Bad Ragaz. . Borussia Dortmund blätterte für die Verpflichtungen satte zehn Millionen hin. Dafür hat Trainer Jürgen Klopp nun im Zentrum ein Spielfeld der beinahe unbegrenzten Möglichkeiten. Beim BVB ist der Konkurrenzkampf im Mittelfeld in vollem Gange.
Von Florian Kringe ist blanke Verwunderung überliefert. „Ich weiß gar nicht, wo die alle spielen sollen“, hat der Ur-Borusse gesagt, kurz nachdem die Verpflichtungen von Mittelfeld-Talent Moritz Leitner sowie des vermeintlichen Sahin-Ersatzes Ilkay Gündogan bekannt wurden. Und der Transfer des kroatischen Mittelfeld-Allrounders Ivan Perisic kündigte sich bereits an.
Inzwischen ist Perisic in Dortmund angekommen – doch die Frage, wie der Meister sein Mittelfeld zusammen stellt, ist offener denn je. In der vergangenen Saison stellte sich – spätestens nach dem Ausfall von Shinji Kagawa (Mittelfußbruch) – die Elf von Jürgen Klopp beinahe automatisch auf. So kam das Quartett Sven Bender, Nuri Sahin, Mario Götze und Kevin Großkreutz jeweils zumindest auf je 30 Einsätze. Doch mit den Ambitionen, mit dem Druck des Titelverteidigers, mit der Aufgabe in der Champions League, steigt auch der Konkurrenzkampf. Dank der Verpflichtungen, für die der BVB immerhin satte zehn Millionen Euro hinblätterte, hat Klopp nun im Zentrum ein Spielfeld der beinahe unbegrenzten Möglichkeiten.
Perisic mit Problemen
Nach zwei Wochen Vorbereitung ist es zu früh, um schon endgültige Strukturen im BVB-Mittelfeld auszumachen. Erste Tendenzen, Indizien gibt es gleichwohl. Neuzugang Ivan Perisic etwa hat noch erkennbar Akklimatisierungsprobleme in der rauen Bundesligaluft: „Ich habe gewusst, dass es hart werden würde. Aber so hart? So hart habe ich noch nie zuvor trainiert.“
Solche Eingewöhnungsphasen aber hat Jürgen Klopp eingepreist. Der Meister-Trainer gibt sich naturgemäß bedeckt, hat sich – zumindest offiziell – bisher nur auf eine wenig überraschende Erkenntnis festgelegt: „Ich werde am Ende die nehmen, mit denen wir die besten Erfolgsaussichten haben.“ Dabei dürfte er vermutlich vorrangig wieder auf das bewährte System mit zwei defensiven Mittelfeldspielern auf der strategischen Königsposition der „Sechser“ planen, vor denen ein Dreier-Mittelfeld offensive Akzente setzen soll.
Dabei dürften der bereits in bestechender Frühform befindliche Shinji Kagawa auf der zentral offensiven Position ebenso gute Karten besitzen wie Jung-Nationalspieler Mario Götze auf der rechten Außenbahn. Und schließlich dürfte Sven Bender als einer der beiden Sechser gesetzt sein, um das defensive Gefüge nach dem Abgang von Nuri Sahin nicht gänzlich durcheinander zu wirbeln.
Zahlreiche Kandidaten
Somit verblieben für gerade einmal zwei Positionen (zweiter Sechser, linke Außenbahn) zahlreiche Kandidaten, die sich um einen Stammplatz balgen. Links offensiv würden sich mit Großkreutz, Perisic, Leitner und Gündogan gleich vier Spieler um eine Stelle bewerben, von denen Gündogan und Leitner zugleich neben Allrounder Toni da Silva für die offensivere „Sechs“ in Betracht kämen. Doch wo bliebe hier ein Jakub Blaszczykowski? Was macht man eigentlich mit dem Sebastian Kehl, der bereits seine Erfahrung als wichtiges Pfund für die jungen BVB-Himmelstürmer in die Diskussion gebracht hat?
Nach dem Motivator, Taktiker und Psychologen Klopp ist vor allem der Pädagoge Klopp gefragt, der diesen schwierigen Ausleseprozess ohne Kollateralschäden moderieren muss. Immerhin: Von Florian Kringe ist kein Widerstand zu erwarten. Der 28-Jährige wird wissen, dass er in diesem Gebilde nirgendwo spielen wird.