Dortmund. Obwohl der BVB beim Spiel in Bremen erstmals in dieser Saison nach einem Rückstand punkten konnte, hielt sich die Euphorie in Grenzen. Ärgerlich für die Dortmunder: Sie haben sich stabilisiert, kommen aber als Eichhörnchen-Punktesammler in der Tabelle nicht von der Stelle.
Im November wird es in Deutschland, und damit auch in den Bundesliga-Stadien, kalt. Dort sieht man den Spielern den Wetterumschwung an: Die langärmeligen Trikots werden aus den Kisten der Zeugwarte geholt. Vor allem die Südamerikaner ziehen auch noch Handschuhe über.
Die Fans kommen mit Rollkragen und Winterjacke ins Stadion und hoffen auf eine Vorstellung ihrer Mannschaft, an der man sich aufwärmen kann. Beim Spiel von Borussia Dortmund im Bremer Weserstadion konnten sich die BVB-Fans unter den 34000 Zuschauern in der ersten Hälfte nur am eigenen Gesang erwärmen. Sie sahen ein Spiel zweier taktisch disziplinierter Mannschaften, sich gegenseitig neutralisierten und kaum Torchancen zuließen, an denen sich man sich herrlich jubelnd aufwärmen kann.
Pech für die Dortmunder, die auf Sebastian Kehl, Tamas Hajnal, Tinga und den kurzfristig ausgefallenen Sven Bender (Muskelfaserriss) verzichten mussten: Das einzige Tor durften in der 37. Minute die Bremer nach einem Konter der Marke Geistesblitz bejubeln. Aaron Hunt flankte clever in den Rücken der BVB-Abwehr, von wo der Ex-Schalker Mesut Özil zur Führung einschob. Der Tabellenzweite Bremen, bei dem Torsten Frings und Claudio Pizarro fehlten, war damit auf dem besten Weg, seine Serie von 18 Spielen ohne Niederlage auszubauen.
Nur wollte auch der Tabellenneunte Borussia Dortmund eine Serie verteidigen. Nach schwachem Saisonstart hatte der BVB zuletzt in der Liga vier Mal nicht verloren. Und so wies Trainer Jürgen Klopp in der Kabine deutlich darauf hin, dass man das, was man gut gemacht hatte, noch besser machen müsse. „Er hat ziemlich laut erklärt“, gestand Dede. Gesagt, oder besser geschrien, und dann getan. „Wir haben früher gestört und ihnen den Spaß am Spiel genommen“, erklärte Mats Hummels, der auf die Bender-Position im Mittelfeld gerückt war und dessen Abwehrplatz ein starker Felipe Santana einnahm. Die Dortmunder eroberten sich Spielanteile, glichen nach und nach das einseitige Eckenverhältnis aus und konnten ihre Fans schon kurz nach der Pause aufwärmend jubeln lassen. Dummerweise pfiff Schiedsrichter Manuel Gräfe die Tor-Co-Produktion von Lucas Barrios und Jakub Blaszczykowski wegen Abseits ab. Eine Fehlentscheidung.
Barrios staubte ab
Minuten später durften die BVB-Fans und ihre Mannschaft aber den Jubel auskosten. Einen Schuss des Ex-Bremers Nelson Valdez konnte dessen Kumpel Tim Wiese nur abklatschen. Barrios staubte ab und sorgte für das erste Bremer Gegentor im eigenen Stadion seit dem 8. August „Sensationell, das kannst du nicht lernen“, schwärmte Klopp. Es war für seinen Argentinier der fünfte Treffer im fünften Liga-Spiel in Serie. Stefan Kießling, Anführer der Torjäger-Liste dürfte langsam zittern.
Die Borussia war nach dem Treffer auf dem besten Weg, ihren Fans weitere Aufwärmerlebnisse zu bieten und die Unbesiegbar-Serie der Gastgeber zu beenden. Erst Subotic, dessen Ball über die Latte gelenkt wurde (68.) und dann Valdez, dessen Schuss Wiese glänzend parierte (81.). Es blieb beim 1:1.
Und obwohl der BVB erstmals in dieser Saison nach einem Rückstand punkten konnte, hielt sich die Euphorie in Grenzen. „Ich habe keinen in der Kabine gesehen, der eine Flasche Schampus aufgemacht hat“, sagte Jürgen Klopp. „Wir hätten einen Großen schlagen können“, haderte Neven Subotic. Ärgerlich für die Dortmunder: Sie haben sich stabilisiert, kommen aber als Eichhörnchen-Punktesammler in der Tabelle nicht von der Stelle. „Aber wir holen die Punkte, mit denen wir in den kommenden Wochen Plätze gutmachen“, kündigte Mats Hummels an. Auswärts geht’s nach Hoffenheim und Wolfsburg, Das heimische Stadion besuchen die drei Aufsteiger. Und diese Duelle sollten Fans und BVB-Profis Gelegenheiten zum aufwärmenden Torjubel bieten.