Dortmund. Marcel Schmelzer, in der Nationalmannschaft oft kritisiert, genießt beim Meister Borussia Dortmund das uneingeschränkte Vertrauen der Fans und auch von Trainer Jürgen Klopp.

Bei Borussia Dortmund eine feste Größe, im Nationalteam ein Wackelkandidat: An Marcel Schmelzer scheiden sich bei den Fans im Lande die Geister - im Umfeld des deutschen Fußballmeisters jedoch nicht im Geringsten. "Ich kann mir auf dieser Position keinen Besseren vorstellen", sagte Trainer Jürgen Klopp über den linken Verteidiger, der seine Qualitäten nicht nur am vergangenen Samstag im Bundesliga-Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (3:0) eindrucksvoll präsentierte.

Klopp fand seinen Musterschüler "richtig stark". Die Art und Weise wie der Dauerrenner sein Arbeitsfeld auf der linken Seite beackerte, lieferte die Antwort auf die teilweise überzogenen und aus Sicht von Klopp allzu oberflächlichen Kritiken nach dem WM-Qualifikationsspiel in der vergangenen Woche in Österreich (2:1).

"Wenn die Bälle zwei, drei, vier, fünf zuvor nicht thematisiert werden, ist der, der den letzten Fehler macht, der Depp", sagte Klopp, kritisierte damit gleichzeitig die fehlenden Automatismen in der DFB-Auswahl und rückte "Schmelle" wieder ins rechte Licht: "Er hat eine sensationelle Einstellung und taktisch in der Defensive alles drauf."

Schmelzer vorerst in der Nationalelf gesetzt

Da die Alternativen in der DFB-Auswahl für diese Position begrenzt sind, ist der 24-Jährige zumindest in den beiden Quali-Spielen in Irland (12. Oktober) und gegen Schweden (16. Oktober) gesetzt. Bundestrainer Joachim Löw kündigte an, er werde mit dem Dortmunder weiterarbeiten und hofft, "dass er sich auf diesem internationalen Niveau weiterentwickelt". Gelegenheit bietet unter anderem die Hammer-Gruppe in der Champions League mit Ajax Amsterdam, Real Madrid und Manchester City.

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Bei der EM im Sommer in Polen und der Ukraine nominierte Löw den Borussen für den 23er-Kader, zum Einsatz kam er jedoch nicht. "Allein dabei sein zu können, war für mich ein großes Erlebnis und eine große Erfahrung", erklärte der der gebürtige Magdeburger glaubhaft.

Klopp ist überzeugt, dass seine Nummer '29' noch 'viel Luft nach oben hat'. Im Training geht Schmelzer stets bis stets an die Grenze. "Von allen Spielern hat er die größten Fortschritte gemacht. Das waren Entwicklungssprünge, die auch wir Trainer so nicht vorhergesehen haben", sagte der BVB-Coach, der das Talent bereits als Trainer in Mainz beobachten ließ.

"Schmelle" ist ein Fußball-Verrückter"

Schmelzer ist eine Fußball-Verrückter. Seine Laufbahn begann er im Alter von acht Jahren bei Fortuna Magdeburg, bevor 2001 der Wechsel zum 1. FC Magdeburg folgte. Vier Jahre später verließ er Sachsen-Anhalt in Richtung Dortmund, spielte dort zunächst bei den BVB-Amateuren und übernahm schließlich die Position von Publikumsliebling Dede. "Diese Fußball-Begeisterung im Ruhrgebiet war ein kleiner, unbeschreiblich schöner Kulturschock für mich", berichtete Schmelzer.

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Heute, sieben Jahre später, hat die Euphorie in und um den BVB nichts von seiner Faszination verloren. Inzwischen ist Schmelzer U21-Europameister, A-Nationalspieler, zweimal deutscher Meister (2011 und 2012) und Pokalsieger (2012). Doch sein Erfolgshunger ist noch lange nicht gestillt. Ungeachtet seines fußballerischen Höhenfluges hat der Blondschopf, dessen schwarzes Haargummi auf dem Platz fast schon ein Markenzeichen geworden ist, nie die Bodenhaftung verloren.

"Es ist mir wichtig zu wissen, dass Menschen hinter mir stehen und mich unterstützen. Das gibt mir viel Kraft, auch für den Fußball", sagte Schmelzer. In Dortmund jedenfalls genießt er das uneingeschränkte Vertrauen der Fans, der Teamkollegen und besonders von Klopp. (sid)