Frankfurt am Main/Essen. Das 1:3 der deutschen Nationalelf gegen Argentinien hatte auch seine guten Seiten. Eine war sicherlich das Zusammenspiel der beiden Dortmunder Marcel Schmelzer und Marco Reus, die die linke Außenbahn beackerten. Auch wenn das in Unterzahl gegen Argentinien unter verschärften Bedingungen geschehen musste.
Die kritischen Stimmen an Bundestrainer Joachim Löw und der deutschen Nationalmannschaft werden nach dem EM-Aus und dem 1:3 gegen Argentinien lauter. Aber es gab am Mittwoch in Frankfurt auch etliche positive Erkenntnisse im DFB-Team. Neben Schlussmann Marc-André ter Stegen von Borussia Mönchengladbach konnte auch die linke Seite in der Nationalelf auf sich aufmerksam machen. Und das Dortmunder Duo Marcel Schmelzer und dem Neu-Borussen Marco Reus hinterließ eine ordentliche Visitenkarte.
„Du kommst kaum an den Ball“
Weil DFB-Kapitän Philipp Lahm beim Test gegen die Südamerikaner passte, kam BVB-Außenverteidiger Schmelzer zu seinem achten Länderspiel. Macht zwei weniger als Reus, der bei der Euro 2012 zu den Überraschungen in der Nationalmannschaft zählte, und am Main auch wieder einer der Aktivposten im DFB-Team war. Dabei war die Ausgangslage für ein faires Kräftemessen mit dem siebten der Fifa-Weltrangliste schon nach einer halben Stunde Makulatur. „Zu zehnt gegen Argentinien zu spielen, ist sehr schwer. Du kommst kaum an den Ball, das Tor ist so weit weg und wenn du in der Offensive bist, spielst du fast immer drei gegen fünf“, analysierte Reus die Situation nach dem Platzverweis für Schlussmann Ron-Robert Zieler. „Wenn man so früh eine Rote Karte bekommt und dann noch so ein unglückliches Gegentor kassiert, ist es natürlich sehr hart für uns“, erklärte auch Schmelzer. Kleine Wackler in der Defensive bei beiden Dortmunder Akteure waren deshalb nicht von der Hand zu weisen. Der Verteidiger rückte zu häufig ins Abwehrzentrum, Reus nahm nicht immer am Spiel nach hinten teil.
Trotzdem wirkten beide Borussen nach der Partie nicht übermäßig geknickt. Von „einer guten Reaktion auf das EM-Aus“ sprach der eine (Reus) und dem anderen fehlte nur „ das Quäntchen Glück“. Das war in der Tat auf der Seite der Gäste. Gegen einen Platzfehler vor dem Platzverweis, einem Eigentor in der Nachspielzeit der ersten Hälfte und schließlich einen Sonntagsschuss war die Löw-Elf machtlos. Wenn auch nicht chancenlos. Immer wieder trugen Schmelzer und Reus den Ball schnell nach vorne, zogen das Tempo auch in Unterzahl an und kombinierten sehenswert vor dem argentinischen Strafraum. „Vorne macht es unheimlich viel Spaß, wenn man die Qualität hat und mit Miroslav Klose und Mesut Özil zusammen spielt“, freute sich Reus, der vor allem durch überragend getimte Pässe auffiel. „Die Laufweg stimmen; auch bei Schmelle und mir“, lobte der 17-Millionen-Mann seinen Mitspieler. „Ihn kenne seine Wege und weiß, wie er sich verhält.“ Im Verein werde sich das „noch weiter verfeinern.“
Alternative für Klopp?
Schmelzer hätte Reus zu einem Scorer-Punkt verhelfen können, hätte er in der 42. Minute im gegnerischen Strafraum nicht auf Klose quer gelegt. Argumentierte aber: „So, wie ich es entschieden habe, war es schon richtig.“ Die Chance, durch den Querpass zum Torerfolg zu kommen, sei größer gewesen, als es selbst zu versuchen. Auch ohne Zählbares hinterließen die beiden Dortmunder auf der linken Seite einen belebenden Eindruck. Vielleicht ja auch eine Option für BVB-Coach Jürgen Klopp, der den Offensivmann eher im Zentrum hinter Robert Lewandowski sieht. „Über die Bundesliga“ will Reus „den Bundestrainer überzeugen“ und sich deshalb im Verein weiter verbessert präsentieren - das natürlich auch gerne auf der linken Außenbahn.
Das Tor für die deutsche Nationalmannschaft bereitete übrigens ein anderer vor: Dortmunds Mario Götze brauchte nur neun Minuten nach seiner Einwechslung, um einen Abnehmer für seine Hereingabe zu finden. Und der könnte beim BVB ja zentral spielen.