Essen. Ab Sommer spielt Mario Götze bei Bayern München - und Borussia Dortmund ist auf der Suche nach einem neuen Spielmacher. Wir stellen die potenziellen Nachfolger vor - von Christian Eriksen bis Kevin de Bruyne.

Mario Götze, 20 Jahre, zweifacher Meister, DFB-Pokalsieger, 22-facher Nationalspieler, wird dem BVB im Sommer den Rücken kehren, um seine Schuhe künftig für Rekordmeister Bayern München zu schnüren. Götze ist eins der größten Talente im deutschen Fußball; in den vergangen drei Spielzeiten war er Leistungsträger bei den Schwarz-Gelben. Nun will der zukünftige Bayern-Trainer Pep Guardiola aus dem Juwel den nächsten - den deutschen - Lionel Messi formen.

Der Traditionsklub aus dem Ruhrgebiet muss sich also nach Alternativen umschauen. Die Vereinkasse ist prall gefüllt. Ohnehin wollte der BVB viel Geld in die Hand nehmen, nun aber stehen dem BVB durch den Götze-Transfer rund 37 Millionen Euro zusätzlich zu Verfügung.

Einen gleichwertigen Ersatz für Mario Götze finden? Unmöglich? Keineswegs. Der BVB hat in der jüngsten Vergangenheit bereits bewiesen, dass Abgänge von Leistungsträgern wie Nuri Sahin oder Shinji Kagawa kompensiert werden können. Sportdirektor Michael Zorc, Trainer Jürgen Klopp und Klub-Boss Hans-Joachim Watzke werden im Sommer also einiges zu tun haben. Wir spekulieren, welche Spieler ins Anforderungsprofil passen würden.

Für die ab Sommer vakante Position des Spielmachers haben potenzielle Kandidaten bereits in Dortmund vorgespielt.

Christian Eriksen (Ajax Amsterdam)

Christian Eriksen gilt – wie Götze – als Jahrhunderttalent, in seiner Heimat ist er bereits ein Idol. Mit 16 Jahren schlug er Angebote von Milan, Chelsea und Barcelona aus, um in der Talentschmiede von Ajax Amsterdam zu reifen. Für die Niederländer debütierte Eriksen bereits mit 17, kurz darauf war sein Stammplatz in Stein gemeißelt. In der laufenden Saison erzielte Eriksen in 30 Spielen neun Treffer und bereitete weitere 14 vor. Eriksen ist – wie Götze – Jahrgang 1992. Der 33-fache dänische Nationalspieler ist nicht nur trickreich und beidfüßig, er strahlt darüber hinaus auch Torgefahr aus und ist – wie Götze – ein Mann für die entscheidenden Momente. Im Gruppenspiel gegen Dortmund bereitete er das 1:4 vor. Auch im Hinspiel hatte Eriksen seine Sache ordentlich gemacht, war stets anspielbar und ballsicher. Außerdem überzeugte er durch Ruhe und Übersicht. Bei Ajax hat Eriksen im Februar eine Verlängerung seines 2014 auslaufenden Kontraktes abgelehnt, was seine Wechselgedanken verdeutlicht. Der 21-jährige Musterprofi ist bereit für den nächsten Schritt.

Aufgrund der Vertragslaufzeit dürfte Eriksen, dessen Marktwert auf 16 Millionen Euro taxiert wird, nicht mehr als 20 Millionen Euro kosten. Allerdings sind auch andere Topklubs an dem Ausnahmefußballer interessiert. Zuletzt wurde der Däne vermehrt von Scouts des FC Liverpool und des FC Chelsea beobachtet. An Eriksens Selbstvertrauen sollte ein Wechsel ins Ausland zumindest nicht scheitern. „Barcelona traue ich mir durchaus zu“, soll der 21-Jährige gesagt haben. Spielerisch ähnelt er Götze enorm, zudem hat er bereits Erfahrungen in der Königsklasse gesammelt.

Isco (FC Malaga)

Erfahrungen in der Champions League kann auch Isco vorweisen. Mit dem FC Malaga spielte er unter anderem im ehemaligen Westfalenstadion vor. Im Viertelfinalhinspiel parierte Roman Weidenfeller in höchster Not, im Rückspiel bereitete der Spanier den Führungstreffer von Joaquin vor. Das Fußballspielen hat Francisco Román Alarcón Suárez, genannt Isco, auf den Straßen der südspanische Kleinstadt Benalmadena. „Dort habe ich gelernt, was Fußball ausmacht“, sagte er der spanischen Zeitung El Pais. „Ich musste viel einstecken, die anderen haben nach mir getreten, aber so lernte ich, mich durchzusetzen.“ Dieses Durchsetzungsvermögen sollte Isco noch weit bringen. 2006 entschied sich der heute 21-Jährige für die Fußballschule des FC Valencia, ehe er 2011 als Unbekannter mit bis dato erst vier Ligaspielen für sechs Millionen Euro zum FC Malaga wechselte. Zwei Jahre später ist Isco bei weitem kein unbeschriebenes Blatt mehr. In Malaga avancierte er zum Stammspieler, zum Leistungsträger, zur Identifikationsfigur - und zum A-Nationalspieler. Experten sprechen vom derzeit größten Talent im spanischen Fußball.

Dementsprechend kostspielig dürfte eine Verpflichtung des Ausnahmekönners ausfallen. Spätestens seit den starken Leistung in der Champions League (8 Spiele, 3 Tore, 4 Assists) ist Isco in aller Munde. Auch er steht weit oben auf der Wunschliste zahlreicher Topklubs. 2012 wurden Iscos Leistungen mit dem Golden-Ball-Award gewürdigt. Dem Golden Ball? Da war doch was! Richtig, ein Jahr zuvor hatte sich Götze den Titel für den besten U-21-Spieler Europas gesichert. Iscos Marktwert wird auf 20 Millionen Euro geschätzt. Angesichts seiner Leistungen und der Wertschätzung in Malaga dürfte eine Verpflichtung jedoch deutlich teurer werden.

Kevin de Bruyne (Werder Bremen/FC Chelsea)

Kevin de Bruyne, derzeit vom FC Chelsea an Werder Bremen ausgeliehen, ist der nächste Spieler, der ins BVB-Konzept passen würde. Mit dem Namen haben sich die Dortmund-Verantwortlichen dem Vernehmen nach ohnehin schon beschäftigt. Mit 17 Jahren debütierte de Bruyne für den belgischen Erstligisten KRC Genk. Ende Januar 2012 unterzeichnete er dann einen Vertrag beim FC Chelsea, spielte allerdings bis Mitte des vergangen Jahres in Genk, ehe er nach kurzem London-Aufenthalt an Werder weitergereicht wurde. Mit sechs Treffern und neun Vorlagen stieg der torgefährliche Belgier zum bester Bremer dieser Spielzeit auf. Darüber hinaus ist der 21 Jahre alte Allrounder, der sowohl zentral als auch auf den Außenbahnen eingesetzt werden kann, laufstärkster Spieler der Bundesliga. Ganz nach Klopps Geschmack also.

Chelsea will den torgefährlichen de Bruyne aber offenbar nur ein weiteres Jahr verleihen. Für Dortmund allerdings wäre eine feste Verpflichtung (oder eine Leihe mit Kaufoption) deutlich interessanter. Weil de Bruyne bis 2017 an die Blues gebunden ist, dürfte ein Kauf teuer werden. In den Medien kursierte zuletzt der Betrag von 17 Millionen Euro. Ob Chelsea sein vielversprechendes Talent für diesen Preis tatsächlich freigibt, ist angesichts der immer besser werdenden Leistungen fraglich.

Leon Goretzka (VfL Bochum)

Leon Goretzka könnte ebenfalls ein heißer Kandidat sein. Der gebürtige Bochumer ist beim VfL unumstrittener Stammspieler. In der laufenden Saison brachte es Goretzka auf 28 Spiele, vier Tore und fünf Vorlagen. Der gerade einmal 18-Jährige überzeugt vor allem durch seine außergewöhnlichen Präsenz. Goretzka kann ein Spiel lesen und Bälle verteilen. Auf der anderen Seite ist er aber auch stark in der Balleroberung. Neben dem Platz ist der U-19-Nationalmannschaftskapitän zurückhaltend, weiß aber ganz genau, was er will. Das Abitur zum Beispiel strebt der technisch starke Goretzka für 2014 an. Der Vertrag des 1,89 großen Mittelfeldspieler läuft in Bochum bis 2016. Neben der halben Bundesliga um Bayern München und Schalke 04 haben auch internationale Topteams wie Manchester United oder Real Madrid ihre Fühler nach dem Supertalent ausgestreckt. 2012 wurde Goretzka in der Kategorie U17 mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold ausgezeichnet. Auch Götze hat diesen Preis bereits gewonnen, sogar zwei Mal: 2009 (U17) und 2010 (U18).

Der BVB könnte Goretzka ein ruhiges Umfeld mit guter sportlicher Perspektive bieten. Trotz allen Talents ist aber fraglich, ob Goretzka, der weder Bundesliga- geschweige denn Champions-League-Erfahrungen vorweisen kann, dem BVB schon kurzfristig helfen könnte.

Julian Draxler (Schalke 04)

Sofort weiterhelfen könnte dem BVB Schalkes Julian Draxler. Bereits vergangene Saison spielte der gebürtige Gladbecker stark; in der laufenden Saison ist er noch besser. Trotz seiner Körpergröße von 1,87 Meter ist Draxler schnell und wendig. Technisch und taktisch ist er ohnehin erstklassig ausgebildet. Auf engstem Raum befreit sich der 19-Jährige regelmäßig aus nahezu aussichtslosen Situationen. Draxler spielte bereits für die Nationalmannschaft und mit Schalke in der Champions League.

Der jüngste Schalker Bundesligaspieler (Debüt mit 17) trägt seit 2001 Königsblau. Seine Affinität zu Schalke unterstrich Draxler zuletzt beim 2:1-Derbysieg gegen Dortmund als er nach seinem Führungstreffer zum überschwänglichen Jubel ansetzte. Ein Transfer zum Erzrivalen erscheint daher unwahrscheinlich. Zumal der BVB viel Geld locker machen müsste, um Draxler, dessen Vertrag bis 2016 läuft, aus Gelsenkirchen loszueisen. Trotz aller Revalität hat der Fall aber Götze gezeigt: Im Fußball ist alles möglich.

Heung-Min Son (Hamburger SV)

Heung-Min Son vom Hamburger SV ist zwar kein klassischer Spielmacher, kann aber auf dieser Position spielen. Außerdem ist der 20-Jährige auf den Außenbahnen und im Sturmzentrum einsetzbar. Son ist ein Allrounder und somit auch interessant für Borussia Dortmund. Der Südkoreaner schießt links wie rechts messerscharf, was er in Duellen mit dem BVB regelmäßig unter Beweis stellt. 2008 war Son aus der Jugendabteilung des FC Seoul zur U17 der Hansestädter gewechselt. 2010 debütierte er als 18-Jähriger in der Bundesliga. Nun ist er beim HSV Leistungsträger, erzielte in der laufenden Saison bereits elf Treffer, vier davon gegen den BVB.

Ein Transfer von Son würde im Bereich des Machbaren liegen. Sein Kontrakt in Hamburg läuft bis 2014. Für rund 10 Millionen Euro sollte der Offensivspieler zu bekommen sein.

Weitere Kandidaten könnten Patrick Herrmann (22 Jahre/Borussia Mönchengladbach), Adam Maher (19/ AZ Alkmaar), Siem de Jong (24/Ajax Amsterdam), Giorginio Wijnaldum (22/Feynoord Rotterdam), Alan Dzagoev (22/ZSKA Moskau) und Marouane Fellaini (25/FC Everton) sein.