Köln/Dresden.. Wenn Polen zu seinem 17. Länderspiel gegen Deutschland antritt, stehen zwei Spieler des deutschen Meisters Borussia Dortmund auf dem Platz. Lukasz Piszczek ist wegen einer Sperre zum Zuschauen verurteilt.
Dortmund ist für Polens Nationaltrainer Franciszek Smuda „die Hauptstadt des polnischen Fußballs“. Denn gleich drei Leistungsträger der „Bialo-Czerwoni“ (der Weiß-Roten) stehen beim deutschen Meister unter Vertrag. Doch nur Kapitän Jakub Blaszczykowski und Torjäger Robert Lewandowski stehen im Kader, wenn der Mitausrichter der EM 2012 am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) in Danzig zu seinem 17. Länderspiel gegen Deutschland antritt.
Piszczek fehlt aufgrund der Wett-Sperre
Fehlen wird Abwehrspieler Lukasz Piszczek, der wegen der Beteiligung an einer Spielmanipulation in der Saison 2005/06 unter anderem mit einer Sperre für das Nationalteam von sechs Monaten belegt wurde. Der Fall ist noch nicht ausgestanden, die Juristen streiten inzwischen sogar über einen von Hardlinern geforderten weltweiten Ausschluss.
Der Verteidiger hegt besonders gute Erinnerungen an das letzte Duell mit Deutschland am 8. Juni 2008 bei der EM in Österreich und der Schweiz, als er für den verletzten Blaszczykowski unmittelbar vor dem Spiel nachnominiert worden war und beim 0:2 zumindest noch für 25 Minuten auflaufen durfte. Diesmal ist der 26-Jährige zum Zuschauen verurteilt.
"Kuba" Blaszczykowski Kapitän der polnischen Nationalmannschaft
Auf die letzte EM ist Blaszczykowski, den sie wegen seines Zungenbrecher-Namens nur „Kuba“ nennen, folglich nicht gut zu sprechen. Der Stachel der Enttäuschung sitzt noch immer tief. „Der Arzt hatte zuerst gesagt, ich würde nicht gegen Deutschland spielen, dann, dass ich nicht zu 100 Prozent fit wäre für die anderen Spiele. Der Trainer hat entschieden, dass ich nach Hause muss. Mehr ist dazu nicht mehr zu sagen“, sagte der 25-Jährige, der sich damals fit fühlte.
Auch beim vorletzten Duell mit Deutschland bei der WM 2006 (0:1 in Dortmund) hatte Blaszczykowski gefehlt, den der damalige Nationaltrainer Pawel Janas nicht für das Turnier nominierte. Doch inzwischen genießt „Kuba“ jene Wertschätzung, die ihm sogar die Kapitänsbinde bescherte. Zuletzt erzielte der dribbelstarke und schnelle Mittelfeldspieler immerhin das Tor des Tages zum 1:0 gegen Georgien.
Wie Blaszczykowski gehört auch Lewandowski nicht zur ersten BVB-Garde. Der 23 Jahre alte Stürmer vertritt derzeit den verletzten Argentinier Lucas Barrios, wird jedoch seinem Ruf als Torjäger derzeit nicht vollends gerecht. In seinen bisherigen 33 Einsätzen in Polens A-Team war er dagegen schon zehnmal erfolgreich.
Lewandowski hat sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft
„Er ist der spannendste polnische Spieler der letzten zehn, fünfzehn Jahre“, sagte BVB-Coach Jürgen Klopp über den 4,5 Millionen Euro teuren Einkauf von 2010. Denn noch hat der „polnische Torres“, wie sie Lewandowski in Anlehnung an die Spielweise des spanischen Torjäger Fernando Torres in der Heimat nennen, sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Er ist ein guter Techniker, zweifellos fleißig und torhungrig, wirkt aber oft zu überhastet. Noch immer gilt er jedoch in Polen als bester Fußballer des Landes.
Blaszczykowski und Lewandowski, aber auch Piszczek gelten als große Hoffnungsträger der Polen für die EM. Gegen den Richterspruch aus erster Instanz hat Pisczcek inzwischen Berufung eingelegt und wird beim Kampf gegen eine Sperre auch von Verbandspräsident Grzegorz Lato, WM-Torschützenkönig von 1974, unterstützt: „Ich hoffe, dass Piszczek schon bald wieder für die polnische Nationalmannschaft spielen kann.“ Möglichst schon im nächsten Testländerspiel im Oktober gegen Südkorea. Eine Entscheidung im „Fall Piszczek“ wird noch im September erwartet. (sid)