfte Benteke jedoch nicht zu haben sein.

Gonzalo Higuain (Real Madrid) 

Eine prominente Lösung wäre der argentinische Torjäger Gonzalo Higuain von Real Madrid. Der 25-Jährige ist ein international nachgewiesener Toptorjäger mit Champions-League-Erfahrung (48 Spiele/9 Tore). Seit 2007 spielt Higuain für die Königlichen, wo er in 186 Ligaspielen 104 Treffer und 48 Vorlagen verbuchte.

In Madrid steht der im französischen Brest geborene Sturmtank noch bis 2016 unter Vertrag. Der Marktwert des argentinischen Nationalspielers wird auf 38 Millionen Euro taxiert. Obwohl Higuain oftmals auf der Bank Platz nehmen muss, weil bei Real mit Karim Benzema ein weiterer Topstürmer unter Vertrag steht, ist ein Wechsel eher unwahrscheinlich. Nicht nur die Ablösesumme wäre für den BVB eine große Hürde, darüber hinaus würde Higuain wohl das Gehaltsgefüge der Dortmunder sprengen.

John Guidetti (Manchester City) 

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Weitaus günstiger würde eine Verpflichtung von John Guidetti ausfallen, der beim englischen Premier-League-Klub Manchester City unter Vertrag steht. In der vergangen Spielzeit war Guidetti an Feyenoord Rotterdam ausgeliehen, wo er in 23 Ligaspielen 20 Tore und acht Vorlage verbuchte.

Im Abschluss ist der Schwede extrem stark, schießt links wie rechts präzise. Auch technisch ist Guidetti gut ausgebildet; im Eins gegen Eins ist er nur schwer zu verteidigen. Speziell für den BVB dürfte Guidettis Treffsicherheit bei Elfmetern interessant sein. Zuletzt versagten Mats Hummels und Robert Lewandowski vom Punkt. Vielleicht sind die Fußstapfen Lewandowskis noch zu groß für den 21 Jahre jungen Guidetti, der aufgrund einer mysteriösen Erkrankung die Teilnahme an der EM 2012 verpasste und in der laufenden Saison nur bei Citys Reserve zum Einsatz kam. In jedem Fall aber ist „The Swedish Wayne Rooney“, wie Guidetti aufgrund seiner körperbetonten Spielweise in England gennant wird, ein Stürmer mit viel Potential. Ein guter Backup wäre er allemal. Guidetti steht beim Scheich-Klub noch bis 2015 unter Vertrag und sollte für rund fünf Millionen Euro zu haben sein.