Dortmund. . Eine Niederlage weit war Borussia Dortmund von der Langeweile entfernt. Nun kann der Double-Sieger in der Champions League das ausleben, was ihm in Liga und DFB-Pokal in der laufenden Saison verwehrt bleibt. Bis ins Frühjahr hinein kann die Meisterelf weiter Emotionen, Sensationen und Spektakel produzieren.

Road to Wembley, das steht auf den Plakaten, die nun um kurz vor Mitternacht noch im seichten Wind flattern, unweit der Stelle, wo die Protagonisten des Abends diese erstaunliche schwarz-gelbe Geschichte erklären sollen. Der Weg nach Wembley - es ist der Slogan dieser Champions-League-Saison, weil das Finale am 25. Mai im fußballgeschichtsträchtigen Londoner Stadtteil ausgetragen wird. Es ist ein prominenter Ort, der diesjährige Ort der Glückseligkeit.

Der Weg dorthin ist lang und steinig. Der Bundesligist Borussia Dortmund geht ihn nach dem 3:0-Sieg im Achtelfinal-Rückspiel gegen Schachtjor Donezk nicht nur unverdrossen weiter, er wird dabei auch von großer Beschwingtheit begleitet. Weil ihm dieser internationale Wettbewerb so viel mehr zu bieten im Stande ist als der Rest dieser bisherigen Saison.

Dortmund wird Champions-League-Plätze sicher nicht verspielen

BVBDen kurzen Weg zum Pokalfinale in Berlin versperrte der siegeshungrige Riese aus München ebenso wie den langen, schmalen Pfad zum erneuten nationalen Meisterschaftstitel. Niemand glaubt ernsthaft, diese 17 Punkte Rückstand in der Tabelle seien noch aufzuholen, niemand glaubt allerdings ernsthaft, dass der BVB seinen Anspruch auf einen der Plätze, die zum erneuten Beitritt zur Königsklasse berechtigen, mit einer Serie leichtfertiger Niederlagen noch verwirken könnte.

Nicht auszudenken, die Borussia wäre am Dienstagabend ausgeschieden. Die Saison wäre sicher keine Enttäuschung, aber sie käme nach einer aufregenden Affäre mit Meisterschaft und Pokalsieg daher wie die langweilige Schwester. So aber kann die Maschine BVB bis ins Frühjahr hinein das produzieren, was sie in den vergangenen zwei Jahren am besten konnte: Emotionen, Sensationen, Spektakel.

BVB-Trainer Klopp findet Top-Stellung seines Teams in Europa "cool"

Nach der in seiner Souveränität berauschenden Darbietung gegen den ukrainisch-brasilianischen Milliardärs-Klub ist der altgediente Torwart Roman Weidenfeller fast ein bisschen ergriffen, von der Stimmung, von der Besonderheit des Moments. „Da kommen die Meisterschaftsgefühle der vergangenen zwei Jahre wieder auf“, sagt er, „von Abenden wie diesem werden wir noch viele Jahre erzählen.“

Diese Mannschaft hat all das noch nie erlebt, nicht einmal der schwarz-gelbe Altvordere Weidenfeller. Das grünschnabelige Ensemble von Trainer Jürgen Klopp war vor zwei Jahren angetreten, um seine eigenen Erfahrungen zu sammeln. Es ist der Dortmunder Weg, der Weg, der schon im zweiten Jahr der Zugehörigkeit zu diesem erlesenen Zirkel weit führen kann.

Zwei Festtage (Hinspiele des Viertelfinals am 2./3. April, Rückspiele am 9./10. April) sicher noch hinzu kommen. Und am Freitag der nächsten Woche kugelt sich der Name Borussia Dortmund mit dem Rest der klangvollen Prominenz in den Lostöpfen fürs Viertelfinale. „Das ist cool“, findet Klopp. Cool ist das Gegenteil von langweilig. Cool lässt sich gut verkaufen.

Acht Spiele, keine Niederlage

Acht Spiele hat der BVB auf der glitzernden Bühne Champions League hingelegt - und keine Niederlage einstecken müssen. Die zulässige Interpretation, die Borussia sei damit einer der Favoriten auf den Titel, wehren fast alle Beteiligten ebenso leidenschaftlich ab wie zuvor die gegnerischen Angriffe auf dem Feld. Unangebracht findet Kapitän Sebastian Kehl die Einordnung: „Hier rumzuhopsen wäre verfrüht, wir habe ja noch nichts gewonnen.“ Und überhaupt: Der nächste Gegner heißt Schalke.

Der Weg nach Gelsenkirchen ist ungleich kürzer als der nach Wembley. Er wird auch dieses Jahr Emotionen freisetzen. Aber im Vergleich auch nur B-Emotionen.