Dortmund. Bundestrainer Joachim Löw muss er sich wohl zwischen BVB-Profi Marcel Schmelzer und dem Hamburger Dennis Aogo entscheiden, wenn es darum geht, einen zuverlässigen Ersatzmann für Philipp Lahm für die EM auszuwählen. Schmelzer befindet nach mäßiger Hinrunde seit Rückrundenbeginn in Bestform.
Marcel Schmelzer hätte dastehen können, wie ein begossener Pudel. Er hätte auch einfach einen großen Bogen um die lauernden Kamerateams machen können. Doch nichts davon war der Fall. Als die anderen Schwarz-Gelben noch fluchend durch die Katakomben des Signal Iduna Parks stapften, da stellte sich Schmelzer bereits den Pressevertretern. Und warum auch nicht?
Schmelzer steigert sich
Eigentlich hatte er sich ja nichts vorzuwerfen – auch wenn er am Zustandekommen des letzten Tores in diesem Wahnsinnsspiel gegen den VfB alles andere als unbeteiligt war. Schließlich war es sein Kopf, von dem aus der Ball genau vor die Füße von Christian Gentner sprang. „Mats Hummels hat versucht den Ball zu bekommen, hat ihn aber nur touchiert, mich angeköpft und dann landete der Ball da, wo er nicht hin sollte.“ Erst bei Gentner nämlich, dann im BVB-Tor. So war es schließlich dieser eine Moment, der vergessen ließ, dass der gebürtige Magdeburger zuvor eine richtig starke Partie abgeliefert hatte. Zwar konnte auch er dem zwischenzeitlichen Sturmlauf der Schwaben nicht Stand halten, bis dahin aber hatte er nichts zugelassen über seine linke Seite und zudem auch offensiv überzeugt. Immer wieder war er in den vergangenen Monaten aufgrund seiner Flanken, die entweder hinterm gegnerischen Tor landeten oder auf Kniehöhe in den Strafraum rauschten, kritisiert worden, in den letzten Wochen allerdings steigerte sich der Blondschopf erheblich. Gegen den VfB leitete er so den Führungstreffer zum 1:0 ein, das 4:3 bereitete er mit seiner präzisen Ecke sogar direkt vor. Es war zwar erst der dritte Assist von Schmelzer in dieser Saison, aber immerhin schon der zweite innerhalb einer Woche.
Gute Karten im Duell mit Dennis Aogo
Registriert haben dürfte das neben dem Dortmunder Anhang, neben Jürgen Klopp, auch Joachim Löw. Auch wenn dieser am Freitag auf einen Abstecher nach Dortmund verzichtete. Schließlich muss er sich aller Voraussicht nach zwischen Schmelzer und dem Hamburger Dennis Aogo entscheiden, wenn es darum geht, einen zuverlässigen Ersatzmann für Philipp Lahm für die Europameisterschaft auszuwählen. Und während Aogo sich derzeit mit dem HSV mitten im Abstiegskampf befindet und bei seinen letzten Einsätzen im DFB-Dress unterirdisch agierte, befindet sich Schmelzer nach mäßiger Hinrunde seit Rückrundenbeginn in Bestform.
Noch bleiben freilich sieben Spiele Zeit, um davon auch den Bundestrainer zu überzeugen. Das DFB-Pokalfinale in Berlin sowie sechs Partien in der Bundesliga. Das übernächste davon zuhause gegen den FC Bayern. Nach den jüngsten Entwicklungen vielleicht schon eine Art Endspiel um die Deutsche Meisterschaft. Zu gesteigerter Nervosität bei dem 24-Jährigen sorgt aber sogar das Gipfelduell nicht. „Wir haben gar keine Angst und machen uns sicher nicht in die Hose“, stellt „Schmelle“ klar. Der Linksfuß will schließlich als Deutscher Meister zur EM.