Dortmund/München. . Nach fünf Siegen in Folge hat sich der BVB zum echten bayrischen Angstgegner entwickelt. Am Sonntag kommt es erneut zum Duell der Liga-Giganten: im Supercup geht es um den ersten Titel der Saison. Bayern gegen BVB - ein Duell mit Zukunft.

Wenn Borussia Dortmund am Samstag nach München reist, bleiben nicht nur die zwei angeschlagenen BVB-Profis Sven Bender und Sebastian Kehl in der Westfalenmetropole. Die Dortmunder Doublesieger werden sich auch hüten, zwei in München besonders begehrte Trophäen mit in die bayerische Landeshauptstadt zu nehmen. Zu groß ist die Gefahr, dass der Rekordmeister und Rekordpokalsieger FC Bayern München nach seiner titellosen Saison Schale und DFB-Pokal gleich in der Stadt behalten will.

Bayern kann verwaiste Trophäenvitrine gegen Dortmund wieder auffüllen

Kleiner Trost für die Münchener: Am Sonntagabend (20 Uhr, live im ZDF) können sie sich zumindest mal wieder eine Trophäe für ihre zuletzt verwaiste Großvitrine erspielen: BVB und Bayern treten zum Supercup an und spielen um den ersten Titel der Saison.

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Das Duell ist keineswegs neu, 1989 sind beide Klubs schon mal im Supercup gegeneinander angetreten. Beim 4:3 der Dortmunder trafen Günter Breitzke (2), Jürgen Wegmann und Andy Möller für den BVB. Die Bayern-Torschützen hießen Alan McInally, Roland Grahammer und Radmilo Mihajlovic.

Beim damaligen Hitze-Duell auf dem Betzenberg in Kaiserslautern spielte auch ein gewisser Michael Zorc für den BVB, der am Sonntag als Sportdirektor auf der Borussia-Bank sitzt. Sein Klub, Überraschungspokalsieger 1989, war damals Außenseiter. Inzwischen begegnen sich beide Teams sportlich auf Augenhöhe. „Es treten die momentan besten deutschen Mannschaften an“, sagt Zorc über das Duell, das weltweit im Fernsehen in 199 Länder übertragen wird.

Der BVB nimmt das Spiel gegen den Rekordmeister durchaus ernst

Fünf Mal in Serie haben seine Dortmunder zuletzt die Bayern geschlagen und ihnen im Mai die Meisterschaft und den DFB-Pokal weggeschnappt. Und die Serientäter vom BVB peilen den sechsten Sieg an: „Es ist ein offizieller Titel, was für den Briefkopf, deshalb nehmen wir das Spiel ernst. Wir wollen gewinnen“, kündigt BVB-Boss Hans-Joachim Watzke an. Und er bemerkt durchaus süffisant: „Ich kann mir vorstellen, dass es dieses Duell im Supercup zwischen Meister und Pokalsieger künftig erneut geben wird.“

Für die Dortmunder ist es eine Woche vor der ersten Runde des DFB-Pokals und zwei Wochen vor dem Auftakt der 50. Bundesliga-Saison ein Testspiel auf höchstem Niveau. Nationalspieler Mario Götze, der zuletzt vor einer Augenentzündung gebremst wurde, will endlich seine ersten Minuten in der Saison-Vorbereitung spielen.

Bayern-Trainer Jupp Heynckes nimmt seine Spieler vor der Partie in die Pflicht

Die Bayern haben vor dem Duell erhebliche Personal-Probleme. Die Außenverteidiger David Alaba (Ermüdungsbruch) und Rafinha (Bänderriss) fallen ebenso verletzt aus wie Torjäger Mario Gomez (Operation am Sprunggelenk). Ob Bastian Schweinsteiger (Bänderdehnung) im Kader steht, entscheidet sich kurzfristig. Neuzugang Claudio Pizarro sitzt zwar auf der Bank, hat aber „große Defizite im Fitnessbereich“, sagt Jupp Heynckes.

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Heynckes war auch 1989, beim verlorenen Supercup-Duell gegen den BVB, Trainer der Bayern. Und er will sich nicht noch einmal überraschen lassen – wohlwissend was los wäre, wenn seine Bayern zum sechsten Mal nacheinander gegen den BVB verlieren würden. „Für die Bayern spielt das sicher eine Rolle. Sie wollen diese schmerzhafte Negativ-Serie endlich beenden“, glaubt Hans-Joachim Watzke.

„Für uns ist es ein willkommener Anlass, sich auf hohem Niveau zu messen. Es entscheiden Nuancen, es geht um die Tagesform“, sagt Heynckes und erhöht den Druck auf seine Profis: „Von meinen Spielern, die normalerweise gesetzt sind, darf sich keiner eine Blöße geben“, warnt er. Und genau das wird er ihnen auch am Sonntag noch einmal vor dem Anpfiff sagen. Nachdem unter der Woche Sportvorstand Matthias Sammer die Wortführerschaft übernommen hatte, stellte Heynckes gestern klar: „Die Betreuung der Mannschaft übernehme immer noch ich. Und auch die Ansprache am Sonntag.“