Madrid. Wenn Real Madrid spielt, richten sich die Augen der Beobachter meist auf einen Spieler: Superstar Cristiano Ronaldo. Im Champions-League-Duell mit dem BVB rückt damit auch zwangsläufig dessen Gegenspieler Lukasz Piszczek in den Fokus.

Der Super-Superstar ist in Top-Topform. Cristiano Ronaldo, teuerster Fußballer der Welt, hat in drei Champions-League-Spielen fünf Mal für Real Madrid getroffen. Auf den Anzeigetafeln der spanischen Liga flackert sein Name im Schnitt alle 70 Minuten als Torschütze auf. Der Beste, für den ihn nicht nur sein Trainer Jose Mourinho hält, ist am Besten. „Er gefällt mir als Spieler“, sagt der, der den Portugiesen am Dienstag beim Champions-League-Spiel zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund (20.45 Uhr/Sky und im Live-Ticker) im Tatendrang bremsen soll. Lukasz Piszczek. Der schießt zwar erheblich weniger Tore, trägt erheblich weniger Gel im Haar und hat 50 Millionen Facebook-Freunde weniger als der portugiesische Superstar. Aber: Piszczek ist mit seiner konstanten Leistungsstärke für das Dortmunder Spiel fast genauso so wichtig wie Ronaldo für Real. „Er ist eine unserer Triebfedern“, sagte sein Entdecker und Förderer Jürgen Klopp.

Die Gegenspieler Ronaldo und Piszczek sind in ihrer gesamten Persönlichkeit Gegenentwürfe. Ronaldo besitzt einen Fuhrpark mit Luxuskarossen, Piszczek kommt im Mittelklassewagen zum BVB-Training. Ronaldo wohnt in einer Traumvilla im teuersten Stadtteil von Madrid, Piszczek ist mit seinem Einfamilienhaus im ruhigen Dortmunder Süden mehr als zufrieden. Wären die beiden Fußballer Getränke, würde Ronaldo als flamboyanter Caipirinha daherkommen, Piszczek dagegen als praktischer Durstlöscher, ein stilles Wasser mit einem Schuss prickelnder Kohlensäure und besonderer Leistungstiefe.

Erst Klopp machte Piszczek zum Außenverteidiger

Sein überragendes Potenzial schlummerte allerdings lange unentdeckt in den Untiefen des Hauptstadtklubs Hertha BSC Berlin. Drei Jahre lang fristete Piszczek dort im Sturm und im Mittelfeld ein Schattendasein. Jürgen Klopp erkannte die Möglichkeiten, ließ den Polen ablösefrei holen und formte aus dem Offensivmann einen rechten Außenverteidiger. „Er hat meine Stärken gesehen und mir gezeigt, wie ich sie nutzen kann“, erinnert sich Piszczek, der abseits der Scheinwerfer charmant, ironisch und wortwitzig ist. Die Kloppsche Umschulung hatte durchschlagenden Erfolg.

„Er ist schnell, technisch stark, stabil in der Abwehrleistung und gibt wichtige Impulsive für die Offensive“, schwärmt Sportdirektor Michael Zorc von dem Schnäppchen-Einkauf. Der Pole vereint in seltener Harmonie Ausdauer und Sprintstärke, kombiniert defensives und offensives Denken. Und Handeln. Längst sind internationale Großklubs auf den zweitwertvollsten Rechtsverteidiger der Bundesliga aufmerksam geworden. Der „europaweit begehrte Defensivspieler“ (Zorc) fühlt sich aber mit Ehefrau und Tochter und Kumpel Jakub Blaszczykowski denkbar wohl in Dortmund, hat gerade seinen Vertrag bis 2017 verlängert.

Im Hinspiel hatte Piszczek Ronaldo lange unter Kontrolle

Wie wichtig er für die Balance des BVB-Spiels ist, für den Ausgleich zwischen Offensive und Defensive, zeigte das Derby gegen Schalke 04. Dort musste der zweikampfstarke Pole mehrfach sein Einsatzgebiet wechseln. Die Dortmunder fanden erst ihren Rhythmus, als der 27-Jährige auf seiner angestammten Position spielen durfte. „Er zeigt immer wieder, wie wichtig im modernen Fußball die Außenverteidiger sind“, hat BVB-Boss Hans-Joachim Watzke beobachtet. „Lukasz ist eine tragende Säule unseres Erfolgs“, sagt Zorc. Und so unterstützte der Klub den Polen auch bedingungslos im schwierigsten Moment seiner Karriere, als er vor einem Jahr wegen einer Spielmanipulation in Polen verurteilt wurde.

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Vergangenheit. Die Gegenwart heißt Real Madrid. Und Cristiano Ronaldo. Im Hinspiel gönnte der Pole dem so berauschenden Portugiesen lange nur bei Freistößen Freiraum. Ein Tor gelang Ronaldo trotzdem. Als Piszczek in der zweiten Hälfte offensiver agierte, patzte in einer Aktion seine Absicherung und der Super-Superstar nutzte die Chance. „Das wollen wir am Dienstag verhindern. Ich weiß, was Ronaldo gerne macht. Ich werde versuchen, dass das nicht klappt.“, sagte der BVB-Profi am Montag nach der Landung in Madrid. Gut für Piszczek: Sein Gegenspieler hat zwar 50 Milllionen Facebook-Freunde. Aber die können ihm auf dem Rasen des Bernabeu-Stadions nicht helfen.