Dortmund. .

Der Sieg gegen Leverkusen und die Aktionen der Fans gegen Rechts haben eines gemeinsam: Für sich alleine sollte man sie nicht überinterpretieren. Sowohl beim BVB als auch bei seinen Anhängern ist jetzt schon früh in der Saison Kontinuität gefragt.

Borussias Sieg gegen Leverkusen und das Drumherum sorgten für einen rundum gelungenen Stadiongang. Das fing schon damit an, dass dieser für Dortmunder an einem Samstagnachmittag stattfand und man in dem Wissen zum Tempel pilgern konnte, dass auch die Mehrheit der kommenden Spieltagsansetzungen zumeist klassische 15.30 Uhr-Termine für den BVB bereithalten würden.

Außerdem haben Fanabteilung, The Unity und eine Reihe nicht in dieser Form organisierter Fans Flagge gegen Borussias Problem am rechten Rand gezeigt. Das hat gut getan, nachdem man sich bisher in dieser Saison eher für die Botschaften schämen musste, die einige BVB-Anhänger zu verbreiten versuchen.

Zumindest für diesen sonnigen Sonnabend war es dann auch nur eine ärgerliche Randnotiz, dass der Verein sich leider offensichtlich erst dann klar positioniert, wenn die Signale aus dem rechten Sumpf zu augenscheinlich und medienwirksam werden.

Zu guter Letzt hat es einem das Spiel der Klopp-Elf dann auch noch leicht gemacht, sich trotz ungeliebter Begleiterscheinungen wie dem Neonazi-Problem, Konflikten zwischen Ultra-Szene und Funktionären oder unterbelichteten Forderungen nach Stehplatzverboten aus der Politik, auf das zu konzentrieren, was auf dem grünen Rasen stattfand. „Wichtig is‘“ ja eh bekanntlich „aufm Platz“.

Dort hatte die erste Mannschaft der Sportabteilung des Bayer-Konzerns der Dortmunder Borussia nichts entgegen zu setzen. Früh ging Schwarzgelb in Führung, früh legte man nach, souverän erhöhte man in Halbzeit Zwei und fuhr so einen zu keinem Zeitpunkt gefährdeten Sieg ein.

Auf dem Heimweg waren deshalb auch bei vielen beim Grinsen die Ohren im Weg. So ein sonniger Fußball-Samstag mit so einem tollen Spiel und entsprechend schönem Ergebnis erhellt Fußballfangemüter.

Und doch gilt es, Augenmaß zu bewahren. Denn den Sieg gegen „die Pillen“ sollte man so früh in der Saison ebenso wenig überbewerten, wie es bei einer Niederlage verhältnismäßig gewesen wäre. Denn zu diesem Zeitpunkt, wenn alle Teams noch „ihren Rhythmus suchen“, sind die Ergebnisse oft nicht von überbordender Bedeutungskraft.

Im Gegensatz zu den Sportjournalisten im TV sollte man als Fan also in den ersten rund sechs Spieltagen ergebnisunabhängig die Ruhe bewahren und mit vorschnellen Urteilen abwarten, bis die Spielzeit so richtig gestartet ist.

Ebenso überschaubare Bedeutung für die Zukunft haben auch die zahlreichen Lippenbekenntnisse gegen Rechts, wenn sie nicht Woche für Woche erneuert und auch im persönlichen Verhalten mit Leben gefüllt werden.

Es ist demnach wünschenswert, dass sowohl Borussia, als auch ihre Fans, zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison schon in besonderem Maße um Kontinuität bemüht sind. Denn auf die Leistung auf dem Rasen und die Stimmung auf den Rängen beim Heimspiel gegen Leverkusen ließe sich mit Sicherheit aufbauen, wenn es morgen in der Champions League gegen Ajax Amsterdam geht.

In dieser Gruppe ist das erste Heimspiel schon die vermeintlich machbarste Aufgabe. Grade deswegen ist es eigentlich nicht optimal, dass ausgerechnet diese so früh auf dem Plan steht. Eine Überraschung gegen (noch) kriselnde Königliche wäre vielleicht drin gewesen.

Rutger Koch von Gib mich DIE KIRSCHE