Dortmund. Marco Reus, Leonardo Bittencourt, ein Jugendhaus, ein neuer Merchandising-Store: Der BVB plant seine Erträge aus der erfolgreichen Spielzeit gut zu investieren - 30 Millionen Euro sind genehmigt. Im Interview kündigt Geschäftsführer Joachim Watzke zudem einen Neuzugang für Borussia Dortmund im Sturm an: Wird es Schieber?
Nachdem sich die meisten Double-Sieger von Borussia Dortmund in den Urlaub verabschiedet haben und Jürgen Klopp auf Sylt urlaubt, gönnt sich auch BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke einige Tage im sonnigen Ausland. Vorher stellte er sich noch unseren Fragen.
Herr Watzke, Ihre Profis sind Double-Sieger, die Amateure Regionalliga-Meister. Und jetzt holt sich Ihr Sauerländer Heimatklub RW Erlinghausen den Bezirksliga-Titel. Was für eine Titel-Sammlung.
Hans-Joachim Watzke: Das ist schon alles beeindruckend gut gelaufen. Für Erlinghausen freue ich mich, hatte aber dort keinen direkten Einfluss auf den Erfolg. Wobei: Ich habe im vergangenen Jahr meinen ehemaligen Co-Trainer zum Trainer gemacht. Ein echter Glücksgriff.
Wie belohnen Sie sich nach so einem Erfolgsjahr?
Watzke: Ich fahre eine Woche in den Süden. Sonne, Erholung, Lesen, Sehenswürdigkeiten anschauen. Und mit etwas Abstand ein Gefühl dafür bekommen, was wir alle gemeinsam 2011/2012 geleistet haben. Anschließend geht es zur EM nach Polen. Darauf freue ich mich.
Ihr BVB feiert nicht nur sportliche Erfolge, sondern hat auch Bilanzzahlen, die meisterlich sind.
Watzke: Die genauen Zahlen kennt ja niemand, sie werden erst im September veröffentlicht. Fest steht aber schon jetzt: Wir werden den höchsten Gewinn der Klubgeschichte verkünden. Der ein oder andere Skeptiker wird dann die nachhaltig positive Entwicklung des BVB noch deutlicher erkennen.
Werden die Erträge investiert?
Watzke: Ja. Die Gremien haben gerade unseren Haushalts- und Investitionsplan mit der stolzen Summe von über 30 Millionen Euro genehmigt. Knapp 20 Millionen Euro fließen in die Transfers von Marco Reus und Leonardo Bittencourt. Dazu bauen wir ein neues Jugendhaus, einen neuen Rasen-Unterbau im Signal Iduna Park, sieben neue Vip-Logen sowie einen Merchandising-Store in Stadionnähe. Und einen Angreifer wollen wir auch noch holen.
Julian Schieber vom VfB Stuttgart.
Watzke: Wir kommentieren grundsätzlich keine Gerüchte. Nur so viel: Das ist ein interessanter Spieler.
Die EM steht vor der Tür. Wie viele Dortmunder werden gegen Portugal in der DFB-Startelf stehen?
Watzke: Ich bin kein Hellseher. Aber es bieten sich einige an. Mats Hummels sollte aus meiner Sicht gesetzt sein. Marcel Schmelzer hat hervorragende Chancen, falls Philipp Lahm – wie bei Bayern - auf der rechten Seite verteidigt. Ilkay Gündogan macht einen überragenden Eindruck. Und Mario Götze wird sowieso eine gute Rolle spielen. Aber: Joachim Löw entscheidet. Der Bundestrainer hat außergewöhnlich viele talentierte Spieler. Und er wird die richtige Wahl treffen.
Bei der EM könnten zwei Borussen in den Fokus rücken, deren Verträge Sie vorzeitig verlängern möchten. Mats Hummels, ein prägender Spieler im Double-Kader.
Watzke: Wenn es etwas zu verkünden gibt, werden wir Sie informieren. Wir haben ja noch Zeit, stehen nicht unter Druck. Mats soll sich auf das EM-Turnier konzentrieren.
So wie auch Robert Lewandowski?
Watzke: Er ist und bleibt unverkäuflich. Das haben jetzt hoffentlich alle verstanden. Da braucht auch kein „Scheich von was weiß ich wo“ zu kommen. Robert bleibt noch zwei Jahre beim BVB. Minimum.
Würden Sie sich ein ähnlich klares Bekenntnis von Robert Lewandowski zum BVB wünschen?
Watzke: Er ist ein zurückhaltender Typ und charakterlich ein Top-Junge. Man muss auch den Spieler verstehen. In früheren Jahren wäre er beim BVB vielleicht für 40 Millionen Euro verkauft worden. So sind wir nicht mehr. Und Robert ist nicht unglücklich, dass er bei uns spielt.
Rückt der Kagawa-Transfer näher?
Watzke: Warten Sie bitte ab. Es besteht auf beiden Seiten Einigungswille.
Derzeit wird, kontrovers bis aktionistisch, über das Thema Sicherheit in den Stadien diskutiert.
Watzke: Der BVB muss sich klar positionieren. Wir pflegen wie kaum ein anderer Klub die Kultur der Stehplätze. Wir haben die größte Stehplatztribüne Europas. Und die möchten wir behalten. Wir werden in den nächsten zwei Wochen ein Gespräch mit unseren Ultras führen. Mit ihnen pflegen wir ja einen guten Dialog. Wir möchten gemeinsam mit ihnen erreichen, dass sich alle Seiten klar von Gewalt und Pyrotechnik distanzieren. Pyro-Zündelei sieht ja im Fernsehen oft ganz schön aus. Aber sie ist zu gefährlich. Wir müssen jetzt handeln.
Handeln, bevor von übergeordneter Instanz gehandelt wird?
Watzke: Es käme einem Desaster gleich, wenn der Gesetzgeber versuchen würde, die Stehplätze abzuschaffen. Das wäre ein herber Rückschlag für die Fußballkultur von Borussia Dortmund. Ich denke, was das angeht, sind sich alle Borussen einig.