Berlin. . Borussia Dortmund genoss in der Nacht von Samstag auf Sonntag in Berlin und nach der Ankunft in Dortmund den historischen Pokaltriumph. Für die meisten Doubleprofis ist jetzt Sommerpause - für die Nationalspieler geht die Saison in die Verlängerung.

Irgendwann in der Nacht, oder besser am frühen Sonntagmorgen, wurden die Double-Sieger dann doch etwas übermütig. TV-Moderator und BVB-Fan Joko Winterscheidt zeigte bei der Feier von Borussia Dortmund im Berliner E-Werk eine gewagte Breakdance-Einlage. Und plötzlich versuchte sich auch der ausgelassene Mats Hummels an diesem athletischen Tanz aus den 1980er-Jahren. Mit durchwachsenem Erfolg. Zumindest Bundestrainer Joachim Löw muss sich keine Sorgen für die EM machen. Denn Hummels verletzte sich nicht. Sein Tanzversuch indes bewies: Alles können auch die Double-Helden von Borussia Dortmund nicht.

Im Fußball sind sie aber Deutschlands unangefochtene Nummer 1. Und derzeit unschlagbar.

BVB-Doublemannschaft begoss den Triumph mit 800 Gästen im Berliner E-Werk

Tausende schwarzgelbe Fans feierten, fern der westfälischen Heimat, Pokalsieg und Double auf den Straßen von Berlin. Die Meistermannschaft genoss und begoss den Triumph mit 800 Gästen in dem ehemaligen Elektrizitätswerk. „An einem solchen Tag werden Helden geboren“, sagte Hans-Joachim Watzke zur Eröffnung der Feier im historischen Gemäuer. Herrliche Industriekultur, wie man sie auch im Ruhrgebiet kaum schöner finden könnte. Der Auswärtsabend zum Heimspiel.

Und das dauerte erheblich länger als 90 Minuten. Erst als es längst wieder hell war, gegen 9.09 Uhr, kamen die letzten Borussen in ihr Hotel. Die ehemalige Technodisco E-Werk hat viele wilde Partys erlebt. Die Double-Feier mit Tanz, Ausgelassenheit und Stimmungsbeschleunigern setzte noch einen drauf.

Die Folgen der Nacht waren am Sonntagmittag am Flieger zurück nach Dortmund unübersehbar. Sebastian Kehl trug die größte Sonnenbrille, Lucas Barrios die teuerste. Toni da Silva und Gattin kamen im Partnerlook und waren mit ihren Outfits Kandidaten für die mögliche RTL-II-Serie „Die da Silvas“.

Roman Weidenfeller (bis 34.)

Hatte zwei schicksalshafte Begegnungen mit Mario Gomez. Bei der ersten riskierte er Kopf und Kragen, parierte stark, krachte aber mit dem Münchner Torjäger schlimm zusammen (8.). Machte nach minutenlanger Behandlung zunächst weiter, kam so aber bei der zweiten zu spät gegen Gomez, legte ihn.

Note: 3

Den Elfmeter verwandelte Robben zum 1:1 (25.). Dann holten ihn die Verantwortlichen runter. Er musste noch während des Spiels ins Krankenhaus.

Lukasz Piszczek

Degradierte Franck Ribéry zum Statisten. Darüber hinaus immer wieder gefährlich im Zusammenspiel mit Kuba.

Note: 2

Neven Subotic

Hatte die absolute Lufthoheit. Auch sein verunglückter Rettungsversuch, der Gomez beinahe eine Chance eröffnete, konnte ihn nicht aus dem Konzept bringen.

Note: 2

Klärte stark bei Langeraks Ausflug aus dem Strafraum (49.).

Mats Hummels

Kompromisslos in der Verteidigung, stieß immer wieder aus dem Verbund hervor und unterband so den Bayern-Angriff.

Note: 2

Übernahm zudem Verantwortung und verwandelte den Strafstoß zum 2:1 – gaaanz knapp. Uiuiuiuiui! Neuer war dran, aber Ball drin! Das zählt.

Marcel Schmelzer

Abermals perfekt auf Ausnahmekönner Robben eingestellt.

Note: 2

Klasse, wie er den oft heranfliegenden Holländer aufnahm, ihn erdete.

Ilkay Gündogan

Er ist und bleibt der Mann für die besonderen Momente. Manchmal so verborgen, dass sie kaum sichtbar und doch so unheimlich wertvoll sind; und manchmal so offensichtlich grandios.

Note: 2

Wie in Minute 43, als ihn Schweinsteiger gleich mehrfach zum Tanz bat – und er mit dem jeweils passenden Hüftschwung antwortete.

Sebastian Kehl

In der Startphase mit mehreren Fehlpässen.

Note: 2,5

Biss sich dann in die Partie – und beruhigte sie. Dabei unermüdlich.

Jakub Blaszczykowski (bis 84.)

In der ersten Hälfte omnipräsent – und wieselflink. Spritzte in einen verunglückten Rückpass der Bayern, passte klug quer – und schon stand es 1:0 (3.).

Note: 1,5

Holte den Elfmeter zum 2:1 raus. Und zwischendurch grätschte er noch regelmäßig Alaba und Ribéry auf dem Weg nach vorn ab.

Shinji Kagawa (bis 80.)

Was für ein Auftakt! Schob den Ball nach nicht mal drei Minuten zum 1:0 für den BVB ein. Was für ein Abschluss der ersten Hälfte – bediente Lewandowski vor dem 3:1 sensationell.

Note: 1

Ebenso hochwertig, wie er vor dem 4:1 das Tempo verschleppt und so einen perfekten Konter inszeniert.

Kevin Großkreutz

Stark im Defensivzweikampf, wie gegen Lahm (7.). Arbeitete zunächst viel im Verborgenen,...

Note: 2,5

...dadurch aber nicht weniger effektiv. Und tunnelte den Ball vor dem 4:1 genial zu Lewandowski.

Robert Lewandowski

Verbreitet offensichtlich so viel Angst und Schrecken, dass die Füße von Badstuber und Boateng beim Rückpass regelmäßig schlotterten.

Note: 1

Netzte erst eiskalt zum 3:1 ein (45.), besorgte dann mit dem 4:1 die Entscheidung (58.) und mit dem 5:2 den Schlusspunkt (81.).

Mitchell Langerak (ab 34.)

Sah sich gleich nach seiner Einwechslung dem entgegen stürmenden Gomez ausgesetzt – blieb aber ruhig, standhaft und fischte den Ball vom Fuß. Borussias Nummer zwei ist eine Bank! Daran ändert auch sein waghalsiger Ausflug zu Beginn der zweiten Hälfte nichts. Note: 2

Sven Bender (ab 80.)

Kam für Shinji Kagawa. ohne Note

Ivan Perisic (ab 84.)

Kam für Jakub Blaszczykowski. Ohne Note

1/25

Am Flughafen, wie schon in der Nacht, im Mittelpunkt: DFB-Pokal und Meisterschale. Die hatte Teammanager Fritz Lünschermann immer im Auge. Der ist übrigens Samstag vom Schalenwart zum Trophäenwart aufgestiegen. Chris Löwe schaute beim DFB-Pokal genau hin. „Da steht ja auch Wien als deutscher Pokalsieger drauf“, staunte er. Shinji Kagawa gönnte sich bei seiner wohl letzten BVB-Dienstreise im Flieger eine Entspannungspause. Der Japaner hatte im Olympiastadion auch nach dem 5:2, dem fünften Sieg in Serie gegen die Bayern, ungeahnte Qualitäten gezeigt. Als seine Mannschaft in den Katakomben auf den Bus wartete, erspähte Patrick Owomoyela eine schwarzgelbe Leiste, die von der Decke herabhing. „50 Euro, wenn du hochkletterst“, sagte „Owo“ zu Mitspieler Kagawa. Der nahm die Aufgabe in Angriff, hangelte sich zwei Meter in die Höhe. Plötzlich löste sich die Leiste und Kagawa landete hart auf dem Beton. Schocksekunde für die Feier-Gesellschaft. „Nichts passiert“, beruhigte der Japaner. Und lächelte sein Japaner-Lächeln. Gestern gab Kagawa noch mal Entwarnung: „Bisschen aua, sonst okay.“ Was soll einem Helden auch passieren?

Shinji Kagawa kann sich in Ruhe erholen

Kagawa kann sich in Ruhe von Sturz und kräftezehrenden Dauer-Feierlichkeiten in Berlin und Dortmund erholen. Für die meisten Doubleprofis ist jetzt Sommerpause. „Ich reise zwei Wochen durch euer Europa und genieße dann vier Wochen meine australischen Heimat“, sagte Torwart Mitchell Langerak, der Samstag zu einem Überraschungseinsatz kam. Die EM-Fahrer haben indes keine Pause.„Wir treffen uns mit unserer polnischen Nationalelf zum Glück erst in einer Woche“, sagte Lukasz Piszczek. „Dann kannst du bis dahin noch mit Real verhandeln“, lästerte Kevin Großkreutz, einer der neuen Helden von Berlin. Mario Götze, der im Endspiel nicht zum Einsatz kam, hat heute der Alltag wieder. „Ich werde Montag trainieren. Dienstag geht es zur Nationalmannschaft nach Sardinien. Da geht es weiter“, verriet Mario Götze. Für Breakdance-Training ist da keine Zeit.