München. Einst in Dortmund hatte Bayern-Star Arjen Robben die große Gelegenheit auf dem Fuß. Zwei Mal. Kurz vor dem Ende der entscheidenden Partie um die Meisterschaft. Doch er vergab. Im DFB-Pokal machte er es besser. Er überwand den starken Weidenfeller mit einem Traumtor - und damit das auch BVB-Trauma der Bayern.
Arjen Robben schaut dem Ball hinterher, er weiß, er hat ihn genau getroffen, so genau, so wunderbar präzise, dass er fliegt, wie er fliegen muss: hoch, lang, weit in die obere Ecke des Tores von Borussia Dortmund. Torwart Roman Weidenfeller reckt sich nach dem Ball, doch seine Handschuhe packen ins Leere. Es ist der Moment, in dem Bayern München gegen den Meister und Titelverteidiger den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals sicherstellt. 1:0 heißt es am Ende.
BVB-Keeper Weidenfeller flogen Emotionen von den Rängen um die Ohren
43 Minuten sind bis zu jener Szene gespielt. 43 Minuten, in denen sich Roman Weidenfeller in seiner Lieblingsrolle einrichtet: als Störenfried, Störenfried des Münchner Fußballs. Es ist eine Rolle, die er kennt, die ihm gefällt. Zuletzt hat er sie an gleicher Stelle bekleidet. Beim Liga-Duell der beiden nationalen Fußball-Mächte im Dezember verzweifelten die Münchner Stürmer an Weidenfeller, der seinem Klub mit seinen Paraden einen Punkt rettete.
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Das haben sie in Bayern nicht vergessen. Weidenfeller steht schnell im Mittelpunkt des Geschehens. Früh kommt es zum ersten Duell mit Robben. Flacher, harter Schuss, der Torwart ist zur Stelle (8.). Wieder ist Robben frei, doch er schießt drüber (40.). Sekunden später erreicht Robben ein Steilpass, er steht im Abseits, dass gepfiffen ist, hört er nicht. Er scheitert an Weidenfeller, die beiden prallen heftig gegeneinander. Der BVB-Keeper wütet, die Emotionen von den Rängen fliegen ihm, dem Störenfried, um die Ohren.
Es ist fortan laut, elektrisierend laut in der Arena. Weil Weidenfeller lange braucht, um seine Abstöße zu erledigen, gellen Pfiffe hinab aufs Feld. Und weil der der FC Bayern so kurz vor der Halbzeit auf den Führungstreffer drängt, lärmt das Stadion, als wolle es seine rot beleuchtete Fassade zum zittern bringen. An diesem Abend soll die verfluchte Bilanz gegen den Emporkömmling aus Westfalen enden.
Ausgerechnet der traumatisierte Robben beendet das Bayern-Trauma gegen den BVB
Der Ball kommt auf Umwegen zu Arjen Robben, 18, 20 Meter bis zum Tor. Es ist ein Traumtor. Ein zuckersüßer Moment in einem leidenschaftlichen Kampf beider Mannschaften, in dem am Ende ein genialer Moment des starken Arjen Robben entscheidet. An der Seitenlinie nickt BVB-Trainer Jürgen Klopp nach dem Tor anerkennend. Und Robben, dieser Arjen Robben sprintet in Richtung Eckfahne, rutscht auf Knien heran und lässt sich feiern. Endlich wieder richtig feiern.
Denn das schwarz-gelbe Münchner Trauma der jüngeren Vergangenheit war stets auch sein Trauma. Einst in Dortmund hatte er die große Gelegenheit auf dem Fuß. Zwei Mal. Kurz vor dem Ende der entscheidenden Partie um die Meisterschaft. Dortmund führte, als Robben einen Ball aus drei Metern über das Tor jagte und einen Elfmeter verschoss - genau in die Arme von Roman Weidenfeller.
Robben hat es auch zuletzt nicht leicht gehabt. Zu oft musste er die Spieler seiner Bayern als Reservist verfolgen. Gestern Abend, an diesem Abend, an den sich München sehr lange, sehr gern erinnern wird, scheint er ein bisschen Frieden zu schließen.