Dortmund. . Shinji Kagawa entscheidet das Spiel gegen Leverkusen – und sich für einen Verbleib in Dortmund

Zweimal schüttelt Shinji Kagawa am Samstagabend den Kopf. Nein, der nach Ansicht seiner Fußballkunst offensichtlich zwanghaft hervorgerufene, vielleicht aber auch nur zwangsläufige Vergleich mit Lionel Messi, jenem besten Fußballer des Planeten, sei nicht angemessen. Und nein, auch sei Sitzfußball in Japan kein Volkssport.

Eben so, im Sitzen, hatte der Japaner das Sieg bringende 1:0 gegen Bayer Leverkusen erzielt. Zuvor hatte er aus vollem Lauf abrupt abgebremst, flink mit rechts einen Haken geschlagen, Ge­genspieler Bastian Oczipka verdreht, den Ball noch einmal kurz angetippt und ihn schon im nächsten Moment mit links an zwei heranfliegenden Abwehrbeinen und Torwart Leno vorbei ins lange Eck bugsiert.

„Manche seiner Bewegungen sind geisteskrank“, sagte deshalb hinterher Mats Hummels. Voller Bewunderung fügte er an: „Also ich würde ihn auch nicht gerne verteidigen.“ Und Hummels gilt immerhin als bester Innenverteidiger der Bundesliga.

Kagawa konterte kühn. Was bislang vornehmlich als brasilianisch verortet wurde, sei halt im Grunde zutiefst japanisch. Eine Spezialität aus Fernost. „Wir sind klein. Das müssen wir ausgleichen durch Schnelligkeit, Wendigkeit, Kreativität.“ Jürgen Klopp benutzte vier Stockwerke weiter oben sehr ähnliche Wörter, um Kagawas Vorzüge gebührend hervorzuheben, erweitert freilich um den einen: Genialität.

Ansonsten war Dortmunds Trainer vor allem eines: zufrieden. „Heute waren Geduld und Konsequenz gefragt.“ Tugenden, die Borussias Defensivblock immer wieder verinnerlicht und die Sven Bender verkörpert. Nur acht Tage nach seinem in Nürnberg erlittenen Außenbandanriss ist der Unverwüstliche auf den Platz zurückgekehrt. Nach nur zwei Minuten war klar, warum sein Mitwirken derart wichtig ist für den BVB. Bis dahin hatte Bender schon vier Zweikämpfe bestritten, alle gewonnen und dabei zwei der sogenannten und so wichtigen „zweiten Bälle“ für seine Mannschaft geholt. Schlüsselszenen.

Nichts zugelassen

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Der BVB hat vor allem hinten nichts zugelassen. Bender, der erneut glänzende Sebastian Kehl und Borussias Souverän Mats Hummels gewährten den einst so spielstarken, diesmal aber seltsam gehemmt wirkenden Leverkusenern kaum Platz, geschweige denn Raum. Das war wichtig, das war entscheidend. „In der vergangenen Saison“, wohlgemerkt der Meistersaison, erinnerte Hummels, „haben wir gerne noch mal in der Neunzigsten einen kassiert. Aber heute haben wir dem Gegner keine einzige Torchance zugestanden.“ Ein Qualitätssiegel.

So konnte es nicht ins Gewicht fallen, dass diesmal weder Lewandowski noch Subotic noch Großkreutz noch Leverkusens Kießling mit einem Versuch aufs eigene Tor die Entscheidung herbeigeführt hatten. Es blieb beim einzigen Tor von Shinji Kagawa.

Der war nach dem Spiel und dem von Klopp gewährten gebührenden Abgang kurz vor Schluss mit sich und der Fußballwelt im Reinen. „Ich bin im Moment überglücklich. Ich erlebe eine grandiose Zeit und würde mich freuen, wenn es so weitergeht. Ich will bleiben.“ Ein Bekenntnis.

Das ist auf der anderen Seite wie erwartet erneut ausgeblieben. Robin Dutt wechselte erst Renato Augusto ein, dann Karim Bellarabi und dann niemanden mehr. Michael Ballack kam abermals nicht zum Einsatz. Am Sonntag dann zog sich der Ex-Capitano ei­nen Muskelfaserriss in der Wade zu. Auch das Champions-League-Achtelfinale gegen den großen FC Barcelona mit dem echten Messi wird er verpassen. Für Bayer wird es angesichts von zehn Punkten Rückstand auf Ligaplatz vier auf unbestimmte Zeit der wohl letzte Festtag. „Wir sind keine Fantasten“, hat Rudi Völler gesagt.

Sebastian Kehl hat nur hinterlassen, dass man nicht in jedem Spiel des BVB ein Feuerwerk erwarten könne. Daraufhin nicken alle. Auch ob der Feststellung des Kapitäns. Vor allem aber in Erinnerung an Kagawas Geniestreich.