Dortmund/München. . Maximal sieben Spiele sind es in der Fußball-Bundesliga noch bis zum totalen Meister-Glück. Und bis zum Vize-Kater. Darf Rekordmeister FC Bayern München die Schale wieder in der heimischen Metropole begrüßen? Oder triumphiert erneut Meister Borussia Dortmund, der die Tabelle mit fünf Punkten Vorsprung anführt?

Die Kontrahenten präsentieren sich in Topform. Und die verbalen Nettigkeiten nehmen zu. Zuletzt äußerte sich der in Dortmund geborene Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger. Seine bayerischen Anmerkungen, die bei weitem noch nicht die Schärfe eines Chili-Gerichts haben, wurden launig zur Kenntnis genommen. „Da hat der Uli Hoeneß dem Christian gesagt, du musst mal richtig böse sein“, kommentierte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke das „Münchener Attackchen“. Trainer Jürgen Klopp konterte bei „LigaTotal!“: „Wenn Christian Nerlinger mal an der Fachhochschule ein Seminar anbietet ,Wie komme ich sympathisch und authentisch rüber?’, würde ich mich in den Hörsaal setzen.“

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Form: Seit September 2011 und unglaublichen 21 Spielen hat der BVB in der Liga nicht verloren, Vereinsrekord. In zehn Rückrundenduellen gab es neun Siege, darunter denkbar knappe Spiele gegen Berlin und Bremen, die der BVB vor nicht langer Zeit verloren hätte. Mit dem 6:1 in Köln ließ es Dortmund wieder krachen und stellte den Klubrekord für den höchsten Auswärtssieg aus dem Jahr 1994 ein. Damals wurden die Schwarzgelben Meister. Den Bayern gelangen zuletzt fünf Siege in Serie. Sie bilanzierten beeindruckende 22:2-Tore, zeigten Nervenstärke im Pokal-Elfmeterschießen und jagen weiter drei Titel. „Sie sind in Topform und uns auf den Fersen“, warnt BVB-Boss Watzke.

Fazit: Ausgeglichen

Belastung: Die Dortmunder, in der Champions League nur noch interessierte Zuschauer, haben eine englische Woche – in der Liga am 11. April gegen die Bayern (Mittwoch, 20 Uhr/live im DerWesten-Ticker). Die würden gerne unter der Woche in der Königsklasse antreten. „Ein Fußballer spielt lieber, als dass er trainiert“, sagen die Dortmunder zur Münchener Mehrbelastung. „Wir sind am Besten, wenn wir im Spiel-Rhythmus bleiben“, ergänzt Franck Ribéry. Diese These unterstützt Ex-Titan Oliver Kahn: „Als Bayern liebst du den Drei-Tage-Rhythmus. Du brauchst ihn, um Topleistung zu bringen.“ Und Siege, wie das 7:0 gegen Basel, bringen stimmungsaufhellende Endorphinschübe, denen selbstbewusste Verbalattacken folgen.

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Fazit: Vorteil Bayern

Stille Reserven: Dortmunds Bester, Mario Götze, hat in der Rückrunde noch keine Minute gespielt. Die Schambeinentzündung ist abgeklungen, am Montag trainierte der 19-Jährige erstmals wieder in Dortmund. Götze hofft, beim Super-Mittwoch gegen die Bayern wieder dabei zu sein. Dann will Bayerns Anführer, Bastian Schweinsteiger, längst wieder gespielt haben. Seine Einsatzzeiten liegen in der Rückrunde bislang knapp über der Wahrnehmungsgrenze. Ersatz Luiz Gustavo schwankt in seinen Leistungen. Beim BVB ist Götze-Ersatz Jakub Blaszczykowski in Topform. Der Blick auf die Bankdrücker Felipe Santana, Lucas Barrios, Ivan Perisic, Ilkay Gündogan gegen Anatoliy Tymoshchuk, Ivica Olic, Danijel Pranjic und Nils Petersen spricht für Dortmund.

Fazit: Vorteil BVB

Mentale Stärke: Die Bayern sind halt die Bayern. Rekordmeister, Rekordpokalsieger und Rekordunruhestifter bei der Konkurrenz. Bislang zeigen die moderaten Sticheleien von Uli Hoeneß („Zermürbungskampf“) und Sportdirektor Nerlinger keinerlei Wirkung. „Sie wollen Unruhe stiften. Wir haben uns bislang nicht beeindrucken lassen. Und der Blick auf die Tabelle wurmt die Bayern“, sagte BVB-Kapitän Sebastian Kehl.

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Fazit: Vorteil BVB

Restprogramm: Sieben Spiele sind es für beide Klubs noch (siehe Grafik), in denen die Bayern die leichteren Aufgaben haben. Der BVB ist vor allem in den zehn Apriltagen vom 11. bis zum 21. April gefordert, wenn es gegen die Liga-Elite Bayern, Schalke und Gladbach geht. „Wenn wir in Dortmund gewinnen, werden wir Meister“, sagt Uli Hoeneß. Außerdem würde der Revier-Rivale den Dortmundern aus alter Verbundenheit und mit Blick auf den 12. Mai 2007 gerne in die Titel-Suppe spucken.

Fazit: kleiner Vorteil Bayern

Am Ende dieser subjektiven Betrachtung liegt der BVB knapp vorne. Und wie so oft hat Franz Beckenbauer recht. Der sagt: „Möglich ist alles.“