Dortmund. . Für Borussia Dortmund geht’s am Samstag um den Meistertitel – für den 1. FC Nürnberg um die Europa League. „Ich befürchte, dass wir nicht nach fünf Minuten 5:0 führen werden“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp.

Ob er persönlich denn aufgeregt sei, wurde Jürgen Klopp ganz am Ende des obligatorischen Gedankenaustausches gefragt. „Aufgeregt, also wirklich aufgeregt“, antwortete der BVB-Trainer, „war ich nur vor dem Abitur – denn da war ich scheiße vorbereitet.“ Heißt im Umkehrschluss: Vorbereitet, und zwar gut und auf alle Eventualitäten, ist Klopp vor der Begegnung seines BVB im drittletzten Saisonspiel am Samstag (15.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) mit den immer noch erstaunlich starken Nürnbergern, die mit 47 Punkten auf Platz sechs geführt werden, nur zwei Zähler hinter der Europa-League-Qualifikation.

Die Niederlage von Mönchengladbach ist analysiert, der nächste Gegner seziert. „Wir haben das Gladbach-Spiel intensiv aufgearbeitet, denn es hat eine Menge hergegeben“, sagt Klopp. Am Ende haben er und sein Stab Kleinigkeiten ausgemacht, die in diesem Spiel nicht funktioniert haben. Das Videostudium hat den schnell aufgekommenen Verdacht einer gewissen Unruhe im eigenen Spiel bestätigt. „Wir wollten die Dinge in Mönchengladbach zu schnell regeln.“

Eine Herangehensweise, die auch gegen den „Club“ nicht zum Erfolg führen dürfte. „Ich befürchte, dass wir nicht nach fünf Minuten 5:0 führen werden“, sagt Klopp. Denn auch für die Nürnberger geht es um eine ganze Menge. 6500 Fans werden die Mannschaft aus Franken nach Westfalen be­gleiten. „Und die kommen nicht, weil unser Stadion so geil ist“, sagt Klopp. Die kommen, um ihre Überflieger er­neut siegen zu sehen. Nur einmal, beim 0:1 in Köln am 3. April, hat Nürnberg in der Rückrunde auswärts verloren.

Die Mannschaft ist der der Borussia durchaus ähnlich. Auch Dieter Hecking verfügt über eine Einheit aus vielen jungen, talentierten Spielern, die sich gegenseitig helfen, die füreinander einstehen. Ange­ordnet hat der Trainer sie zu­letzt grundsätzlich im 4-1-4-1, woraus aber blitzschnell ein 4-3-3 wird, wenn’s nach vorne geht. Es wird also auch in dieser Begegnung auf das Um­schaltspiel ankommen. „Aber alle Nürnberger Qualität ist einzig dazu da, dass wir sie ausschalten“, sagt Klopp.

Welche Qualitäten durch welche Spieler der BVB-Trainer entgegensetzen kann, wird sich endgültig abermals kurzfristig entscheiden. Am Donnerstag mussten Lucas Barrios (Oberschenkelprobleme) und Kevin Großkreutz (Kniebeschwerden) mit dem Training aussetzen. Ein Ausfall dieser beiden Stammspieler wäre keine Kleinigkeit. Zwar konnte der BVB mit einer Ausnahme – Nuri Sahin – im Verlauf dieser Saison bislang alle Ausfälle durch Spieler wie Felipe Santana, Antonio da Silva, Ku­ba Blaszczykowski und sogar Ersatztorwart Mitch Langerak kompensieren, allerdings dürften diesen Kapazitäten bei ei­ner Verletztenliste, auf der be­reits Owomoyela, Kehl, jener Sahin und Kagawa stehen, irgendwann natürliche Grenzen gesetzt sein.

Wie dem auch sei. Dass es nicht nur eine gewisse Unruhe im Spiel des BVB in Mönchengladbach gab, sondern ob des geschmolzenen Vorsprungs im Titelrennen auch eine Aufgeregtheit bei den Menschen, ist Klopp nicht verborgen ge­blieben. „Nachdem ich mich in der Woche vorher noch un­zähligen Glückwünschen er­wehren musste, sind die Leute jetzt schon wieder unruhiger ge­worden.“ Er habe sie aber beruhigt. Er habe zwar nicht gewusst, dass das auch zu seinem Job gehört, aber er habe es gerne getan.

Klopp persönlich sei angespannt. Mit dem Anpfiff würde sich das aber lösen. „Denn wir können einen Haufen quatschen, am Ende müssen wir Samstag alles raushauen.“ Für den BVB geht es um nicht we­niger als den Titel, und dem käme man mit einem Sieg entscheidend näher. Vorfreude.