Dortmund. . Asien-Tag bei Borussia Dortmund: Torjäger Lucas Barrios, der in dieser Saison oft nur auf der Ersatzbank saß, folgt dem Ruf des großen Geldes und wechselt nach China. Und der japanische Mittelfeldspieler Shinji Kagawa musste sich nach einem Interview mit BVB-Stürmer Robert Lewandowski aussprechen.

Die kleine asiatische Gruppe an der Geschäftsstelle von Borussia Dortmund fiel nicht auf. Seit Shinji Kagawa beim BVB spielt, gehören Japaner in Dortmund zum Stadtbild. Nur kamen diese Besucher aus China. Und sie wollten nicht Kagawa sehen, sondern Lucas Barrios mitnehmen. Der Stürmer verlässt den Meister und spielt in den kommenden vier Jahren bei Guangzhou Evergrande. Der Wechsel aus Bundesliga und Champions League in die chinesische „Super League“, die trotz des Namens eine Operetten-Liga ist, wird dem 27-Jährigen mit einer Verdreifachung seines Gehalts versüßt. Auch der BVB kann nicht klagen. Barrios war 2009 für 4,2 Millionen Euro gekommen und bringt jetzt eine geschätzte Ablöse von zehn Millionen Euro ein. „Es waren professionelle Verhandlungen“, sagte Michael Zorc über seinen ersten Transfer nach China.

Ein Noch-Borusse wird den Mitspieler besonders vermissen: Shinji Kagawa. Der hat in einem Interview mit dem Internet-Portal der japanischen Tageszeitung „Nikkei“ gerade sein gutes Zusammenspiel mit Barrios gelobt. Gleichzeitig soll der höfliche Asiate massive Kritik an Mitspieler Robert Lewandowski geübt haben. „Roberts Spiel basiert nicht auf gutem Zusammenspiel mit den anderen Spielern, sondern darauf, selber aufs Tor zu schießen. Er beachtet auf dem Feld nie die besser postierten Spieler. Daher bekomme ich von ihm auch kaum Pässe“, wird Kagawa zitiert.

Kagawa-Berater klärt auf

Bereitet der Mittelfeldspieler seinen Abgang vor, will er diesen gar provozieren? Mitnichten, sagte Kagawas Berater Thomas Kroth gestern auf Anfrage dieser Zeitung – und klärte auf. Kagawa habe vor Wochen in einem Interview die BVB-Stürmer verglichen. „Shinji hat gesagt, dass er das, was da steht, so nicht gesagt hat und in dem Interview nicht richtig wiedergegeben wurde. Es hat vor einigen Tagen bereits ein klärendes Gespräch zwischen ihm und Robert Lewandowski gegeben“, erklärte Kroth.

Lucas Barrios dürften solche Aufreger nicht mehr so recht interessieren. Der Stürmer, der in seinen ersten zwei BVB-Spielzeiten insgesamt 35 Liga-Tore erzielt hatte, war in dieser Saison nach einer Verletzungspause nur noch Ersatz hinter Robert Lewandowski. „Eine neue und schwierige Situation für mich. An den Platz auf der Bank kann ich mich nicht gewöhnen“, hatte Barrios vor kurzem in einem Interview mit dieser Zeitung gesagt. Jetzt muss der BVB einen zweiten Bank-Torjäger suchen, der sich mit genau dieser Situation anfreunden kann. Jung und entwicklungsfähig. Oder routiniert und mit Champions-League-Erfahrung. „Wir halten die Augen offen“, sagt Michael Zorc.

Suche nach neuem BVB-Stürmer läuft

In der Bundesliga fällt das Angebot überschaubar aus, während sich ein Blick in die Niederlande lohnt. Dort sorgen Bas Dost (Heerenveen), Luuk de Jong (Enschede) und John Guidetti (Feyenoord/Manchester City) für Tore und Furore. Aber der Markt wird längst global sondiert. Da gibt es das chilenische Sturm-Supertalent Angelo Henríquez von Copa-Libertadores-Sieger Universidad de Chile, auf das aber Manchester United bereits eine Kaufoption besitzt.