La Manga. . Nach den zwei Trainingseinheiten des Tages im Trainingslager im spanischen La Manga ist Mario Götze zwar geschlaucht. Für eine Runde „Fangen“ mit BVB-Mitspieler und Kumpel Marco Reus in der Hotel-Lobby reicht es aber noch. Danach darf der 20-Jährige durchatmen und gibt der WAZ Mediengruppe sein erstes Interview im Jahr 2013.

Herr Götze, Lionel Messi ist gerade wieder Weltfußballer geworden. Haben Sie die Wahl im TV geschaut?

Mario Götze: Nein, es interessiert mich schon, aber ich muss das nicht im Fernsehen sehen.

Sie könnten bald selbst zur Ehrung nach Zürich eingeladen werden. Und das nicht als Zuschauer.

Götze: (lächelt) Jeder Fußballer träumt davon, zu den Besten zu zählen. Ich auch. Das sollte auch das Ziel sein. Ich möchte mehr erreichen, weitere Titel holen. Wo das hinführt, muss ich am Ende sehen. Manche Dinge kannst du nicht beeinflussen.

Sie spielen auf Ihre Verletzungspause an. Der Mario Götze, der im letzten halben Jahr so glänzte, war im ersten Halbjahr 2012 durch eine hartnäckige wie langwierige Schambeinentzündung völlig außer Gefecht gesetzt.

Götze: Genau, das meinte ich. Das waren sehr harte Monate. Aber, das habe ich gelernt, auch Verletzungen gehören zu einer Karriere. Und es hat mich persönlich weitergebracht. Ich habe gemerkt, dass nicht nur die Sonne scheint und es nicht immer bergauf geht. Wir sind Meister geworden und haben den DFB-Pokal geholt, dazu hätte ich gerne mehr beigetragen als nur in der Vorrunde. Es war für meinen Körper aber in den vergangenen Jahren nicht einfach, die Belastung zu verarbeiten. Jetzt kann ich sagen: Er ist fit und ich kann Leistungssport treiben, ohne Probleme zu haben.

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Wir saßen vor drei Jahren, ebenfalls in Spanien, erstmals zum Interview zusammen. Damals waren Sie als 17-jähriges Talent bei den Profis. Wie hat sich Mario Götze seitdem verändert?

Götze: Damals war ich sehr jung und bin noch zur Schule gegangen. Inzwischen habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht, mich entwickelt, bin gereift. Und es ist viel passiert. Wir haben viele Spiele gewonnen und ein paar Titel geholt. Ich versuche dabei normal zu bleiben, meinen Fokus auf den Spaß am Fußball zu legen. Es gibt nicht viele Dinge, die ich lieber machen würde. Ich lebe meinen Traum.

Aus dem Talent von damals ist ein Star geworden. Hat der, wenn er Weihnachten die Familie im Allgäu besucht, mal Ruhe?

Götze: Ich bin der Letzte, der durch die Straßen läuft und sagt: Ich bin ein Star. So würde ich mich nie selbst bezeichnen. Ich war Weihnachten drei Tage bei meiner Oma fast nur im Hause. Das war ganz entspannt.

Da sind Sie nicht der Star, sondern noch der kleine Enkel Mario…

Götze: (lacht) Naja, das nun nicht mehr. Auch wenn mein kleiner Bruder inzwischen schon fast größer ist als ich. Ich bin einfach sehr gerne im Kreise meiner Familie. Da genieße ich jeden Moment.

Götze fühlt sich in Dortmund wohl 

In Dortmund wohnen Sie im Haus Ihrer Eltern.

Götze: Ja, und für mich ist es immer gut, heimzukommen und Normalität zu erleben. Da fühle ich mich wohl. Da bin ich einfach ich und der, der ich immer gewesen bin. Warum sollte sich das auch ändern.

Wie sieht diese Normalität aus?

Götze: Zuhause ist immer jemand da. Mein kleiner Bruder, meine Eltern. Und mir wird viel abgenommen. Das ist wie vor fünf Jahren. Die einzige Ausnahme: Mein großer Bruder ist ausgezogen und wohnt zwei Straßen weiter. Aber wir sind immer noch alle zusammen. Das fühlt sich gut an. Das ist ein besonderer Wohlfühlfaktor für mich.

Und trotzdem arbeiten Sie an Ihrem Auszug.

Götze: Der Zeitpunkt kommt, und das ist in Planung. Aber keine Eile. Und meine Familie bleibt auf jeden Fall in der Nähe.

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Könnten Sie sich vorstellen, für immer bei Borussia Dortmund zu spielen? So wie es Ihr Sportdirektor Michael Zorc gemacht hat? Oder ist das in Ihrem Karriereplan nicht vorgesehen?

Götze: (lacht) Wenn ich mal einen Plan hätte. Im Ernst: Ich kann mir das vorstellen. Ich bin in Dortmund aufgewachsen, fühle mich in der Stadt sehr wohl, habe Freunde und Familie dort. Das spricht alles für Dortmund und den BVB. Ob es so kommt, wird die Zukunft zeigen. Erstmal läuft mein Vertrag bis 2016. Deshalb gibt es überhaupt keinen Grund, über etwas anderes nachzudenken.

Schauen wir in die nahe Zukunft. In zehn Tagen beginnt die Bundesliga wieder. Kann der Meister BVB die Bayern mit zwölf Punkten Vorsprung noch einholen?

Götze: Das hängt von den Bayern, von uns und von allen anderen Mannschaften ab. Wir wollen in der Rückrunde möglichst viele Punkte holen.

Mit einem Mario Götze, der so stark ist wie in der Hinrunde? Sie sind abschlussfreudiger geworden, haben schon jetzt mit sechs Treffern Ihren persönlichen Saisonrekord eingestellt.

Götze: Früher habe ich noch sehr oft die Mitspieler gesucht und bin nicht so auf den Torabschluss gegangen. Ich hatte mir vor dieser Saison vorgenommen, torgefährlicher zu werden. Das klappt ganz gut. Für mich ist es wichtig, der Mannschaft zu helfen. Und so ein Tor vereinfacht im Spiel doch einiges.

Wann wird für den BVB die laufende Saison beendet sein? Nach dem 34. Spieltag stehen noch das Champions-League-Finale und das Pokal-Endspiel an.

Götze: Gute Frage. Wir sind jetzt erstmal in der Vorbereitung und freuen uns auf die Rückrunde, die Champions League und den DFB-Pokal. Wo wir stehen, ist schwierig zu sagen.

Das Champions-League-Finale findet 2013 in London statt. Sie hatten zuletzt bei den Champions-League-Spielen gegen den FC Arsenal und Manchester City Probleme bei der Einreise nach England. Würden Sie es im Mai besser machen?

Götze: (lacht) Jaja, mein Personalausweis lag zwei Mal im Koffer. Das passiert mir nicht noch einmal. Aber wenn ich das dritte Mal in England den Ausweis im Koffer haben würde, würde es ja bedeuten, wir sind dabei. Das wäre doch nicht so verkehrt.